Elben Drachen Schatten
Kapitän."
Kirad hielt das Amulett ins Licht, fuhr dann mit der Fingerkuppe darüber. Immerhin gab es jetzt so etwas wie einen greifbaren Beweis für die Geschichte An-Shars. Aber noch immer hatte Kirad Kiradssohn Zweifel. Er traute diesem Mann einfach nicht.
"Zurück zu deiner Geschichte", begann der Ork. "Unter Deck des bryséischen Seglers habe ich gesehen, dass du über erstaunliche Kräfte verfügst. Immerhin hast du meinen besten Bogenschützen außer Gefecht gesetzt, der dir liebend gern einen Pfeil ins Auge gejagt hätte."
"Ich bin ein umfassend gebildeter Gelehrter und war als solcher in verschiedenen Städten Bryseias tätig", berichtete An-Shar. "Unter anderem habe ich mich auch mit der Kunst der Magie befasst."
"Warum habt ihr diese Kunst dann nicht gegen jene Räuber angewandt, die euch damals in der Wüste von Elbenoi überfielen?"
"Gleich zu Beginn des Kampfes bekam ich einen Pfeil in den Rücken", sagte An-Shar. "Diese Verwundung setzte mich zunächst vollkommen außer Gefecht und ohne meine magischen Heilkräfte, hätte ich jenen Tag auch nicht überlebt. Im Übrigen machst du dir vielleicht eine falsche Vorstellung von meinen Fähigkeiten."
"Dann erkläre es mir genauer", forderte Kirad.
"Ich verfüge über gewisse Kräfte, die ich durch Konzentration meines Geistes mobilisieren kann, aber das ist oft abhängig von den Umständen, von der Umgebung. Die Hilfe übernatürlicher Wesen lässt sich nicht überall herbeirufen und im Übrigen sind meine Kräfte begrenzt, auch wenn dich mein Kunststück im Lagerraum des bryséischen Seglers anscheinend beeindruckt hat."
Kirad verzog das Gesicht.
"In einem scheinst du jedenfalls unschlagbar zu sein, An-Shar."
Der Magier hob die Augenbrauen. "Wovon sprichst du?"
"Von deiner Fähigkeit für alles eine Erklärung zu finden."
"Ich spreche nichts als die Wahrheit und ich gebe dir unverdientermaßen und nur durch die Umstände begründet, die Möglichkeit ein reicher Mann zu werden. Alles, was du tun musst, ist zur Mündung des Jasabil zu segeln, dann flussaufwärts bis zu einem Punkt, den nur ich kenne, um schließlich ein paar Meilen landeinwärts zu der Ruinenstadt zu reisen von der ich gesprochen habe. Ein Ort voller Reichtümer, den die Zeit und die Welt vergessen haben."
Der Magier machte eine weit ausholende Handbewegung. "Frage deine Männer, was sie darüber denken. Vielleicht können sie deine Zweifel zerstreuen."
Ein teuflisches Lächeln spielte jetzt um seine dünnen Lippen. "Oder sollte ich das vielleicht tun?"
Bis jetzt hatten sie bryséisch miteinander gesprochen, so dass die Männer von dieser Unterhaltung kaum etwas mitbekommen hatten. Sofern überhaupt, so sprachen die Besatzungsmitglieder der ORKZAHN nur sehr schlecht die Sprache Bryseias.
"Vielleicht ist es doch besser, wenn du sie vor diese Frage stellst", fuhr der Magier indessen fort, "denn meine Kenntnisse in Orkisch sind nicht so gut, dass ich mich besonders gewählt ausdrücken könnte."
Diese Sprache spricht er auch, ging es Kirad durch den Kopf. Dieser Mann schien tatsächlich so etwas wie ein Universalgelehrter zu sein. Ein Mann allerdings, der mit seinen Fähigkeiten eher hinter dem Berg hielt als sie offen zu demonstrieren.
Kirad betrachtete das goldene Amulett mit den eigenartigen Schriftzeichen. Warum eigentlich nicht, ging es ihm dann durch den Kopf. Nicht zum ersten Mal würde er mit der ORKZAHN einen Fluss hinaufrudern.
"Ich werde die Männer fragen", versprach Kirad, aber im Grunde seines Herzens war die Entscheidung längst gefallen. Die Neugier hatte ihn gepackt, was es mit diesem Schatz auf sich hatte. Die Gier nach Reichtum hatte Besitz von ihm ergriffen.
"Solltest du gelogen haben, Magier, dann werde ich dich töten!"
*
Stunden vergingen.
Die ORKZAHN war mit gutem Wind in südliche Richtung gesegelt.
Kirad zögerte noch auf den Vorschlag des Magiers einzugehen. In der rechten Hand hielt er das goldene Amulett.
Immerhin, ganz aus der Luft gegriffen konnten die Erzählungen des Magiers ja nicht sein. Irgendwoher musste das Gold, aus dem dieses Amulett geschmiedet war, schließlich stammen.
"Hört her, ihr Männer!", rief er schließlich. Er hielt das Amulett empor. "Dieses Gold stammt aus einem Schatz, der in einer Ruinenstadt in Elbenoi verborgen liegt. Jedenfalls sagt das unser Gefangener An-Shar. Wir werden also zur Mündung des Jasabil segeln und dieser Mann hier", Kirad deutete auf An-Shar, "wird uns zu jenem Ort führen, an dem er dies hier
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