Elben Drachen Schatten
dem zukünftigen Dunklen Reich der Herr ist.«
»Und Xaror hat das doppelte Spiel des Axtherrschers nicht durchschaut?«, wunderte sich Magolas.
Hakin und Makin wechselten einen kurzen Blick. Die maskenhafte Mimik ihrer Stiergesichter vermochte Magolas noch immer nicht wirklich zu deuten und die vollkommen schwarzen Augen erleichterten dies nicht unbedingt. In ihren Geist zu dringen war unmöglich wie Magolas bereits vorsichtig mit seinen magischen Sinnen tastend versucht hatte. So blieben sie weitgehend undurchschaubar für ihn, was ihn zunehmend beunruhigte. Makin verzog den Mund und entblößte die hauer-ähnlichen Raubtierzähne, die in einem krassen Gegensatz zur stier-ähnlichen Erscheinung seines Kopfes stand, die eher an ein Wiederkäuer-Gebiss hätte denken lassen können. Auf Magolas machte das den Eindruck, als handelte es sich um die unter den Stierkriegern übliche Entsprechung eines Lächelns oder Grinsens.
»Natürlich hat Xaror das doppelte Spiel des Axtherrschers durchschaut. Aber er war für eine gewisse Zeit auf diesen untreuen Gesellen angewiesen.«
»So hat mein Vater am Ende Xaror sogar noch einen Gefallen getan, als er den Axtherrscher erschlug?«
»Nein, so weit würde ich nicht gehen. Für eine Weile hätte Xaror den Axtherrscher noch gebraucht. Aber glücklicherweise fand sich ja ein anderer, williger Sklave…«
»Ich verstehe…«
»Das hoffe ich. Denn für den Axtherrscher war es ein Glück, dass dein Vater ihn erschlug, Magolas.«
»Ach, ja?«
»Xaror hatte ein weitaus ungnädigeres Schicksal für diesen treulosen Sklaven vorgesehen. Ein Schicksal, das ihn den schnellen Tod hätte herbeisehnen lassen, den dein Vater ihm schenkte.«
»Lässt Xaror dich diese Worte zu meiner Warnung sagen?«
»Es ist an dir, die richtigen Rückschlüsse zu ziehen, Magolas«, meinte der Vierhörnige. Ein dumpfer Laut drang aus seinem Schlund. Seine blutrote Zunge schleckte schmatzend die Hauer entlang, die selbst bei geschlossenem Maul nie zur Gänze verdeckt waren.
»Dazu bin ich durchaus in der Lage«, versicherte Magolas. »Trotzdem wüsste ich gerne noch Näheres über den Axtherrscher… Schon, damit ich aus seinem Schicksal lernen kann…«
»Verlieren wir keine weiteren unnützen Worte über diesen missgestalteten Gnom«, meinte Makin.
»Ein missgestalteter Gnom?«, echote Magolas.
»Es ist immer eine Frage der Perspektive, was als missgestaltet gilt. Manche Missgeburten werden verachtet oder ausgestoßen – aber in anderen Fällen gelten sie unter ihresgleichen als heilig, sodass sie zu geborenen Anführern werden. Das ist höchst unterschiedlich.«
Magolas stellte noch die eine oder andere Frage, aber die beiden Vierhörnigen schienen keine Neigung mehr zu haben, ihm darauf zu antworten.
Also ließ Magolas es bleiben und beschloss, sich auf die vor ihm liegende Aufgabe zu konzentrieren.
Und wie wird es danach weitergehen?, fragte er sich. Larana hatte Recht, eigentlich musste etwas geschehen, um die Verhältnisse grundlegend zu ändern. Magolas hatte viel eingesetzt, um sein Reich zu errichten und es widerstrebte ihm, es nach nun nach und nach an diese dunkle Macht aus dem Tempel der Sechs Türme zu verlieren.
Der Axtherrscher hatte offenbar ähnlich gedacht und war der grausamen Bestrafung nur durch seinen unvorhergesehenen Tod entronnen.
Der See der Finsternis trug seinen Namen nicht von ungefähr. Sein Wasser war vollkommen schwarz. Nicht einmal eine Handbreit konnte man in die Tiefe sehen und Magolas stellte sich vor, dass aus dem Blickwinkel eines Vogels, der diesen See überflog, dieses Gewässer einem von Magolas’ mit Finsternis vollkommen erfüllten Augen ähneln mochten.
Die Ursache dieser Färbung war unbekannt.
Unter den karanorischen Fischern gingen dabei allerlei Gerüchte um. Eigenartig war auch, dass die dunkle Färbung des Wassers sich nach dessen Abfluss in den südlich bis zum Delta bei Jarakor fließenden Stroms Kar sehr schnell verlor. Schon wenige Meilen flussabwärts hatte sie sich vollkommen verloren. Manche erklärten daher die Wasserfärbung des Sees damit, dass sich darin die Färbung des Gesteins widerspiegelte, aus dem der Seegrund bestand. Schwarzes Vulkangestein, das auch bei den bis an das Seeufer heranreichenden Bergen vorherrschend war. Andere sprachen von Flüchen aus der Vergangenheit und der schwarzmagischen Aura, die die Dunkle Festung noch immer umgab als Gründe für die Wasserfarbe.
Jedenfalls spiegelte sich auf diesem See nicht das
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