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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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verloren, sodass er relativ leichtes Spiel mit ihnen hatte. Schließlich verebbte der Angriff und ebenso das Triumphgeheul der Katzenkrieger auf den anderen Wachtürmen.
    Keandir hielt inne. Hoch aufgerichtet stand er auf der Brüstung des Hauptturms, den Griff des glühenden Schicksalsbezwingers mit beiden Händen umfasst. Er ließ den Blick seiner vollkommen schwarzen Augen schweifen, sah die Armada der herannahenden Riesenfledertiere, sah die blutigen Spuren des grausigen Gemetzels im Hof der Manufaktur und spürte, dass da noch etwas war. Etwas Bekanntes. Eine vertraute und doch gleichzeitig so fremde Seele.
    »Andir!«, murmelte er.

    Thamandor schoss seine beiden letzten Giftbolzen ab und traf damit jeweils eines der Riesenfledertiere, die daraufhin samt ihrer Besatzung vom Giftbrand zerfressen wurden. Die unförmigen, gallertartigen Klumpen fielen in die Tiefe und zerplatzten, als sie auf die scharfen Felskanten aufschlugen.
    Yintaril hinderte mit seinem letzten Schuss ein Riesenfledertier an der Landung im Hof der Manufaktur. Shorindorn verwendete seine beiden verbleibenden Bolzen dafür, einen erneuten Angriff auf den Hauptturm abzuwehren.
    Uéndorn der Starke verschoss mittlerweile ausschließlich Pfeile, die zuvor bereits in den Körpern von niedergemachten Katzenkriegers gesteckt hatten. Einem der Fledertiere jagte er einen Pfeil in den Mund; die Spitze durchschlug den Schädelknochen und drang ins Gehirn des Flugungeheuers, sodass der gewaltigen Körper mit seinen ausgebreiteten Schwingen zu Boden segelte. Allerdings ging das verendende Fledertier im Hof der Manufaktur nieder und rammte gegen den Südturm. Die Besatzung wurde aus dem Korb geschleudert und prallte auf das Hofpflaster, so hart, dass keine der Kreaturen überlebte.
    Nur für die Flammendämonen ihrer Fackeln galt das nicht. Diese lösten sich von den Fackeln und suchten nach etwas, das sie während ihrer kurzen Existenz töten konnten. Denn dazu waren sie gerufen worden.
    In diesem Moment bildete sich auf dem gepflasterten Untergrund des Innenhofs ein grellweißer Punkt, der so stark leuchtete, dass er die Katzenkrieger mit ihren gelben Augen, die vor allem für die Nachtsicht geeignet waren, blendete.
    Fauchend und zischend versuchten die Kratzenkrieger, die soeben noch die Leichenteilen mit ihren Rapiere aufgespießt und mit ihnen herumgeworfen hatten, weitere Feuerdämonen zu beschwören. Aus schon erloschenen Fackeln schlugen plötzlich Flammen hervor. Aber nur wenige waren stark genug, um sich als Flammenwesen vom Fackelkopf zu lösen.
    Der von grellem Licht ausgefüllte Bereich in der Mitte des Hofs wurde immer größer und hatte schließlich einen Durchmesser von fast zwanzig Elbenschritten. Wie ein Feuerschlund sah dieses Phänomen aus. Ein von gleißendem Licht erfüllter Schlund, der in eine unbekannte Tiefe führte.
    Aber das Feuer, das dort sichtbar war, unterschied sich deutlich von der Glut, aus der die Flammenwesen und ihre Feuerklingen bestanden. Dieses Feuer aus den Tiefen des Felsmassivs, auf dem die Manufaktur errichtet war, wirkte so hell und rein, dass sich dagegen selbst das Sonnenlicht wie ein flackerndes Kerzenlicht ausnahm.
    Keandir war mit seinen pechschwarzen Augen als Einziger in der Lage, in dieses gleißende Licht hineinzublicken, ohne sofort zu erblinden.
    Andir … Ich habe es gewusst!
    Unwillkürlich berührte König Keandir den Lederbeutel mit den fünf noch existierenden Elbensteinen, die auf einmal aufleuchteten und deren Licht durch die Hand des Königs schimmerte. Ob sie damit auf die Berührung des Königs oder die magische Lichterscheinung im Hof reagierten, war nicht zu bestimmen. Aber das spielte für Keandir im Moment auch keine Rolle.
    Dass du in die Gefilde der Diesseitigen und ihrer erbärmlichen Probleme zurückgefunden hast, ehrt dich. Aber bist du wirklich in der Lage, den Schatten entgegenzutreten, die uns bedrohen?
    Eine Gedankenstimme antwortete dem König der Elben.
    » Ich bin «, sprach diese Stimme.

    Eine Gestalt schälte sich aus dem Licht, das allmählich verblasste; im nächsten Moment war der gleißende Schlund verschwunden, und in der Mitte des Hofs stand ein Elb in einem Gewandt aus weißem, so gut wie unbefleckbarem Elbenzwirn.
    Es war Andir.
    Außer dem Beutel an seinem Gürtel, in dem er die Kristalle aufbewahrte, auf die er die Weisheit seiner Bibliothek gebannt hatte, trug er nichts bei sich. Keine Waffe, kein Werkzeug, kein magisches Artefakt.
    Die Katzenkrieger

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