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Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition)

Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition)

Titel: Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Zörner
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Knast
entlassen, besorgte er sich zuerst eine Knarre bei seinem alten Zellenkumpel.
Er befand sich auf Rachefeldzug, gegen seine Exfrau und deren neuen Freund.
Nicht mit ihm, er betrachtete seine Ex als sein Eigentum. Bekam er sie nicht,
dann auch kein anderer. Danach würde er sich den Scheidungsrichter vorknöpfen.
Nix zu verlieren, lautete ab jetzt sein Motto.
    Am Abend, als der Ex-Knacki die
Wohnungstür eintrat, leuchtete ich im Flur still vor mich hin. Seine blindlings
losgeballerte Kugel prallte an mir ab. Die Zweite erwischte ihn als
Querschläger, aufjaulend ließ er die Waffe fallen. Ich setzte ihn außer
Gefecht.
    „Nichts anfassen“, beschwor
ich kurz darauf das stumm nickende Paar, das sich im Schlafzimmer versteckt
hielt. 
    Auf dem Weg zu meinem Auto versuchte ich mal
wieder vergeblich, möglichst lange die Luft anzuhalten. Ständig dieser
Kloakengestank! Er waberte mit Brechreiz erregender Intensität vor allem
zwischen der Abend- und Morgendämmerung durch die Straßenschluchten. Angeblich,
weil die Berliner zu sparsam mit dem Wasser umgingen und dadurch die Rohre
verschlickten.
    T äter wie Zeugen konnten oder
wollten mich nicht beschreiben. „Ein Engel“, beschieden sie achselzuckend bis
schamrot die genervten Beamten. Nachdem sich diese Aussage monoton wiederholte,
entstand das Gerücht über den Berliner Racheengel. Es verbreitete sich auf
Sturmflügeln in der Stadt. Bei meinen Kollegen, die selbstverständlich eins und
eins addierten, stießen meine Alleingänge auf ein geteiltes Echo. Kai kämpfte
erbittert um den Erhalt seiner Ignoranz. Jan grinste fröhlich und Katja
wiederholte gebetsmühlenartig, wenn die neueste Story rund ging: „Wir müssen reden.“
    Da sie zuletzt fast platzte,
igelten wir uns eines Nachmittags in ihrem Büro ein.
    „Lilia, das ist hart am
Rande des Gesetzes“, polterte sie los. Irgendwie schwenkten ihre Gedanken um
neunzig Grad und sie fragte prustend: „Wie stellst du das bloß an?“
    „Katja, wenn ich Essen
ordern kann…“ Ich ließ den Rest offen.
    „Dann?“
    „Wir fahren nach der Arbeit
zu mir, keine Widerrede.“
    Schmollmund. „Kriege ich
Vitello tonato mit Crostini?“ Plötzlich schlug sie sich mit der flachen Hand an
den Kopf: „Habe ich ja total vergessen! Die Kollegen von der Streife beklagen
sich, dass der Racheengel nie die Schlüssel zu den Handschellen da lässt.“
    Ich rollte mit den Augen.
„Sonst noch Probleme?“
    G egen 22 Uhr sanken wir fix
und fertig auf die Küchenstühle und machten uns über das verspätete Abendessen
her.
    Jay kam angeflitzt. „Lil,
hast du Parmesan?“
    „Im Kühlschrank, kannst du
mitnehmen.“
    „Super!“ Und schon war er
weg.
    „Ist der niedlich. Wie
konntest du mir den vorenthalten?“ schmachtete Katja.
    „Längst vergeben. Aber wo
wir gerade beim Thema sind: Wie läuft denn der Fall Konstantin?“
    „Nix. Nix läuft. Keine Zeit.
Punkt.“ Ihr Riesenfrust kam jammernd aus der Ecke. „Ich sehe Konny fast nie,
seit er die Wirtschaftskriminalität leitet. Außerdem ist er genau so ein
Arbeitspferd wie ich.“ Mehr sehnsüchtig denn im Spaß fragte sie: „Kannst du ihn
nicht mal herzaubern?“
    „Mit mir als Anstandsdame
dabei?“ ulkte ich. „Tschuldigung! Mal überlegen. Ein Candle-Light-Dinner im
Dachrestaurant des Carlssens?“
    Katja klimperte verträumt
mit ihren Wimpern. „Wann?“
    „Samstag.“
    Wir klatschten ab.
    Satt und zufrieden lehnte
sich Katja zurück und kam gleich auf den Themenhit des Tages zu sprechen.
    „Racheengel, wie?“
    Als Teil der Antwort
erschien ihr heißgeliebter Espresso. Ich zeigte darauf.
    „So, das ist ein Gegenstand.
Wenn du es ungenau betrachtest, ist ein menschlicher Körper nichts anderes. Du
fütterst deinen Energiespeicher mit Nahrung, das tue ich auch. Darüber hinaus
speichere ich eben Energie in Form von Licht.“
    Meine Erwartung, sie würde
vor Schreck sonst wie darauf reagieren, wischte sie mit der neugierigen
Forderung „zeig mal“ vom Tisch. Das liebte ich an ihr. Also stellte ich mich
ein paar Meter entfernt in eine Küchenecke und brachte meinen Körper langsam zum
Leuchten.
    „Oh!“
    Als Nächstes entstand eine
Lichtkugel auf meiner ausgestreckten Hand.
    „Oh, Lil!“
    Einen guten Teil ihres
Entzückens schob ich dem zweiten Glas Wein zu. Egal, ihr Herz genoss das
Schauspiel. Besser noch, ihr Verstand kam nicht auf die Idee, dass die Kugel
ebenso eine tödliche Waffe sein könnte. Zugegeben, ich selbst hatte die
Kleinigkeit bis zu

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