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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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sich ging. Dumpfe, summende Geräusche kamen von dort. Laute, die an wütende Insektenschwärme, manchmal auch an einen Chor von Stimmen erinnerten und die bedrohlich anschwollen.
    Niemand sprach mehr ein Wort. Die Männer starrten auf die Tore von Xarors Tempel, so als erwarteten sie, dass in Kürze etwas daraus hervorkäme. Etwas, von dem sich keiner der Anwesenden auch nur eine Vorstellung zu machen vermochte.
    Pantall spürte, dass seine Soldaten von Angst ergriffen wurden. So manch einer der Elitekrieger der Norischen Garde legte die Hand an den Griff seines Schwertes.

    Im Inneren der Tempelmauern – unsichtbar für Hauptmann Pantall und seine Männer – hatte der schwarze Fleck auf dem Boden der Haupthalle seine Ausdehnung verdreifacht. Die schwarze Pfütze aus einer zähflüssigen, jedes Licht verschlingenden Substanz war zu einem kleinen See geworden, der sich entgegen aller sowohl Rhagar als auch Elben bekannten Naturgesetze die Treppenstufe vor dem Altar emporgedrückt hatte und nun bis auf Schrittlänge an dessen Sockel heranreichte.
    Das Knochenmobile begann zu tanzen. Ein eisiger Hauch drang aus der unergründlichen Schwärze hervor, und die magischen Artefakte, die sowohl auf dem Altar lagen, als auch an den Wänden hingen, begannen zu zittern und zu klappern.
    Gleichzeitig schwollen die Summgeräusche, die auf irgendeine geheimnisvolle Weise dem dunklen Fleck entstiegen, zu einer Intensität an, die es kaum einem Diesseitigen möglich gemacht hätte, sich in diesem Moment im Inneren des Tempels aufzuhalten.
    Die Artefakte auf dem Altar begannen sich zu bewegen, darunter auch die beiden Zauberstäbe des Augenlosen Sehers – Xarors Bruder –, die der Axtkrieger und seine Truppe von sechsfingrigen Kampfgnomen aus König Keandirs Verlies in Elbenhaven gestohlen hatten. Das durch die hohen Fenster einfallende Licht ließ den geflügelten Affen aus Gold an der Spitze des hellen Stabes aufleuchten, sodass der geschrumpfte Totenschädel an der Spitze des dunklen Stabs angestrahlt wurde.
    Ein seltsam geformtes Zepter fiel vom Altar zu Boden. Es war aus purem Gold, hatte die Form eines Baums und gehörte zu den zahlreichen Kultgegenständen, die Magolas und sein Heer aus den Sonnentempeln von Karanor geraubt hatten.
    Das Zepter blieb nur für einen Moment auf dem Boden liegen, dann rollte es auf die Finsternis zu und verschwand darin. Andere Kultgegenstände purzelten ebenfalls vom Altar und wurden von der Finsternis verschlungen, die sich daraufhin weiter ausdehnte. Blitze zuckten über die Oberfläche des schwarzen Flecks.
    Kraft … So viel Kraft …
    Seit Äonen hatte sich Xaror nicht mehr so mächtig gefühlt. Der Augenblick, da es ihm endlich möglich sein würde, sein unfreiwilliges Exil im Limbus zwischen den Welten zu verlassen, war nahe. Aber ihm war bewusst, dass er vorsichtig zu Werke gehen musste, wenn er den Erfolg nicht gefährden wollte. Es kam auf den richtigen Zeitpunkt an. Einen Zeitpunkt, an dem sich die Zeitlinien kreuzten und verzweigten und ein neues Schicksal in die Wege geleitet werden konnte, das jenes ablöste, welches König Keandir geschaffen hatte.
    Es drängte ihn, in die Welt der Diesseitigen zurückzukehren. Die Menge an magischen Artefakten, die seine Sklaven gesammelt hatten – zuletzt der Axtherrscher der Trorks und Magolas -, reichte dazu längst aus. Und doch musste er noch warten, bis der richtige Augenblick gekommen war.
    Eine andere Sache aber duldete keinerlei Aufschub mehr. Der Angriff auf den König der Elben und dessen Ausgang hatte ihm dies klargemacht. Die magische Kraft Keandirs wuchs, er wusste die Finsternis seiner Seele inzwischen besser zu nutzen, und was Xaror dabei am meisten ärgerte, war die Tatsache, dass er selbst ihn durch seinen Angriff erst dazu animiert hatte. Aber entsprach das nicht einem Naturgesetz? Viel Gift tötet. Ein bisschen Gift weckt die Widerstandskraft. Er hatte den Fehler begangen, seinen Gegner zu unterschätzen, und war deshalb mit einer zu geringen Streitmacht gegen ihn vorgegangen. Doch dies ließ sich korrigieren.
    Ein halb kichernder, halb glucksender Laut erfüllte die große Haupthalle des Tempels, und einer der Schädel, die an den Fäden von der Decke hingen, zersprang, und Knochensplitter fielen in den dunklen Fleck; Blitze zuckten dort, wo sie in der Finsternis verschwanden.
    Xaror würde Keandir bekämpfen müssen. Je länger er wartete, desto größer wurde des Königs Macht. Also würde er Keandir und der Welt eine

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