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Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition)

Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition)

Titel: Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Zörner
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jenem Augenblick erfolgreich verdrängt.

Kapitel 13
     
    E nde November, an einem
miesewettrigen Tag, brachten mir die Sternelben nahe, dass Kai am nächsten Tag
nicht mehr zur Arbeit erscheinen würde. Entsetzt wollte ich seinen Tod um jeden
Preis verhindern. In dieser Nacht begleitete ich spontan die Gruppe aus Amelie,
Kai sowie Kollegen einer Spezialeinheit zu der Tankstelle, an der eine
Schießerei stattfinden sollte. Einer der Täter „roch“ offensichtlich unsere
Anwesenheit und suchte nach einem Fluchtweg. Den aber versperrte Kai. Der
Verbrecher zielte auf dessen Hinterkopf, ich ging erfolgreich dazwischen.
Erleichtert und ein bisschen stolz, das Schicksal überlistet zu haben, fuhr ich
nach Hause.
    Am nächsten Morgen plauderte ich entspannt
mit Jan im Konferenzraum. Ihr Hobby bestand darin, reihenweise Männer zu
erobern.
    „Lilia, du solltest wirklich
mal mitgehen, in den Clubs wimmelt es von knackigen Typen. Du musst das Leben
unbedingt auskosten, bevor die Cellulitis zuschlägt.“
    Wir lachten noch, als Katja
kreidebleich den Raum betrat. Sie schluckte schwer und verkündete heiser:
„Kollegen von der Streife haben mich verständigt. Kai ist – Kai hatte einen
Unfall – ein Lkw – er ist – tot.“
    So ließen mich die in ihrer unendlichen
Sphäre ruhenden Lichtwesen die volle Bitterkeit irdischen Schicksals schmecken.
Während die Menschen um mich herum einander Trost spendeten, schnürte mir
Einsamkeit das Herz zu. Totale Isolation. Mit eiskalter Klarheit wurde ich
meiner Selbst gewahr: Ein menschlicher Restposten in einer Elbe. Eine
gefühlstaube Ewigkeit verging, so schien es mir, bis ich nachmittags endlich
die Flucht ergreifen konnte. Nicht nach Santa Christiana, nicht mit ihnen
reden, ich wollte heim – in mein altes Leben. Es goss wie aus Kübeln, im
Schleichtempo erreichte ich mit letzter Kraft das Gartenhaus. Zusammengesunken
über dem Lenkrad, begannen die Tränen zu fließen. Schluchzendes Weinen, bis die
vollkommene Erschöpfung mich in den Schlaf entließ.
    I ch erwachte in meinem Bett.
Elin betrachtete mich aus unergründlichen Augen. Sie sorgen sich um dich.
    Nein, tun sie nicht. Ich bin
doch nur ein willenloses Geschöpf, das sie nach Gutdünken benutzen. Oder besser
noch: steuern wie einen Roboter . Ungebremst redete ich mich
in Rage. Ja, ja, ich weiß. Damals habe ich mich allzu gern verlocken lassen,
mit Schönheit und eigenem Haus und dem ganzen Kram. Aber worauf läuft die
Geschichte letztlich hinaus? Am Ende bin ich höchst wahrscheinlich eine
verdammte, gefühlskalte Killermaschine!
    Die Elbe drückte mir
schweigend einen Becher Tee in die Hand. Aber ich war längst noch nicht fertig.
    Mach dir doch nichts vor,
Elin, dieser ganze Wahnsinn mit den Dämonen und erst recht ihrem Fürsten, du
glaubst doch nicht im Ernst, wir hätten irgendeine verdammte Chance! Sie
schicken uns auf die Schlachtbank und suchen sich danach einfach neue
Kandidaten! Ich glaube ihnen das Märchen sowieso
nicht, außer uns beiden gäbe es niemanden.
    Elin verließ stumm das
Schlafzimmer. Zuerst krachte der Becher gegen die Wand, dann ergriff ich das
Kopfkissen, pfefferte ein nie gelesenes Buch, kippte die Nachttischlampe um, sprang
aus dem Bett und verwandelte das komplette Zimmer in Chaos. Meine Stimme
brüllte wieder und wieder heraus: „Ich bin ein Mensch!“
    Besinnungslos sank ich über
dem Trümmerfeld zusammen.
    Erneut wachte ich in meinem Bett auf, das
Zimmer befand sich selbstverständlich wieder in einwandfreiem Zustand. Ich
raufte mir wild die Haare, verwünschte mich, zog kurzerhand meine Joggingsachen
an und stürmte hinaus. Weglaufen vor mir, vor ihnen und der ganzen
durchgeknallten Welt, durch das dünne Schneetreiben der frühzeitigen
Winternacht. Folgte ziellos dunklen Straßen mit hell erleuchteten Häusern, in
denen normale Menschen ihr normales Leben führten. Lief weiter in den
ausgestorbenen Stadtpark, dessen uralte Bäume bedächtig ihre gewaltigen Äste in
schwindelerregende Höhen streckten. Jeder kannte seinen Platz.
    Atemlos blieb ich stehen,
umschlang trostsuchend den Stamm einer Buche und lehnte meine Stirn daran. Das
harte, duftende Holz sog den Schleier des Irrsinns aus meinem Kopf. Was tue
ich hier? Statt einer Antwort versetzte ein Pfeilblitz den Park für einen
Sekundenbruchteil in grelles Licht.
    Lilia, schnell, fort von
hier! rief Elin.
    Etwas Schwarzes schoss durch
die Dunkelheit. Sofort rief ich einen Pfeil auf. Grauen und bestialischer
Gestank schwängerten

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