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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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auf eine Weise, die ihm selbst unbekannt war, auf sich und sein Schwert zu übertragen und sie damit gleichzeitig zu schwächen.
    Auch Prinz Sandrilas hielt sich wacker. Er schaffte es, Dutzende von Flammenkriegern so lange auf Distanz zu halten, bis ihre Existenz endete. Gleiches galt für Siranodir mit den zwei Schwertern. Yintaril der Scharfäugige und der Wachmann Shorindorn konzentrierten sich darauf, mit ihren Einhandarmbrüsten die unablässig herannahenden Riesenfledertiere zu vernichten. Für jene Katzenkrieger, die es bereits geschafft hatten, auf dem Turm abzuspringen, waren die Bolzen einfach zu kostbar; sie ließen sich auch mit einem Schwertstreich erledigen.
    Doch irgendwann – das war deutlich absehbar – würden die magischen Bolzen verbraucht sein, und auch Uéndorn der Starke hatte kaum noch Pfeile, um den Flugungeheuern in die Augen zu schießen, sodass sie orientierungslos abdrehten. Und schließlich würden auch die Arme der Elbenkrieger ermüden, und sie würden sich gegen die unheimlichen Flammenkreaturen und ihre mörderischen Feuerklingen nicht mehr wehren können.
    Die Sonne erhob sich hinter den schneebedeckten Gipfeln Hoch-Elbianas, und das einzigartige Spiel der Farben setzte ein, das an jedem Morgen anders war. Die Riesenfledertiere, welche die Manufaktur auf dem Elbenturm umkreisten, waren dadurch besser zu sehen. Die triumphierend geschwungenen brennenden Fackeln der Katzenwesen in ihren Körben leuchteten noch in großer Entfernung wie flackernde Morgensterne.
    Schließlich versuchten die Katzenkrieger auf den sich nähernden Riesenfledertieren nur noch, ihre Fackeln so abzuwerfen, dass sie auf dem Turm landeten, sodass dort die Flammenwesen entstanden und den Kampf gegen die Elben aufnahmen. Aber zumeist gelang ihnen dies nicht, denn Uéndorns Pfeilbeschuss und die Bolzen aus den Einhandarmbrüsten hielten die Feldertiere entweder auf Distanz, oder Elbenkrieger wehrten die geschleuderten Fackeln mit Schwertstreichen ab, sodass sie in die Tiefe fielen. Wenn sie dann gegen die Felsen schlugen, lösten sich die Flammenwesen doch noch von den Fackeln und kletterten die Steilwände empor, aber keiner dieser Feuerdämonen existierte lange genug, um es bis auf dem Turm zu schaffen.
    Schließlich gelang es dem König und seinen Kampfgefährten sogar, den Hauptturm von Katzenkriegern und Flammendämonen gänzlich zu säubern. Keandir hielt den Griff Schicksalbezwingers mit beiden Händen. Die Klinge glühte noch, und die Stelle, an der das Schwert einst während des Kampfes mit dem Furchtbringer geborsten war, wirkte wie eine grellweiße Markierung aus gleißendem Sonnenlicht.
    Keandir atmete tief durch. Die Kraft, die aus den Feuerdämonen in ihn übergegangen war, verflüchtigte sich allmählich wieder. Eine Empfindung, die für Keandir durchaus zwiespältig war. Es war wie ein unstillbarer Hunger gewesen, den er verspürt hatte, ein Hunger nach der Kraft der Flammenwesen, von der er einfach nicht genug hatte kriegen können. Ihm wurde klar, dass er zeitweilig vollkommen die Kontrolle über sich verloren gehabt hatte, dass er ein anderer gewesen war.
    War es das, wovor er sich immer insgeheim gefürchtet hatte? Dass die Kräfte, die in ihm schlummerten, sich ihren Weg bahnten wie ein mächtiger Fluss, der sein angestammtes Bett verließ, alle Deiche und Dämme durchbrach und den nichts mehr aufzuhalten vermochte? Er hatte sich immer dagegen gewehrt, zum Spielball magischer Mächte zu werden, gleichgültig ob es sich dabei um Mächte der Finsternis handelte oder um denen des Lichts.
    Langsam nur beruhigte sich seine Seele, ordnete sich die Flut der Gedanken, die den Elbenkönig beherrschten. Bündele deine Kraft, oder sie ist vergeudet! Ein altes Axiom des Schamanenordens; sein Seelenmeister Maéndir hatte ihm das einst während seiner Ausbildung eingeschärft – damals, während der großen Seereise der Elbenheit. Unvorstellbar lang war dies inzwischen her, jedenfalls nach Keandirs Empfinden. So lange, dass es ihm manchmal schon wie die Erinnerung an einen verblassenden Traum erschien und er zu begreifen begann, was die uralten, in Athranor geborenen Elben damit meinten, wenn sie sagten, wie schwer es sei, die Vergangenheit festzuhalten. Sie begann irgendwann einfach zu zerrinnen und sich aufzulösen, und die Betreffenden erzählten sich selbst Geschichten über lange zurückliegende Taten , die zwar noch einen Kern Wahrheit hatten, aber ansonsten mehr den eigenen Wunschdenken und der

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