Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition)
Sie den besäßen?“
Cool abschätzend guckte sie herüber.
„Verstehen Sie einen Funken von Polizeiarbeit?“
„Kripo Berlin“, gab ich
ebenso lässig zurück.
„Ach nee, die mit dem
Racheengel! Stimmen die Gerüchte?“
Die Story zog anscheinend
langsam Kreise.
„Ja, absolut.“
Sie blinzelte irritiert und
kam zwei Barhocker näher. „Nicht gerade gesetzestreu, das Treiben.“
Ich sah ihr in die grünen
Augen, sofort begann ihre coole Fassade zu bröckeln.
„Der Racheengel arbeitet
erstens unbewaffnet, zweitens verübt er, anders als der Name behauptet, niemals
Rache.“
„Und wer steckt hinter
dieser mysteriösen Person?“
„Ich.“
Rachel schnappte verärgert
nach Luft. „Sie sind doch höchstens mal 20 Jahre alt. Verarschen kann ich mich
selber!“
„Rufen Sie an“, forderte ich
sie auf und hielt ihr mein Handy hin.
Unwillig raunzte sie: „Weiß
die Nummer nicht.“
„Chefin ist Katja Rainer,
für die Durchwahl drücken Sie einfach auf ihren Namen im Adressbuch.“
„Und wie heißen Sie?“
„Lilia.“
Drei Minuten später hatte
sich eine gewisse Blässe in ihrem Gesicht breitgemacht.
„Können wir uns in Ruhe
unterhalten?“
Sie wies auf die Sitzgruppe
in einer Ecke der noch leeren Bar. „Warum sind Sie hier?“
„Um Sie für Katjas Team
abzuwerben.“
„Wieso gerade mich?“
„Sie sind jung, engagiert
und verfügen über einen wachen Instinkt. Aber vor allem besitzen Sie eine
ausgeprägte Antenne für Mystizismus.“
Erschrocken wollte sie
wissen: „Wie haben Sie das herausbekommen?“
„Reine Begabung, tut hier
nichts zur Sache. Entscheiden Sie sich für Berlin, werden Sie garantiert mehr
Geheimnisvolles oder Irrationales erleben, als Ihnen lieb ist.“
Mit voller Absicht stellte
ich Rachels Mut auf die Probe.
„Ich – muss mir Ihre
Geschichte erst mal durch den Kopf gehen lassen.“ Sie schwankte wie ein Stehaufmännchen
zwischen Neugier und Furcht.
Beschwichtigend
unterbreitete ich einen Vorschlag: „Nutzen Sie Ihren morgigen freien Tag und
erscheinen Sie in Berlin um Punkt 9 Uhr zu unserer Teambesprechung.“
Die Adresse kritzelte ich
auf einen Bierdeckel, erhob mich und merkte, um ihr Mut einzuflößen, ernsthaft
an: „Sie sind unsere erste Wahl.“
Wird Rachel kommen?
Natürlich.
Vom Zug aus informierte ich
Katja. Sie war mit ihrem Kopf ganz woanders und schimpfte:„Wir machen uns
gerade für die Operation Supermarkt startklar. Warum müssen die bis Mitternacht
geöffnet haben? Irgendwann wollen wir auch mal schlafen.“
Kein normaler Mensch kam, so
wie ich, auf Dauer mit maximal drei Stunden Schlaf aus. Über diesen Gedanken
schlief ich ein.
D ie Sternelben hetzten mich
erneut los, kaum dass ich spät abends wieder in Berlin ankam. Mein Hunger in
jeder Hinsicht musste warten.
Lilia, der Überfall auf den
Supermarkt hat eine dramatische Wendung genommen. Sie brauchen dich.
Noch vom Bahnsteig aus
unterrichtete ich Katja: „Bin auf dem Weg. Ruf sofort Krankenwagen und
Notarzt.“
Ich raste wie eine Furie aus der Tiefgarage
des Hauptbahnhofs, nahm auf dem Großen Stern einem Lieferwagen die Vorfahrt, trat
auf der Straße des 17. Juni das Gaspedal bis zum Anschlag durch, als mein
Fahrstil der Besatzung eines Streifenwagens übel aufstieß.
„Katja, zwei
Streifenkollegen wollen meinen Führerschein kassieren.“
„Gib dein Handy weiter.“
Kostbare Minuten gingen
verloren. Endlich forderte mich der Kollege auf: „Fahren Sie dicht hinter mir!“
Mit Blaulicht und Sirene trafen
wir am weiträumig abgesperrten Supermarkt ein.
„Bereiten Sie sich auf einen
Bauchschuss vor“, befahl ich dem desinteressiert dreinblickenden Sanitäter im
Vorbeilaufen. Katja kam mir entgegen gesprintet. Mit abwehrenden Händen keuchte
ich:„Keine Zeit, alle in Deckung, sofort. Wartet, bis ich rauskomme.“
Kurz vor der gläsernen
Eingangstür aktivierte ich ohne Stopp meinen Körperschutz und formte eine
Blendkugel, stürmte hinein, pfefferte dem überraschten Täter die Kugel ins
Gesicht, setzte nach, entwand ihm die Pistole und rammte fast gleichzeitig mein
spitzes Knie in seinen Magen. Atemlos zauberte ich Handschellen für Hände und
Füße herbei, kickte vorsichtshalber noch seine Waffe zur Tür hin.
Der Filialleiter lag blutend zwischen den zwei
Kassen. Mit meinem jämmerlichen Restposten magischer Kraft mussten gut achtzig
ohnmächtige Kilo behutsam auf die Arme genommen werden. So stolperte ich hinaus
zum Krankenwagen.
Wird er es schaffen?
Ja,
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