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Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition)

Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition)

Titel: Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Zörner
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Küche.
„Möchtest du erzählen?“
    Er wusste nicht, dass die
Frage korrekt lauten musste: Darfst du erzählen? Egal, der Tageskübel wollte
geleert werden. Also berichtete ich, unter Aussparung gewisser Dinge, von
meinem neuen Job und dem Banküberfall. Ganz Arzt schimpfte Jay: „Lil, eine
kugelsichere Weste ist doch kein Ganzkörperpanzer, das hätte verdammt schief
gehen können.“
    Tja, leider führten die
Sternelben vor dem Überfall gute Argumente gegen den Gebrauch eines
Schutzzaubers an. Und Plan B bestand halt aus der harten Tour, das Team zu
überzeugen. Zur Belohnung standen am Ende des ersten Tages die vier an der
Aktion beteiligten Kollegen hinter mir.
    Jay riss mich aus den
Gedanken: „Hey, weißt du überhaupt schon, dass Schorsch und ich übernächsten
Samstag zehn Jahre zusammen sind? Wir schmeißen eine super Gartenparty.“
    „Wow. Darf ich euch beim
Organisieren helfen?“
    „Na, du stellst Fragen.“
    D ienstag, Mittwoch,
Donnerstag. Am Freitag überwältigte mich schließlich das elendige Gefühl, die
Hälfte meines Lebens in diesem trostlosen Konferenzraum mit seinem Ausblick auf
eine sechsspurige Straße verbracht zu haben. Das einzig Ermutigende: Inzwischen
scharten sich fünf Kollegen einigermaßen bereitwillig um mich. Einer der beiden
Letzten, Kai, hielt mich steif und fest für eine Hochstaplerin. Etwas anderes konnte
das verödete Vorstellungsvermögen des 55-Jährigen nicht zulassen. Er tat mir
leid.
    Könnte ich nicht zumindest
Pflanzen für die Fensterbänke organisieren? bettelte ich in
einer Pause bei den Sternelben.
    Am liebsten hätte ich meiner
geschundenen Seele zuliebe Tabula rasa veranstaltet: Sämtliche verschlissenen
Furniermöbel ersetzen, Farbe an die schmutzig vergilbten Wände, Pflanzen dazu
plus eine Anrichte mit Kaffeeautomat und Wasserkocher.
    Die Sternelben rieten ab: Denk
an die Menschen, Lilia.
    Ja eben, tat ich doch. Und
ein klitzekleines bisschen an mich selbst. Ich vermisste Elin, seit vergangenem
Sonntag hatte ich sie nicht gesprochen. Und ich vermisste Santa Christiana, der
letzte Besuch lag ebenso lange zurück.
    Meinem triefenden
Selbstmitleid setzten sie ein knalliges Ende. Arbeit für dich.
    Ein Killer würde mittags auf
dem Flughafen Schönefeld landen. Sein Auftrag: den russischen Mafiaboss töten,
um einen Krieg zwischen der russischen und italienischen Unterwelt anzuzetteln.
    Derart intriganten Verstand
hätte ich den Dämonen gar nicht zugetraut.
    Den besitzen sie auch nicht.
Die Mafia gebiert ihre Bosheit aus sich selbst.
    Kaum waren die Details in mein Workpad geflossen,
marschierte ich zu Katja ins Büro. Sie schaute, sich müde die Augen reibend,
auf.
    „Noch mehr?“
    Zerknirscht ließ ich sie
lesen.
    „Der wird von Interpol
gesucht? Dann schnappen wir ihn uns direkt am Flughafen. Kurzer Prozess“,
atmete sie erleichtert aus.
    Darf ich jetzt heim?
    Die Sternelben stimmten
gnädig zu.
    K urz nachdem die Putzfrauen
am Sonntag durch waren, füllte ich die fünf Fensterbänke des Konferenzraums
magisch mit Pflanzen. Dieses Zugeständnis konnte ich den Lichtwesen abschwatzen.
Da ich am Montag vernünftigerweise vor allen anderen zur Arbeit anrücken würde,
sollten die Kollegen keinen Verdacht schöpfen.
    In der zweiten Woche überlebte ich die
tägliche Überdosis an Gewalt, weil jede freie Minute in die Planung der
Gartenparty für Jay und Schorsch floss. Die beiden verhedderten sich in ihren gegensätzlichen
Ideen so sehr, dass ich kaum Überredungskunst investieren musste, um ihnen die
Sache mit diebischer Freude aus der Hand zu nehmen. Sie rechneten mit rund
hundert Leuten. Den größten Spaß bereitete es, das Geschenk zu finden. Trotz
aller Gegensätze teilten sie gemeinsame Träume.
    A m Tag des großen Ereignisses
zauberte ich in der Morgendämmerung zu allererst trockenes Wetter. Dann
erschien vor ihrem Haus mein Geschenk. Ein rotes Cabriolet, umwickelt mit cremefarbenem
Schleifenband. Einen kurzen Moment liebäugelte ich mit der Verlockung einer
Probefahrt. Stattdessen stürzte ich mich auf weitere magische Aufgaben. Im Park
errichteten sich ein Zelt, verstreut stehende Gruppen aus Gartenmöbeln und eine
Bühne für die angeheuerte Oldieband. Eine üppige Dekopracht ergoss sich in und
um das Haus. Zuletzt fehlte noch Konfetti von ihrer Schlafzimmertür hinunter
bis zum Hauseingang und weiter bis zum Gartentor. Danach kamen das Champagnerfrühstück
sowie der Umschlag mit meiner Glückwunschkarte und dem Autoschlüssel an

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