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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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nur durch die Anwendung Weißer Magie gelangen könnte.
    Doch die Anwendung dieser Magie hatte nicht das bewirkt, was sich die Elben erhofft hatten. Stattdessen waren sie ins Nebelmeer geraten, und die Befürchtung, dort vielleicht für alle Zeiten umherirren zu müssen, hatte die Zahl derer, die unter der Krankheit des Lebensüberdrusses litten, sprunghaft in die Höhe steigen lassen.
    Ein Meer, in dem es offenbar keine Inseln gab, keine Möglichkeit, sich zu orientieren – der Albtraum eines jeden Seefahrers schien für die Elben wahr geworden zu sein. Erst diese Küste, die sie entdeckt hatten, war nach langer Zeit wieder Anlass zur Hoffnung gewesen.
    »Ich brauche dieses Land nicht zu betreten, um zu wissen, dass es mit der Herrlichkeit der Gestaden der Erfüllten Hoffnung nichts gemein hat«, sagte Ruwen, und ihre Stimme klang dabei fest und entschieden.
    »Warten wir ab, bis unsere Kundschafter zurück sind«, entgegnete Nathranwen sanft. »Sie werden uns sagen, ob wir es tatsächlich nur mit einem schroffen, von wilden Schattengeschöpfen bevölkerten Eiland zu tun haben oder ob dies nur ein kleiner und vielleicht gar nicht repräsentativer Teil eines Kontinents ist, der uns viele noch ungeahnte Möglichkeiten bietet.«
    Ruwen lächelte matt. »Ihr sehnt Euch auch nach einem Ende unserer Reise, richtig?«
    »Ihr nicht?«
    »Ja ― aber die Frage ist, wo sie endet.«
    »Man sollte sich niemals mit zu wenig zufrieden geben, das stimmt«, sagte Nathranwen. »Aber die Meisten unseres Volkes fürchten sich davor, dass wir uns, wenn wir die Küste verlassen, wieder in der Sargasso-See verirren, gefangen im ewigen Nebel und ohne Hoffnung, jemals wieder hinauszufinden.«
    Ruwen nickte und murmelte: »Der Kampf, von dem ich träumte, tobt wahrscheinlich zurzeit in der Seele eines jeden Elben.«

    Bis zum Einbruch der Dunkelheit suchten Prinz Sandrilas und seine Krieger in der kargen, felsigen Landschaft nach Spuren der Geflügelten. Doch die affenartigen Bestien hatten sich offenbar zurückgezogen.
    Immer wieder hielt die Gruppe an, und dann lauschten die Elben nach den schrillen Lauten, mit denen sich die Kreaturen auf primitive Weise zu verständigen schienen. Doch diese Laute waren immer schwerer auszumachen. Selbst ein Elb mit einem derart feinen Gehör wie Prinz Sandrilas konnte schließlich nicht mehr genau die Richtung ausmachen, aus der ihre Schreie kamen.
    »Kein Wunder, dass sie so schnell einen so großen Vorsprung gewinnen konnten«, äußerte Merandil der Hornbläser. »Sie können fliegen, während wir uns durch unwegsames Gelände schlagen müssen.«
    Sandrilas blieb zum wiederholten Mal stehen. Die Gruppe befand sich auf einem schmalen Grat. Der Elbenprinz ließ den Blick seines gesunden Auges über die Umgebung schweifen, die seit Einbruch der Dämmerung nur noch aus Schatten zu bestehen schien.
    »Es ist seltsam«, gestand er. »Als wir zum ersten Mal den Strand dieser eigenartigen Küste betraten, hatte ich Mühe, mein Gehör von all den Lauten abzuschirmen, die zwischen den Felsspalten widerhallten. Und jetzt ist da nichts mehr, so als wäre alles Getier plötzlich geflohen. Selbst die Möwen sind nicht mehr zu hören.«
    Thamandor, den man »Thamandor den Waffenmeister« nannte, streckte die Hand aus und deutete in die Ferne, zu einem Berg, der sich als riesenhafter Schatten im Nebel erhob. »Sieht noch jemand außer mir das Licht?«
    »Was für ein Licht?«, fragte Siranodir mit den zwei Schwertern.
    »Ihr müsst euch konzentrieren …«
    Einige Augenblicke lang war es ruhig.
    »Das ist ein Feuer!«, sagte Merandil schließlich.
    »Wenn es ein Feuer ist, so kann es nichts mit den Geflügelten zu tun haben«, meinte Thamandor.
    Merandil hob die Brauen. »Wie kommt Ihr zu diesem voreiligen Schluss, Waffenmeister?«
    Thamandor zuckte mit den Schultern. »Traut ihr diesen Bestien etwa zu, ein Feuer entfachen zu können? Die würden sich dabei die Affenpelze versengen.«
    »Nun, vielleicht unterschätzen wir die Geflügelten auch«, meinte Sandrilas. »Denkt daran, dass sie Waffen aus Eisen tragen. Sie sind nicht so primitiv, wie es den Eindruck hat.«
    »Ich schätze eher, dass sie die Überreste einer längst untergegangenen Kultur sind«, äußerte Thamandor. »Sie sind degeneriert und entwickelten sich zurück, und jetzt sind sie kaum mehr als Tiere.«
    »Aber ihre Waffen«, wiederholte Prinz Sandrilas. »Sie erschienen mir nicht sehr alt.«
    »Vielleicht haben wir es mit den Geschöpfen eines

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