Elben Drachen Schatten
sich aus tun, denn er wusste nicht, welche Folgen das eventuell haben konnte; er befürchtete, dass Xaror seinen Geist dann möglicherweise sehr viel tiefer durchforschte, als im das lieb sein konnte.
Solange die Vorbereitungen für den Eroberungszug gegen die Dunkle Festung zu verrichten gewesen waren, hatten Hakin und Makin auf Magolas’ Fragen nicht reagiert. Nun machte der Großkönig einen erneuten Versuch.
»Ich möchte mehr über dieses Schwert erfahren«, forderte er.
»Da gibt es nicht viel zu erfahren«, erwiderte Makin. »Es ist einfach ein Schwert, das darüber hinaus so schlecht geschmiedet ist, dass es bei stärkerer Beanspruchung zerbrechen würde. Aber es soll angeblich das erste sein, das Eisenfürst Comrrm von eigener Hand schmiedete, und daher ist es Symbol seiner Macht geworden und hat sich mit starken Kräften aufgeladen.«
»Es hieß, dass nur jene die Festung betreten können, die nicht im Limbus waren.«
»Das ist richtig.«
»Und der Limbus ist eine Zwischenwelt.«
»Auch das ist richtig.«
»Dann werde ich meine Männer vielleicht nicht in die Festung begleiten können, denn ich wurde einst zusammen mit meinem Vater in eine Zwischenwelt versetzt, als der Axtherrscher die Zauberstäbe des Augenlosen Sehers stahl, die jetzt im Tempel der Sechs Türme liegen. Und der Limbus ist doch auch eine Zwischenwelt.«
»Nicht eine, sondern eine ganz besondere. Der Zauberbann, mit dem der Axtherrscher die Dunkle Festung belegte, bezieht sich nur auf Wesen, die im Limbus waren und dessen Spuren in sich tragen. Da der Axtherrscher häufig durch die Zwischenwelt reiste, um größere Distanzen zu überbrücken, hätte er ansonsten die Dunkle Festung selbst nicht mehr betreten können, und das wäre nicht in seinem Sinn gewesen.«
Der Zauberbann erfüllte demnach den Zweck, Xaror und seine Diener – die ja allesamt Spuren des Limbus in sich trugen – daran zu hindern, sich das erste Schwert des Eisenfürsten selbst zu holen. Offenbar hatte der Axtherrscher versucht, gegenüber Xaror eine Art Faustpfand zu behalten …
»Du solltest nicht einmal daran zu denken wagen, Xaror ebenfalls betrügen zu wollen«, sagte Makin. »Er würde dich vernichten, Magolas. Und deiner Frau die Essenz des Lebens verweigern…«
»Das ist mir sehr wohl bewusst«, erwiderte Magolas.
Tag und Nacht ruderten die Stierkrieger ohne Pause. Magolas konnte sich gut vorstellen, wie sich diese Kreaturen ebenso unermüdlich im Kampf verhielten. Wenn überhaupt, dann waren sie nur sehr schwer besiegbar und selbst eine kleinere Anzahl von ihnen hätte einem zahlenmäßig überlegenen Heer von Menschen oder Elben lange Widerstand leisten können.
Den hartgesottenen norischen Söldnern verschlug es ziemlich die Sprache. Während sie selbst des Nachts ein paar Stunden schliefen und außerdem Nahrung und Wasser aufnehmen mussten, schienen die Stierkrieger solche Bedürfnisse nicht zu haben oder sie auf lange Zeit hinaus verschieben zu können. Unermüdlich senkten sich die Ruderblätter im immer gleichen Rhythmus ins Wasser – einen Rhythmus, der ihnen durch keine Trommel vorgegeben werden musste. Auf geheimnisvolle Weise standen sie untereinander in Verbindung und vielleicht war es sogar Xaror selbst, der für den Gleichklang ihrer Bewegungen sorgte.
Mehrere Tage war die Flotte von insgesamt sechs Flussschiffen unterwegs, bis der See der Finsternis erreicht wurde, dessen Westufer mit der Kar-Mündung zu Karanor gehörte. Das Ostufer gehörte zu Aybana, während sich im Norden die schroffen Hänge der Gebirgszüge von Hocherde in den Himmel reckten. Am nördlichen, hochirdischen Ufer war die Dunkle Festung zu finden.
Während der Flussfahrt hatte Magolas den beiden Vierhörnigen ein paar weitere Einzelheiten über die Dunkle Festung entlocken können. Danach hatte es sich um die gemeinsame Residenz von Xaror und seinem Bruder zur Zeit des Dunklen Reichs gehandelt. Eine Festung, größer und mächtiger, als alles, was vorher und nachher auf dem zwischenländischen Kontinent gebaut worden war. Heute existierte aber nur noch eine Ruine, die lediglich einen Bruchteil des ursprünglichen Bauwerks ausmachte.
»Hatte Xaror nicht vor, dort selbst wieder zu residieren, wenn er das Dunkle Reich neu errichtet hat?«, fragte Magolas die Vierhörnigen.
»Gewiss«, bestätigte Hakin. »Aber wie sich herausstellte, hatte der Axtherrscher eigene Vorstellungen davon, wer in dieser Festung residieren sollte – und wohl auch darüber, wer in
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