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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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seiner Stärke war. Aber andererseits wurde so manchem der König dadurch auch fremd.
    Er bahnte sich den Weg in jene Richtung, über die man die Ouroungour vom Schiff aus hatte kreisen sehen.
    »Mein König, so wartet doch!«, rief Prinz Sandrilas, nachdem er mit Thamandor und Siranodir mit den zwei Schwertern einen kurzen Blick gewechselt hatte, der seiner Befremdung Ausdruck verlieh.
    Keandir drehte sich nach ihm um. Er wirkte abwesend, wie in seiner eigenen Welt versunken. Sein Kopf bewegte sich ruckartig; er schien Dinge wahrzunehmen, die allen anderen verborgen bleiben. Dann sagte er: »Es ist hier ganz in der Nähe.«
    »Wovon sprecht Ihr?«, fragte Prinz Sandrilas.
    »Ich weiß es nicht«, murmelte Keandir. »Noch nicht. Aber es ist das, was wir suchen und brauchen.«
    »Dennoch solltet Ihr nichts überstürzen und es uns ermöglichen, euch zu begleiten und zu schützen. Ihr seid schließlich unser König - es wäre verhängnisvoll für das gesamte Elbenreich, wenn Euch etwas zustieße.«
    Keandir sah ihn an. Die Schwärze in seinen Augen verlor sich für einen kurzen Moment, und Prinz Sandrilas wollte schon aufatmen, doch dann kehrte die Dunkelheit zurück, und die Augen des Königs waren wieder erfüllt von purer Finsternis. »Was starrt Ihr mich so an?«, fragte Keandir leise. »Ist da eine gewisse Ähnlichkeit zwischen meinem Sohn Magolas und mir, die Ihr festzustellen glaubt fest? Da habt Ihr zweifellos recht, und es sollte niemanden verwundern, schließlich ist er Fleisch von einem Fleisch, und in ihm pulsiert dasselbe Blut und …« Keandir zögerte, ehe er weitersprach. »… dieselbe dunkle Kraft.« Seine Stimme gewann an Schärfe, war auch lauter geworden. »Aber es steht niemandem zu, sich darüber zu beklagen. Niemandem, dem die Zukunft des Elbenreichs auch nur ein wenig am Herzen liegt. Denn ohne diese Kraft wäre Elbiana nie gegründet und später nicht erhalten worden!«
    Augenblicke lang herrschte Schweigen. Es war Thamandor, der diese unbehagliche Stille beendete. Der hatte etwas vom Boden aufgehoben, was er aus irgendeinem Grund für interessant hielt: Es handelte sich um einen der Ooroungour-Speere. »Seht her!« Er hielt die Speerspitze in das durch das Blätterdach fallende Licht. Shorindorn der Schattenspäher und Uéndorn der Starke, die in Thamandors Nähe standen, legten beide die Stirn in Falten. Sie schienen nichts Ungewöhnliches an dem Speer zu erkennen.
    Aber Lirandil war sofort klar, worauf Thamandor hinauswollte. Im Gegensatz zu ihm waren Shorindorn und Uéndorn beide Elbianiter und hatten die erste Landung auf Naranduin nicht miterlebt. Lirandil jedoch war seinerzeit dabei gewesen und hatte die Lebensumstände der Ouroungour noch gut in Erinnerung.
    »Der Speer ist rostig«, stellte er fest, nahm Thamandor die Waffe ab und strich mit dem Finger über die Spitze. »Ein dicker Belag.«
    »Ist doch seltsam, oder?«, meinte Thamandor. »Als wir das letzte Mal hier waren – ich gebe ja zu, dass es schon eine ganze Weile her ist –, da glänzten die Waffen der Äfflinge wie neu.«
    »Sie hielten sie ins Magische Feuer, um sie zu erneuern«, erinnerte sich Prinz Sandrilas.
    Thamandor und Lirandil näherten sich Sandrilas und dem König, und auch der Prinz betrachtete eingehend den Speer. Siranodir stellte das gleiche Phänomen auch noch an einem Dreizack fest, den noch die Pranke eines mit einem Pfeil niedergestreckten Ouroungour umklammerte.
    »Vielleicht sind den Äfflingen die Steine des Magischen Feuers ausgegangen«, überlegte Lirandil. Er zuckte mit den breiten Schultern. »Und das schon seit längerem.«
    »Anders ist das hier tatsächlich nicht zu erklären« stimmte Thamandor zu und deutete auf den Speer, den inzwischen der König in der Händen hielt und in Augenschein nahm.
    »Vielleicht haben die Ouroungour einfach auch nur ihre Sitten und Gebräuche geändert«, warf Uéndorn der Starke ein.
    Aber daran mochte Keandir nicht so recht glauben.

    Keandir führte die Elben weiter durch den Wald. Zwei Boten wurden zurück zu den Barkassen geschickt, um die an Bord der Schiffe verbliebenen Elben vor den Ouroungour und dem magischen Pech zu warnen. Außerdem sollten sie dafür sorgen, dass weitere Bolzen-Munition an Land gebracht wurde, damit die Einhandschützen die Schlaufen an ihren Gürtelschärpen auffüllen konnten.
    Prinz Sandrilas schlug vor, solange zu warten, bis dieser Nachschub eingetroffen war, aber König Keandir drängte zum Weitermarsch. Er umschloss dabei

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