Elben Drachen Schatten
Kirad."
"Ich weiß."
Krune Drygvarrson umklammerte das Steuerruder. Er ließ die ORKZAHN eine halbe Drehung vollführen. Sie fuhr jetzt nicht mehr mit seitlichem, sondern mit Rückenwind.
In den nächsten Tagen geschah nichts Besonderes außer, dass der Wind immer mehr nachließ. Die See wurde spiegelglatt. Das Quadratsegel der ORKZAHN hing schlaff vom Gaffel herunter.
Schließlich gab es keine andere Möglichkeit, als dass die Männer der ORKZAHN an die Ruderriemen gingen, sollte die schnittige Skaid nicht mehr oder weniger ohne Kurs dahin dümpeln.
Keiner der orkischen Seefahrer murrte.
Es ist die Aussicht auf schnellen Reichtum, die ihre Arme stark macht, ging es Kirad Kiradssohn Elbenschlächter durch den Kopf. Die blanke Gier nach Gold. Aber ist sie nicht auch in deinem Fall die treibende Kraft, überlegte der Kapitän.
Er stand am Bug der ORKZAHN, dort wo der imposante Drachenkopf begann, der weit nach vorn ragte.
Einen Fuß stellte er auf die Außenwandung und blickte dem immer dunstiger werdenden Horizont entgegen.
Es ist nichts dagegen einzuwenden, Kirad, sagte eine Stimme in seinem Hinterkopf. Du darfst nur nicht zu leichtsinnig werden. Gier betäubt die Sinne und macht dich verwundbar.
Kirad lauschte dem regelmäßigen Geräusch, das das Eintauchen der Ruderblätter in das glatte grünblaue Wasser verursachte.
Aus dem Hintergrund heraus, wie aus weiter Ferne, hörte Kirad die Stimme von Yssgar Bogenschütze. Provozierend wandte sich der Ork an An-Shar, den Magier.
"Was ist, wie wäre es, wenn du deine Kräfte darauf verwendest für Wind zu sorgen, Magier?"
"Ich glaube, du überschätzt meine Möglichkeiten", erwiderte An-Shar in seinem akzentschweren Orkisch. Ätzender Spott mischte sich dann in seinen Tonfall, als er fortfuhr. "Dafür, dass ihr zu Reichtum kommt, werdet ihr schon noch einiges tun müssen."
Kirad nahm diese Unterhaltung nur ganz am Rande wahr. Er verengte ein wenig die Augen. Einige dunkle Punkte am Horizont fesselten seine Aufmerksamkeit.
Die Punkte wurden größer.
Kirad drehte sich plötzlich herum.
"Riemen aus dem Wasser!", rief er. "Sofort!"
Der Befehl des Kapitäns wurde befolgt.
Er wandte sich an Trurbjjan Axtschwinger, deutete gen Horizont. "Wofür hältst du diese kleinen Punkte dort, die aus dem Dunst heraustauchen?"
Trurbjjan blickte angestrengt drein, dann zuckte er die Achseln. "Schiffe, würde ich sagen."
"Gegen ein relianisches Handelsschiff hätte ich nichts einzuwenden", rief Krune Drygvarrson.
An-Shar, der Magier, mischte sich jetzt ein. Er ging in Richtung Bug, blieb in einigen Schritten Entfernung von Kirad stehen.
"Das sind keine Handelsschiffe", sagte er im Brustton der Überzeugung. "Es sind Kriegsgaleeren."
"Woher weißt du das?", fragte Kirad.
"Ich weiß es eben. Das sollte dir genügen."
Kirad gab Krune Drygvarrson den Befehl den Kurs zu ändern, um der herannahenden Flotte auszuweichen.
Die Punkte am Horizont wurden indes rasch größer. Es dauerte nicht lange bis Kirad erkannte, dass der Magier recht gehabt hatte. Es handelte sich tatsächlich um relianische Kriegsgaleeren.
Das Reich der Meeresherrscher war längst untergegangen. Die Inselgruppe, über die das relianische Imperium heute herrschte, stellte nur einen Abklatsch der einstigen Größe dar. Nominell unterstanden dem Imperium zwar noch immer die Küstenstaaten im Norden Lamarans, aber faktisch waren diese seit langem vollkommen unabhängig. Auf einen kärglichen Rest der ehemaligen Größe war das ruhmreiche Imperium geschrumpft und doch waren die Relianer noch eine bedeutende Seefahrernation, deren Schiffe an allen Küsten Midgards zu finden waren.
Ihre schnellen und wendigen Kriegsschiffe waren berüchtigt und bei den Gegnern gefürchtet.
Unter normalen Umständen wäre die Skaid der Orks gegenüber den Kriegsgaleeren im Vorteil gewesen, sofern es Wind gegeben hätte, wäre die ORKZAHN um einiges schneller als diese relianischen Kriegsgaleeren. Aber es herrschte Flaute, absolute Windstille und das Meer war spiegelglatt.
Das bedeutete, dass die größere Zahl der Ruderer über das Tempo entschied und dieser Vorteil lag nun eindeutig auf Seiten der Relianer.
Sie kamen rasch heran. Die Trommeln, die den Rhythmus für die Ruderer angaben, waren bereits dumpf zu hören.
Den Männern an Bord der ORKZAHN war ziemlich schnell klar, dass sie gegen diese Übermacht keine Chance hatten, wenn es zum Kampf kam. So gab es nur die Flucht.
Die Galeeren näherten sich. Der
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