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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Er hatte einfach keinen Bezug dazu gefunden und beobachtete mit neidvoller Verwunderung, wie insbesondere die seegeborenen Elben aus der Färbung des Wassers und den Zeichen des Himmels so leicht zu lesen vermochten wie ein Fährtensucher vom alten Schlag es bei den Zeichen des Landes vermochte.
    In seinen von Schwermut geprägten Phasen hatte Lirandil dies als Bestätigung dafür gewertet, dass seine Zeit vorbei war und er sich offenbar nicht mehr an die Gegebenheit der Gegenwart anzupassen vermochte. Eine Aufforderung, dem Drang des Lebensüberdrusses nachzugeben. Hatte er nicht alles gesehen, alles erlebt und alles erfahren? Warum diesen Weg in eine Zukunft fortsetzen, die ihm fremd geworden war?
    Große Hoffnungen hatte das Erreichen dieser wie eine Schattenlinie aus dem Nichts des Nebels auftauchende Küste in Lirandil geweckt. Vielleicht war es das Beste, dieses real existierende Land zur neuen Heimat zu erklären, anstatt einer Chimäre nachzujagen, die vielleicht unerreichbar war.
    Eine freudige Zuversicht, die Lirandil selbst am meisten erstaunte, hatte ihn für einige Zeit gepackt. Doch dies war nur ein Strohfeuer der Hoffnung gewesen, mehr nicht, wie sich bald herausstellen sollte. Denn diese Zuversicht war längst neuer Skepsis gewichen. Lirandil glaubte nicht, dass dieses von Nebelbänken umwaberte Land voller Schattengeschöpfe und finsterer Magie wirklich zur neuen Heimat der Elben werden konnte. Dem war selbst eine ungewisse Zukunft auf schwankenden Schiffsplanken vorzuziehen, wie er fand.
    »Geht Ihr voraus, Lirandil!«, sagte Prinz Sandrilas.
    Dieser nickte nur. Große Worte waren nicht die Sache des Fährtensuchers. Er galt als schweigsam und pflegte sich, wenn überhaupt, nur sehr knapp zu äußern.
    Sandrilas folgte ihm. Thamandor der Waffenmeister und Merandil der Hornbläser bildeten die Nachhut. Beinahe lautlos und nach der leichtfüßigen Art der Elben bewegten sie sich vorwärts.
    Sandrilas hatte bereits vor einiger Zeit einen befremdlichen Geruch bemerkt. Einen Geruch, der ein altes Grauen berührte, das irgendwo tief in seiner Seele verborgen lag. Ein Schrecken, an dessen Existenz der einäugige Elbenprinz nur ungern erinnert wurde.
    Lirandil der Fährtensucher drehte sich kurz um, während Sandrilas stehen blieb, und da roch auch er es: den Geruch von verbranntem Fleisch, gemischt mit einer Nuance, die auf eine grauenerregende Art und Weise sehr vertraut war.
    Erschreckend vertraut …
    Der Fährtensucher wechselte einen Blick mit dem Einäugigen, und jeder wusste vom anderen, dass dessen empfindsame Sinne dasselbe wahrgenommen hatten. Es brauchte nicht ein einziges Wort darüber verloren zu werden.
    Was für ein Schrecken mochte sie im Lager der Geflügelten erwarten? Sandrilas legte eine Hand um den Schwertgriff. Geduckt und wie lautlose Schatten schlichen sie sich an das Lager heran.
    Es war kein gewöhnliches Feuer, das dort brannte, das erkannte Sandrilas gleich auf den ersten Blick. Es war blendend weiß, und selbst ein furchtloser Elb musste sich zwingen, in diese gleißende Helligkeit zu schauen. Den geflügelten Affen erging es offenbar ähnlich. Diejenigen unter ihnen, die sich in der Nähe des Feuers befanden, hatten den Blick von den Flammen abgewandt.
    Etwa zwei Dutzend Affenartige gruppierten sich um die Feuerstelle, doch es war kein Brennholz zu sehen. Stattdessen loderten die grellweißen Flammen aus einem grünlich schimmernden Stein hervor, und manchmal nahmen auch die Flammen diesen Grünton an, die dann auch etwas höher flackerten.
    Der Geruch von verbranntem Fleisch wurde nahezu penetrant und war für die feinen Elbensinne kaum noch erträglich. Im flackernden Feuerschein war zu erkennen, wie einige der Geflügelten an Knochen nagten, bevor sie diese dann auf einen Haufen warfen. Auch waren schmatzende Geräusche zu vernehmen. Von dem schrillen Gekreische, das ansonsten für einen Elben meilenweit zu hören war, drang kaum etwas über den engeren Umkreis des Lagers hinaus. Die Lautäußerungen der Affenartigen wirkten auf Sandrilas sehr gedämpft, so als wollten sie tatsächlich unter allen Umständen vermeiden, von jemandem bemerkt zu werden. Die Frage war nur, ob der Grund dafür tatsächlich die Furcht vor Verfolgern war oder vielleicht, weil die Geflügelten nicht hungrige Artgenossen anlocken wollten, mit denen sie ihr Fleisch hätten teilen müssen.
    Sandrilas bemerkte einen Affenartigen, der offenbar seine abendliche Mahlzeit bereits beendet hatte. Er spielte

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