Elben Drachen Schatten
Schicksal besiegelt...
*
Kryll konnte sich gerade noch den Spiegel hinter den Gürtel stecken, ehe er von einem der Eismenschen angegriffen wurde.
Er blickte in das konturlose Gesicht seines Gegenübers. Die Spitze des grauen Eisschwertes schnellte ihm entgegen und der König mußte sich alle Mühe geben, zu parieren und sich seiner Haut zu wehren.
Und dann war er auch schon mitten im Kampfgetümmel.
Ein eisiger Arm legte sich um den Hals des Königs.
Manhatte ihn von hinten gepackt.
Das Schwert, mit dem ohnehin kaum etwas auszurichten war, wurde Kryll aus der Hand gerissen. Dann bekam er einen Schlag, der ihm die Sinne raubte, und es schwarz vor seinen Augen werden ließ...
Der Namenlose stieß einen grimmigen Kriegsruf aus, als er sah, was mit Kryll geschehen war. Mit der Axt bahnte er sich einen Weg durch die Eismenschen, um zu ihm zu gelangen, während die Eisleute damit beschäftigt waren, den bewußtlosen König von Pragan auf eines ihrer Schiffe zu bringen.
Mit gewaltigen Hieben fuhr der Namenlose zwischen die Eismenschen und zerschlug das klirrende Eis ihrer Körper.
Kryll darf nichts geschehen! durchfuhr es seinen dunklen Metallkopf. Kryll war schließlich von Tarak dazu auserwählt worden, das Tor zum Schattenland zu bauen...
Erbarmungslos schlug der Mann mit der Zauberaxt auf die Eisleute ein und tötete einen nach dem anderen. Sobald er einen von ihnen erschlug, so schmolz dieser innerhalb eines Augenblicks zu gewöhnlichem Wasser, so daß die Planken zu Füßen des Namenlosen bereits glitschig geworden waren.
Der Namenlose hörte, wie sich die Eismenschen Worte und Befehle in einer für ihn unverständlichen Sprache zuriefen. Sie hatten viele aus der Besatzung der GEEDRA getötet, aber jetzt ließen sie mehr und mehr von den Praganiern ab, von denen sie wußten, daß sie den eisgrauen Klingen nichts entgegenzusetzen hatten.
Stattdessen konzentrierten sie sich auf den Namenlosen und griffen ihn immer wieder von Neuem an. Zeitweise umringten sie ihn zu zehnt, während der Namenlose seine rötlich schimmernde Axt mit tödlicher Genauigkeit zu schwingen wußte.
"Kryll!" rief er dabei, und versuchte verzweifelt, zu dem König von Pragan zu gelangen.
Der Namenlose wußte, daß sein Arm nie ermüden würde, selbst wenn er tagelang mit den Eismenschen hätte kämpfen müssen. Aber soviel Zeit hatte er nicht, denn Kryll war in ihrer Gewalt.
Nach einiger Zeit wichen die Eisleute zurück und ließen von dem Namenlosen ab. Doch da hatte eines der enternden Schiffe bereits wieder abgelegt.
Der Namenlose blickte sich um, aber von Kryll war nirgends etwas zu sehen. Es schien, als hätten die Eisleute ins Innere ihres Schiffes gebracht.
Mochten die Götter wissen, was ihnen am König von Pragan liegen mochte!
Vielleicht sind auch sie auf der Suche nach dem Ring und dem Spiegel! durchfuhr es den Namenlosen.
Den Legenden nach waren die Eismenschen ein sehr altes Volk, viel älter als die Menschheit.
Es war durchaus denkbar, daß sich bei ihnen Erinnerungen aus jener Zeit bewahrt hatten, in der noch eine Verbindung zwischen den Welten existierte und sie von dem Ring und dem Spiegel gehört hatten.
Aber wenn dem so war, weshalb vermuteten sie dann diese Artefakte an Bord der GEEDRA?
Und wie konnten sie gewußt haben, daß sich der Ring und der Spiegel nicht mehr an ihren angestammten Orten befanden? Nein, dachte der Namenlose. Dieses Motiv konnten die Eisleute kaum haben...
Es war einfach zu absurd.
Der Namenlose stürmte nun wild vorwärts, während die Eiskrieger vor ihm zurückwichen, um auf das zweite Eisschiff zu gelangen, das mit der GEEDRA noch immer durch eine Enterbrücke verbunden war. Der Namenlose passierte diese Brücke und befand sich dann an Bord des feindlichen Schiffes, umringt von Eisleuten.
Er trat etwas vor, die rötlich leuchtende Axt in der Rechten.
Einen Augenblick lang geschah gar nichts. Der Namenlose wußte, daß es im Augenblick wenig Sinn hatte, weitere Eismenschen zu erschlagen. So besann sich der Mann aus dem Schattenland eines Besseren.
"Versteht ihr meine Sprache?" rief er, während einige der Eisleute die Verbindung zur GEEDRA unteressen gelöst hatten.
Doch er erhielt keinerlei Antwort.
Sein Blick ging über die eisgrauen Aufbauten des Schiffes.
Eine Tür ging dort auf und einen spinnenartiges Wesen von der Größe eines Pferdes kam zum Vorschein. Es war genau wie Eisleute aus klirrendem, schmutzig-grauem Eis. Der Namenlose ersatarrte mitten in der Bewegung.
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