Elben Drachen Schatten
Muskel zuckte unterhalb seines linken Auges. Dieser Mann wirkte sehr, sehr müde.
"Sieh mich an, Kapitän!", forderte der Magier in bryséischer Sprache. "Sieh mich an. Verstehst du jetzt? Begreifst du nun, warum ich meine magischen Kräfte nur dann anwende, wenn es keine andere Möglichkeit mehr gibt? Es kostet Kraft, so viel Kraft."
"Jedenfalls hast du bei mir was gut", erwiderte Kirad.
Ein zynischer Zug erschien um die Mundwinkel An-Shars.
"Möglicherweise werde ich eines Tages darauf zurückkommen, Kapitän."
*
Ein ganzer Tag noch verging, ohne dass Wind wehte, aber dann veränderte sich das Wetter. Dunkle Wolken zogen am Horizont auf und der Wind begann seine gewohnte Kraft zu entfalten. Die Wellen ließen das Schiff schaukeln.
An Bord der ORKZAHN wurde das Ersatzsegel aufgezogen. Bald schon nahm die ORKZAHN wieder gute Fahrt auf, Fahrt Richtung Südosten.
Am Tag orientierte man sich am Stand der Sonne, des Nachts an den Gestirnen.
Von Bord des bryséischen Seglers, den die Orks gekapert hatten, waren sämtliche Seekarten mit von Bord genommen worden.
Krune Drygvarrson stellte schnell fest, dass sie von außergewöhnlicher Qualität waren. "Viel besser und genauer als alle bryséischen Seekarten, die ich je zu Gesicht bekommen habe", erklärte er.
"Es sind meine Karten", erläuterte An-Shar. "Ich habe sie selbst angefertigt."
"Du bist ein Mann vieler Talente", stellte Kirad fest.
Hundert von Meilen auf dem Meer der Sieben Winde lagen vor den Männern der ORKZAHN.
Die Tage vergingen einer wie der andere. An-Shar unterstützte die Orks bei der Navigation. Er schien auch auf diesem Gebiet über erstaunliche Kenntnisse zu verfügen, die selbst die erfahrenen Seemänner aus dem Norden in Erstaunen versetzte.
Der Wind kam günstig und nahm von Tag zu Tag zu.
Nach einer Woche geriet die ORKZAHN schließlich in einen Sturm. Mehrere Männer gingen über Bord. Ihnen konnte nicht geholfen werden.
Einige Fässer mit Vorräten gingen ebenfalls verloren. In der Folgezeit mussten aufgrund der bei dem Sturm erlittenen Verluste, die Nahrungsmittel rationiert werden, was natürlich nicht gerade zur Verbesserung der Stimmung an Bord beitrug.
Immer wieder kam es zu Streitereien, mehrere Besatzungsmitglieder wurden krank. Es war zu vermuten, dass auch ein Teil der auf dem Schiff verbliebenen Vorräte schlecht geworden war.
Groß war daher der Jubel als endlich die Küste des Sultanats Moro am Horizont auftauchte. Im Hafen von Orsamanca wurden neue Vorräte aufgenommen, dann ging es weiter an der Lamaran-Küste entlang, Richtung Osten.
*
Die ORKZAHN erreichte den Hafen El-Daribar, der an der westlichsten jener unzähligen Mündungen gelegen war, in die sich der große Fluss Jasabil in seinem Delta verzweigte.
"Wir werden in El-Daribar anlanden müssen", erklärte An-Shar gegenüber Kapitän Kirad Kiradssohn Elbenschlächter.
"Ich sehe keinen Grund dafür", erklärte Kirad.
"Das liegt daran, dass du die Gegebenheiten im Delta-Gebiet des Jasabil nicht kennst. Der Fluss verzweigt sich in Hunderte von kleinen Kanälen und Abflüssen. Jemand, der hier nicht zu Hause ist, sollte einen einheimischen Führer bemühen."
Der Magier machte eine kurze Pause ehe er schließlich fortfuhr.
"So ein Führer wird sein Geld wert sein, glaubt mir. Im Übrigen wäre zu überlegen, ob wir nicht an der Küste entlang weiter bis nach Mokanesh segeln."
Mokanesh - der Name dieser Weltstadt war auch Kirad ein Begriff. Ihr Hafen im Westen des Jasabil-Deltas war einer der wichtigsten Handelsplätze an der Küste des Meeres der Sieben Winde.
"Vor langen Jahren bin ich einmal in Mokanesh gewesen", erklärte Kirad. "Es war in jener Zeit als ich an Bord des Handelsschiffs diente, das mein Onkel befehligte. Es ist eine gewaltige Stadt, gewaltiger als alles was ich zuvor gesehen hatte."
An-Shar nickte. "Ja, das ist wahr. Eine, der größten Städte der Welt und das seid sehr, sehr langer Zeit."
Ein verlorener, in sich gekehrter Blick stand jetzt in An-Shars Gesicht. Er wirkte fast ein wenig entrückt, gefangen von Erinnerungen. Ein eigenartiges Lächeln spielte um seine dünnen Lippen.
An-Shar schien seine ganz persönlichen Erinnerungen an Mokanesh zu haben.
"Aber die Reise nach Mokanesh wäre ein Umweg", stellte Kirad fest.
"Das ist richtig", bestätigte An-Shar. "Aber der Seitenarm des Jasabil an dem Mokanesh liegt, erlaubt Schiffen einen wesentlich größeren Tiefgang."
Kirad machte eine wegwerfende Handbewegung.
"Die Schiffe
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