Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition)
die
Reihe. Ich war so aufgeregt wie ein Kind vor Heiligabend. Herzerfrischend!
Im Überschwang bekam Katjas
schäbiger Konferenzraum doch noch Farbe an die Wände. Nächsten Montag würde er
die Kollegen in warmem Terracotta erwarten. Ich jauchzte, die Sternelben
tadelten mich: Menschen tolerieren keine Magie, denk an deine eigenen
Erfahrungen.
Solange ich eine akzeptable
Erklärung liefern kann, werden sie es schon schlucken. Hoffte ich.
I mmer wieder erstaunlich, auf
welche Art und Weise dieses „Schlucken“ geschah. Am Montag fragten die Männer
nicht etwa: Wie kommt die Farbe hierher? Nein, ihr Kommentar lautete fast
wortgetreu:
„Dafür ist Geld da, das
hätten sie mal lieber in eine ordentliche Kaffeemaschine gesteckt.“
Durchtrieben griff ich die
Meckerei für einen weiteren Schachzug auf: „Wie wäre es, wenn jeder einen
Zehner spendiert und ich morgen einen vernünftigen Automaten mitbringe?“
„Spitze“, kommentierte
Janine, von allen kurz Jan genannt, und sammelte auf der Stelle die Scheine
ein.
Seht ihr, so geht das!
Über die passende Anrichte
würde ich mir später den Kopf zerbrechen. Derart abgelenkt, bekam ich gerade
noch den Rest mit.
„… kaputter Stuhl. Muss ich
mal beim Hausmeister nachhören, ob im Ersatzteilraum noch einer herumsteht.“
Ersatzteilraum? Genial!
M ein Sorgenkind namens Kai
fahndete gemeinsam mit seiner Partnerin Amelie nach einem Schwerverbrecher. Da
Kai meine „Fähigkeiten“ stur verweigerte, wurde Amelie regelmäßig hinter seinem
Rücken geimpft.
„Ich weiß zwar, wo er sich
gegenwärtig aufhält, aber der Kerl ist impulsiv. Am besten wir halten Kontakt
per Handy, damit euer Zugriff klappt.“
Drei Stunden später klopfte sich Kai mächtig
an die Brust: „Mein Spürsinn hat mich noch nie im Stich gelassen.“
Seine Partnerin verdrehte
die Augen und raunte mir zu: „Ohne dich würde Mattmann an Weihnachten noch frei
herumlaufen.“
Das Lob bekam ich kaum mit,
denn die Sternelben schoben ein dickes Paket in meine grauen Zellen. Ich
schüttelte mich und trat den Weg zu Katjas Büro an.
„Nachtschicht?“ fragte sie
müde.
„Kindesentführung.“
Ein Schauer des Entsetzens
entstieg ihr.
„Der Täter ist ein alter
Bekannter eurer Abteilung für Sexualdelikte.“
„Dann sollen die sich
kümmern!“ brauste Katja auf.
„Liebes, er will zuerst die
Mutter töten“, entgegnete ich sanft.
Sie drückte aufsteigende
Tränen weg. „Scheiße, Scheiße, Scheiße!“
Mein Herz weinte für sie.
Die Gratwanderung, diesen Mord zu verhindern,
aber dennoch den Täter für lange Zeit hinter Gittern zu befördern, überließen
die Sternelben mir. Vor Erschöpfung graue Gesichter verfolgten mit rot unterlaufenen
Augen die Einsatzbesprechung. Ein anonymer Magen knurrte laut. Blitzgedanke.
„Katja, fünf Minuten Pause bitte. Ich will schnell etwas aus meinem Wagen
holen.“
Mit einem überdimensionalen
Tablett und dazu einem Korb am Arm balancierte ich zurück. Fragende Blicke.
„Holt mal Gläser.“
Ich entfernte die Folie von
den Sandwiches. Gierige Blicke. Dann kamen Servietten und vier Milchtüten auf
den Tisch.
„Milch?!“
„Erst ausprobieren, dann
meckern. Langt zu.“
Das erste Gelächter des
langen Tages. Katja dehnte die Pause stillschweigend um weitere zehn Minuten
aus. Das Aufputschmittel à la Elin wirkte.
„Okay, Leute, weiter im
Takt. Wir haben folgendes Problem: Der Täter beobachtet das Haus. Wie kommen
wir hinein?“
Mein Handzeichen. „Das
übernehme ich. Die Mutter wird mich wie eine Freundin begrüßen, erhält von mir
die wichtigsten Informationen, dann lasse ich Jan und John durch das Gartentor
hinein.“
John warf ein: „Solange du
im Haus bist, wird er nichts unternehmen.“
„Stimmt. Gebt mir eine
Viertelstunde. Ich werde wegfahren, den Wagen auf der rückwärtigen Straße
abstellen, so gelange ich von der Hinterseite abermals hinein.“
Nächster Einwand von Jan mit
kritischem Blick auf den von mir besorgten Grundriss des Hauses: „In dem
kleinen Schlafzimmer können wir uns nicht verstecken.“
„Nein, ihr bleibt draußen
und ich lege mich an Stelle der Mutter in ihr Bett.“
Als schwierigster Part
erwies sich die Sache mit der kugelsicheren Weste.
„Katja, ich benötige sie
nicht“, flüsterte ich eindringlich.
Nur ihre Erschöpfung
verhinderte Gehirnchaos, indem sie den Zugang zur überlasteten Logikabteilung
blockte. Gibt es eigentlich Arbeitsschutzvorschriften für Magier, witzelte mein Alter Ego.
Weitere Kostenlose Bücher