Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition)
Konny jetzt verdammt alt aus. Vielleicht macht ihn dieser Umstand ja
zugänglicher für deine speziellen Fähigkeiten.“
Die Schalte zu den Lichtwesen dauerte keine
zehn Minuten, die Einspeisung ihrer Informationen in mein Workpad ungefähr
nochmal die gleiche Zeitspanne. Entschlossen klemmte ich das Workpad unter
meinen Arm und marschierte los zu Konnys Büro, Abteilung
Wirtschaftskriminalität, im anderen Gebäudeflügel.
„D arf
ich reinkommen?“
Die Überrumpelungstaktik
funktionierte, er wies auf einen Stuhl. „Soll ich raten? Katja hat Sie geschickt.“
„Falsch, ich suche einen
Weg, Sie zur Anwesenheit bei meinem Weihnachtsfest zu bewegen.“
Entspannt lehnte er sich
zurück. „Sie können doch angeblich in den Sternen lesen. Steht da nichts über
mich?“
Ich grinste dreist. „Nichts
Gutes! Sie sind ein Dickschädel, ein Arbeitspferd, ein Ignorant und, nicht zu
vergessen, Herzensbrecher.“
Er lachte schallend los.
„Und solch einen Unhold wollen Sie einladen?“
„Katja steht leider auf
Unholde.“
„Arbeiten Sie jetzt auch
noch als Kupplerin?“
„Nur für meine liebste
Freundin.“
Amüsiert kam er auf den
entscheidenden Punkt: „Wie sieht denn Ihre Strategie nun aus?“
„Ich bringe Sie erst zum
Lachen, Sie fürchten sich nicht mehr vor mir, ich öffne meinen Zauberkasten,
Sie buchten endlich die Täter ein, wir feiern ausgelassen Weihnachten.“
Pause.
Konny saß hinter seinem
hässlichen achtziger Jahre Furniertisch mit aufgestützten Ellenbogen und ließ
seine gespreizten Finger aneinander ditschen. „Gans oder Truthahn?“
„Truthahn.“
Richtige Antwort.
„Na, dann zeigen Sie mal
Ihren Zauberkasten her.“
Eine Stunde später fragte er zum Abschied
leicht spöttisch: „Und Sie spielen den Racheengel? Können Sie überhaupt
schießen?“
„Ich trage keine Waffen.“
Das stimmte zwar nur für
irdische Verhältnisse. Aber ich genoss Konnys, leider nicht in Worte fassbare, komplett
entgleitende Mimik und ging ohne weitere Erklärung davon. Spiel, Satz und Sieg!
D ie Zugfahrt nach Hamburg
nutzte ich, um über passende Geschenke für meine Kollegen und Weihnachtsgäste
zu grübeln. Jeder sollte etwas ganz Besonderes bekommen. Ungeniert spannte ich
die Lichtwesen mit ein, es schien ihnen sogar Freude zu bereiten. Bis zu dieser
Frage: Und was wünscht sich Elin?
Zunächst wollten sie mal
wieder nicht mit dem Sound heraus. Unwirsch erinnerte ich sie an unsere
Vereinbarung, wobei es sich dabei ehrlicherweise um meine einseitige Forderung
handelte, egal.
Elin möchte den Unterricht
mit dir fortführen.
Ach, wieso sagt sie das
nicht einfach?
Weil wir dich pausenlos in
Beschlag nehmen.
Der Unterricht ist wichtig,
oder?
Ja, sehr sogar.
Also, dann strengt euch mal
an, dass wir nach Neujahr irgendwie Zeit dafür finden.
Sehr wohl, Lilia!
Auf den letzten Drücker
besprachen wir hastig meine Vorgehensweise in Hamburg.
Bei der Ankunft gegen 18 Uhr
lotsten mich die Lichtwesen quer durch Altona zu einer Bar, deren Eingangstür
entfernt an einen Fassdeckel erinnerte.
Eine Bar? Um diese Uhrzeit?
Sie gehört ihrem Vater. Du
hast gerade noch Zeit, um Katja die Aufklärung des tödlichen Unfalls mit
Fahrerflucht zu übermitteln, der sich zwischenzeitlich ereignete.
In meinem Gehirn klickten
Bausteine aneinander . Machen die Dämonen das? Treiben sie die Menschen
zu solchem Handeln?
Ja, Lilia, daraus saugen sie
ihre Befriedigung.
Aber wussten die Dämonen im
Gegensatz zu euch schon vorher von der hirnlosen Fahrerflucht?
Nein, sie greifen ein, wenn
sie zufällig in der Nähe lauern.
Am Nachmittag?! Bedeutet
das, im Winter mit seinem ständigen, wolkenverhangenen Zwielicht und seinen
ewig langen Nächten laufen die Monster zur Hochform auf?
So ist es.
Aber wie manipulieren sie
die Menschen?
Die Dämonen hauchen sie an.
Eine widerlich abartige
Vorstellung, die mir Brechreiz verursachte.
Kann das jeden treffen? fragte
ich würgend und betrat dabei sichtlich überstürzt die schummrige Bar.
Nein, nur jene Menschen mit
sehr wenig Gutem in ihrer Seele.
T rotz der frühen Uhrzeit
bestellte ich an der Theke umgehend ein Gin Tonic.
Achtung, Lilia, deine Kandidatin
betritt den Raum.
Rachel, eine rothaarige Mittzwanzigerin,
schlenderte lässig auf den Tresen zu. „Hi Paps.“
„Na, wieder erfolgreich
Verbrecher gejagt?“
„Geht so. Im Grunde genommen
bräuchte man dafür einen siebten Sinn.“
Ungeniert mischte ich mich
in ihr Gespräch ein. „Siebter Sinn? Und wenn
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