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Elbenbiss /

Elbenbiss /

Titel: Elbenbiss / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tonja Züllig
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mich noch nicht bei dir für deine Hilfe bedanken.« Rose kam mit einem strahlenden Lächeln und ausgebreiteten Armen auf mich zugeschwebt. »Als Dank möchte ich dich einladen, an unserer letzten Sitzung teilzunehmen«, sagte sie verführerisch lächelnd. Sie hielt meine Hände in ihren. Ich war mir sehr sicher, dass ihr klar war, dass diese Art des Dankes nicht unbedingt in meiner Top-Ten-Liste vertreten war. Es schien sie zu amüsieren. Wenn mich nicht alles täuschte, blinzelte sie mir zu und führte mich wie ein kleines Kind an der Hand zurück zu den andern.
    »Jetzt krieg dich mal wieder ein, Weichei«, knurrte Wolf und stieß mich so unsanft an, dass ich gegen Wladimir taumelte. »Pass jetzt auf, was sie sagt, sonst versaust du uns alles. Du hast keine Ahnung, was hier gleich abgehen wird.«
    Seit er meine Kleider trug, schien Wolf ein weiteres Stück gewachsen zu sein, mitsamt seinem Ego.
    »Woher sollte er auch, Wolf, lass ihn zufrieden«, entgegnete Wladimir friedfertig und warf mir einen mitleidigen Blick zu.
    Ich fühlte mich immer unbehaglicher. Und dieses Gefühl ließ nicht nach, als Elanor auf die Uhr des Backofens schaute und meinte: »In knapp zwei Stunden geht die Sonne auf. Wenn die Herren so weit wären, würde Rose bestimmt gerne anfangen.«
    Rose trat mit einem Lächeln auf den Lippen zu uns und richtete ihren Blick wieder auf mich. So, als ob ich derjenige wäre, der eine Therapie benötigte. Ich spürte, wie mir heiß wurde. Sehr heiß. Mist. Wenn sie nicht bald wegschaute und etwas anderes aufheizte, würde ich anfangen müssen, herumzuzappeln, da meine Hose bei diesen Temperaturen einlief und zu zwicken begann. Oder so ähnlich.
    »Ich freue mich sehr, euch alle hier begrüßen zu können. Besonders, dass wir zum Abschluss einen Gast bei uns haben. Euch allen ist natürlich nur allzu bewusst, was in den letzten Stunden geschehen ist, deshalb möchte ich nicht mehr darauf eingehen.«
    Ich blickte mich zaghaft um und sah, wie alle ergriffen nickten. Hallo? Ich hatte überhaupt keine Ahnung, was in den letzten Stunden abgegangen war, und wäre für ein paar Erklärungen wirklich dankbar gewesen. Aber Rose sprach bereits weiter. Ich fühlte den unwiderstehlichen Sog ihrer Stimme und vergaß augenblicklich alle meine Fragen.
    »Ihr erlaubt sicher, dass ich für Michael kurz zusammenfasse, was wir gleich tun werden.«
    Wladimir nickte gutmütig, Wolf ließ wie üblich ein Knurren hören, und Elanor lächelte spöttisch.
    Rose wandte ihre betörende Aufmerksamkeit mir zu. Ihre Worte drangen wie durch dicken, zähen Filz zu mir.
    »Wir werden Silimantia backen, Michael. Dafür brauchen wir …«
    Nach »Eier« hörte ich nichts mehr. Mein Hirn brachte sich selbst zum Absturz. Mein Blick hing an ihren Lippen und folgte dann ihrer Hand in ihr Dekolleté. An der feinen, goldenen Kette kam eine längliche, gläserne Phiole mit einem golden glänzenden Verschluss zum Vorschein. Sie schien leer zu sein. Ich sah jedenfalls nichts. Na ja, vielleicht hatte sich mein Blick auch nicht auf die richtige Entfernung eingezoomt. Jedenfalls hörte ich, wie links und rechts von mir die Luft eingesogen wurde. Die schienen völlig auf das Zeug abzufahren.
    »Mir wurden vor langer Zeit fünf Körnchen Silima anvertraut, mit dem Hinweis, ich würde spüren, wenn ihre Zeit gekommen sei. Als ich im Wald zu mir kam, wurde mir endlich klar, für wen das fünfte Körnchen bestimmt ist.«
    Ihr Lächeln und ihr Blick hüllten mich in eine warme, duftende Decke, in die ich nur allzu gerne versunken wäre, doch ich räusperte mich und versuchte, mich weiter auf ihre Worte zu konzentrieren.
    »Die Silimantia sehen in gebackenem Zustand ziemlich unspektakulär aus, Michael. Ihr Menschen würdet sie wohl
Windbeutel
nennen.«
    Ich riss die Augen auf. Ihr Menschen? Für einen Moment fürchtete ich, in einen unkontrollierten Lachanfall zu verfallen, aber er blieb mir im Hals stecken, als Rose weitersprach: »Ihre Wirkung aber liegt jenseits von allem, was euer sogenanntes Convenience Food je zustande brächte. Jede versehrte Elbe und Halbelbe gesundet nach dem Genuss ihres Silimantia in kurzer Zeit vollständig und nachhaltig.«
    Rose und Elanor warfen sich einen Blick zu, und ihre Augen schienen für einen Moment den Raum auszuleuchten.
    »Für einen Menschen bedeutet der Genuss seines Silimantia die Garantie, dass er mit allem, was ihm in seinem Leben widerfährt, fertig werden wird, ohne jemals zu verzweifeln.«
    Sie lächelte

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