Elben Drachen Schatten
Feinjustierungen an den Schaltern und Hebeln vor, die sich an der Verdickung in der Mitte der Waffe befanden, dann richtete er die Spitze in Richtung der Angreifer.
Doch bevor er den ersten Schuss abgab, beobachtete Keandir durch das Rohr des Ferngesichts, wie mehrere der Fackeln von den Katzenkriegern aus den Körben geworfen wurden. Sie landeten an verschiedene Stellen auf einem der kargen, teilweise schneebedeckten Berghänge. Dort brannten sie weiter, loderten noch heller, schienen die Berghänge hinabzurollen – aber einige rollten merkwürdigerweise auch nach oben. Keandir schaute genauer hin und erschrak: Flammenwesen liefen tänzelnd über den unwegsamen Untergrund.
Er wies Yintaril den Scharfäugigen auf die Feuerkreaturen hin. Daraufhin betrachtete sich dieser die Flammengeister durch das Rohr des Ferngesichts, und seine Miene verfinsterte sich. »Dort liegt die Elbensiedlung Hochheim. Sie besteht nur aus wenigen Gebäuden.«
»Die Flammenwesen wollen sie niedermachen«, erkannte Keandir.
Die Elben auf dem Turm lauschten, und auch Thamandor der Waffenmeister rührte sich für einige Augenblicke nicht. Die Schreie drangen ganz leise bis zum Gipfel des Elbenturms, und jeder außer Siranodir hörte sie; sie ließen den Elben das Blut in den Adern gefrieren.
Grimm erfasste Keandir angesichts der Gnadenlosigkeit, mit der diese Wesen vorgingen. Die Schreie erstarben nach kurzer Zeit. Die Flammenwesen verloschen, so als wäre ihr magisches Feuer aufgebraucht; jedenfalls war nach kurzer Zeit nichts mehr von ihnen zu sehen.
»Wenn jemand noch Zweifel an den Absichten dieser Kreaturen hatte, so dürften die nun wohl ausgeräumt sein«, sagte Sandrilas zerknirscht.
»Welch eine Ironie«, murmelte hingegen Keandir. »Die Mächte der Finsternis kämpfen mit Feuer. In der Tat scheint die Welt aus den Fugen zu geraten.«
5. Kapitel
Die Schlacht um den Elbenturm
Thamandor schoss mit dem Flammenspeer. Der Feuerstrahl zog sich gerade wie ein Strich durch die Nacht und traf eines der Riesenfledertiere. Die Flügel geriten in Brand. Die Kreatur flatterte wild und stieß schrille Schreie aus, die - ähnlich den Rabenschreien - selbst auf die Entfernung in den elbischen Ohren schmerzten. Aber diesen Schreien haftete keine dunkle Magie an, wie es bei den Raben der Fall gewesen war, und so vermochten sie den Geist eines Elben nicht zu zerreißen.
Die Katzenkrieger sprangen brennend in die Tiefe. Das Fledertier stürzte ab und landete auf einer vom Mond beschienenen Schneeflächen, wo die Überreste zu Asche zerfielen und von einem leichten Fallwind in die Gegend verstreut wurden.
Den Sturz aus so großer Höhe überlebten die Katzenkrieger nicht. Einzig die Feuerwesen, die ihren magischen Fackeln entsprangen, existierten noch für eine gewisse Zeit, ehe die magische Kraft, die sie zum Leben erweckt hatte, nachließ und sie eines nach dem anderen einfach verloschen wie flackernde Kerzenlichter im Nordwind.
»Zumindest gibt es keine Magie, die unsere Feinde gegen den Flammenspeer schützt«, stellte der Waffenmeister zufrieden fest und nahm gleich das nächste Riesenfledertier unter Beschuss. Erneut traf der Strahl sein Ziel und vernichtete gleich auch noch ein zweites und drittes Fledertier samt Besatzung.
Wieder gellten Todesschreie zum Gipfel des Elbenturms herüber. Aber diesmal waren es die Schreie der Angreifer, denn Thamandor setzte den Flammenspeer rücksichtslos ein. Der Strahl aus züngelndem Feuer, der die Nacht zeitweilig zum Tag machte, sengte durch die Reihen der Angreiferhorden. Dutzende fielen brennend vom Nachthimmel, und ihr Gekreische bildete einen grausigen Klangteppich.
Unablässig betätigte der Waffenmeister den Abzugshebel des Flammenspeers und sandte den feurigen Tod jenen, die offenbar ganz Ähnliches über die Elbenheit bringen wollten.
Innerhalb weniger Augenblicke hatte der elbische Waffenmeister Dutzende von Fledertiere vernichtet. Aber ihre Zahl war groß. Zu groß vielleicht, um sie mit einem einzigen Flammenspeer auf Dauer abwehren zu können. Und auf ihr eigenes Leben nahmen diese Geschöpfe der Finsternis kaum Rücksicht. Jedenfalls wichen sie nicht zurück, und auch schwerste Verluste hinderten sie nicht daran, ihren Weg unbeirrt fortzusetzen.
Anstatt das Tempo weiter zu drosseln, beschleunigten viele der Fledertiere sogar ihren Flug, da sie offenbar annahmen, dass dies die Wahrscheinlichkeit eines Treffers verringerte. Außerdem fächerten sie ihre Formation auf und bildeten
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