Elben Drachen Schatten
Hand.
Immer näher kam das Schiff der Koroi.
Kryll sah bleiche, vierarmige Gestalten.
Die Köpfe wurden gekennzeichnet von jeweils drei roten Augen.
Unterdessen war das Koroi-Schiff schon gefährlich nahe herangekommen. Es konnte kaum noch einen Zweifel daran geben, daß die GEEDRA geentert werden sollte.
Ring, warum tust du nichts? fragten Krylls Gedanken, aber der Ring von Kuldan zeigte nicht die geringste Reaktion.
Die Koroi schwenkten ihre Schwerter und riefen den Männern der GEEDRA ihre Schlachtrufe in einer längst vergessenen Sprache zu.
Plötzlich fühlte Kryll, wie der Ring an seiner Hand zu pulsieren begann. Eine seltsame Kraft strömte von ihm aus und durchflutete seinen gesamten Körper.
"Was soll geschehen?" schien der Ring zu wispern.
Kryll starrte den Ring wie gebannt an.
"Was kannst du tun?" fragte Kryll zurück.
"Ich kann Illusionen erschaffen. Tödliche Illusionen, die in gewisser Hinsicht ebenso real wie Wirklichkeit sind. Wer sie nicht als Trugbilder erkennt, stirbt an ihnen!"
"Dann hetze deine Trugbilder auf die Koroi!"
Krylls Worte waren ein Befehl.
Und der Ring gehorchte.
Das Wasser spritzte plötzlich zu hohen, merkwürdig gestalteten Wellen auf - Wellen, die kein Wind der Welt je so hätte auftürmen können!
Aus den Wellen formten sich innerhalb weniger Augenblicke Gestalten, die entfernt an menschliche Körper erinnerten. Wie gläserne Dämonen sahen sie aus. In ihren Händen hielten sie durchsichtige Schwerter, die Sonnenlicht brachen.
Auf Seiten der Koroi waren jetzt die ersten Schreie des Entsetzens zu hören.
Die ersten Glasdämonen, die Kryll mit dem Ring zum Leben erweckt hatte, erklommen bereits die Schiffswand des Koroi-Seglers.
Sie sprangen an den Deck und stürzten sich auf vierarmigen Koroi. Kryll, der dies von der GEEDRA aus beobachtete, konnte kaum glauben, daß die Wesen, die aus dem Wasser emporgestiegen waren, nichts als Trugbilder sein sollten!
Sie müssen mehr sein als das! durchzuckte es ihn.
Mit wuchtigen Hieben ihrer gläsernen Schwerter töteten die Wassermenschen einen Koroi nach dem anderen. Diese wehrten sich so gut sie konnten, aber es blieb ihnen letztlich nichts anders, als vor der Masse der Angreifer zurückzuweichen, die von allen Seiten die Schiffswände erklomm.
Schreie des Entsetzens gellten über das Meer zur GEEDRA hinüber. Es waren Todesschreie.
"Ist es nicht faszinierend, wie die Dämonen des Ringes unsere Feinde besiegen?" hörte Kryll den Namenlosen sagen.
Kryll selbst konnte diesem grausamen Schauspiel nicht die geringste Faszination abgewinnen.
Als die Wasserwesen den letzten der Koroi getötet hatten, sprangen sie zurück ins Wasser und lösten sich in ihm auf.
Ein Schauder lief über Krylls Rücken, während er das Koroi-Schiff führerlos umhertreiben sah. Es war eine gewaltige, kaum vorstellbare Macht, die ihm durch den Ring in die Hände gelegt war...
"Ich hoffe nur, daß unsere magischen Helfer immer auf unserer Seite kämpfen!" meinte Norjan. "Wenn es einmal anders kommen sollte - dann mögen uns die Götter gnädig sein!"
Kryll verzog den Mund zu einem dünnen Lächeln.
"Ich bin der Herr und der Ring ist mein Diener, Freund Norjan! Ihr könnt völlig unbesorgt sein!"
*
Die GEEDRA erreichte schließlich nun die Küste von Garam. Am Horizont sahen sie die Türme und Zinnen von Städten wie Lomoi oder Dagana.
Die Winde kamen günstig und so ging es schnell südwärts, ihrem Ziel entgegen.
Im garamitischen Hafen Koras legte man dann erneut an, um Nahrungsmittel an Bord zu nehmen. Aber schon bald ging es weiter.
Gerade hatte man Garhaven hinter sich gelassen, da war plötzlich ein Kreischen aus der Luft zu hören.
Die Männer blickten sich um und sahen einen schneeweißen, riesenhaften Vogel, der würdevoll seine Kreise zog.
Der weiße Vogel...
Ein Unbehagen überkam Kryll.
Es war ein weißer Vogel, der erschreckende Ähnlichkeit mit jenem Vogel besaß, den der Namenlose vom Himmel geschossen hatte...
'Du wirst großes Unglück über die Welt bringen!' hallte die Warnung des weißen Vogels in ihm wider.
Das Tier kam näher und näher und es war Kryll so, als würde es nun nicht mehr kreischen, sondern zu ihm sprechen.
"Kryll! Kehrt um, Kryll von Arkull! Werft den Ring von Euch! Der Ring bedeutet Macht, aber er wird sie Euch eines Tages auch wieder nehmen! Und haltet Euch von dem Spiegel von Uz fern! Der Spiegel bedeutete Wissen, aber Wissen bedeutet nicht Weißheit und so wird er Euch dabei helfen, Euch
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