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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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konnte sich nicht vorstellen, dass Xaror sie nur aus reinem Mitgefühl noch mit der Essenz des Lebens versorgen würde, sobald er den Großkönig der Rhagar nicht mehr brauchte.
    Aber auch dieser Tag würde kommen. Magolas sah ihn bereits heraufdämmern. Xarors Kräfte wurden immer stärker, und es war fraglich, wie lange er noch auf einen Stellvertreter angewiesen war. Einen Platz an seiner Seite hatte er Magolas versprochen, als Vasall und Gefolgsmann.
    Doch es würde Xarors Reich sein, was entstehen würde, nicht mehr das Magolas'. Der Großkönig sah seine Situation realistisch. Und doch blieb ihm keine andere Wahl: Er war ein Verdammter, gefangen in einem Netz schicksalhafter Verstrickungen, das andere gesponnen hatten und aus dem er sich nicht mehr befreien konnte.
    Der Großkönig wandte zuerst den Kopf und lenkte dann sein Pferd mit einem Gedankenbefehl herum, sodass er in jene Richtung schauen konnte, aus der er und sein Gefolge gekommen waren. Sie befanden sich auf einer grasbewachsenen Ebene an der Grenze zwischen Karanor und Norien. Die Wälder Karanors bedeckten einem grünen Band gleich den Horizont im Osten.
    »Was ist los, Herr?«, fragte der Offizier, der den Trupp norischer Söldner anführte. Er hieß Orantos und war von Magolas in den Rang eines Oberst befördert worden, nachdem der vorhergehende Kommandant seiner Leibwache offenbar Verbindungen zu einer Widerstandsgruppe aufgenommen hatte, die vornehmlich aus verbannten Mitgliedern der aybanitischen Sonnenpriesterschaft bestand. Magolas hatte sie aus den heiligen Orten Om-Dagar und Yras vertrieben, und sie hatten zunächst nach Pondia ins Exil gegen müssen, der Hauptstadt des Reichs der Halblinge von Osterde. Dann, nachdem Osterde dem Großkönig tributpflichtig geworden war und die angrenzenden Rhagar-Staaten Marana und Haldonia Bündnisverträge mit dem Magolasischen Reich schlossen, hatte die Bruderschaft der aybanitischen Sonnenpriester Asyl im Reich der Blaulinge gefunden. Aber dort waren sie so weit entfernt, dass Magolas keinen Schaden mehr von ihnen erwartete. Hin und wieder schickte er ihnen ein paar gedungene Assassinen, die er vorzugsweise aus den Reihen der Aybaniter rekrutierte. Aber inzwischen waren die Exil-Priester sehr misstrauisch geworden gegenüber den eigenen Landsleuten, vor allem dann, wenn diese angeblich zu ihnen über die maduanitische Grenze flohen.
    Orantos’ Amtsvorgänger war in Aratania öffentlich geköpft worden. Orantos konnte sicher sein, dass es ihm genauso ergehen würde, käme auch nur der kleinste Zweifel an seiner Loyalität auf.
    »Spürt Ihr eine Gefahr, Herr?«, fragte Obert Orantos, nachdem ihm Magolas noch immer nicht geantwortet hatte. Natürlich wusste Orantos, dass die Sinne des Großkönigs denen eines Rhagar weit überlegen waren und er darüber hinaus Dinge und Ereignisse auch durch seine magische Befähigung wahrnehmen konnte. Aber Orantos übte sein Amt noch nicht lange aus und hatte zuvor Dienst getan in einer Abteilung der norischen Garde, die mit der Bewachung von Palastgebäuden in Aratania betraut war. So hatte er kaum direkten Kontakt zum Herrscher oder seinen Angehörigen gehabt und war mit den Eigenheiten seines Königs kaum vertraut.
    »Schweig!«, zischte dieser zornig, und seine Hand legte sich um den Griff des Schwerts an seiner Seite. Er richtete sich im Sattel gerade auf, und seine Augen wurden sehr schmal, während er zum Waldrand schaute. Dunkle Punkte rasten über den Himmel, so schnell, dass ein menschliches Auge unmöglich Einzelheiten erkennen konnte. Flüchtige Schatten, die einem Schwarm aufgescheuchter Abendsegler ähnelten.
    Aber Magolas’ Elbenaugen konnten trotz der großen Geschwindigkeit und der enormen Höhe dieser Schatten erkennen, um was es sich wirklich handelte. Er sah die Schar der Fledertiere und die Körbe auf ihren Rücken, in denen sich die katzenartigen Kreaturen befanden. Dass sie so winzig wirkten und von den Menschen kaum bemerkt wurden, lag an der großen Entfernung. Magolas' Elbenaugen aber konnten die Größenverhältnisse auch bei dieser hohen Distanz richtig abschätzen, und so erkannte er, dass dort ein Heer von fliegenden Ungeheuern durch den grau gewordenen Himmel flog.
    Eine Armada der Lüfte, geschaffen um zu töten und zu vernichten! Geschöpfe des Limbus. Kreaturen, die Xaror in diese Welt geholt und denen er einen Auftrag gegeben hatte. Schauder erfassten Magolas. Er hatte die dunkle Aura dieser Geschöpfe schon erspürt, noch eher

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