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Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition)

Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition)

Titel: Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Zörner
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Ruhe.
    Dämonen machten Ferien? Echt
skurril.

Kapitel 16
     
    A m späten Vormittag des
Sonntags meldete sich Katja aus ihrem Büro und feuerte direkt eine
Fragenkanonade ab: „Verdammt, Lil, wo hast du gesteckt? Was meinst du
eigentlich, was hier los ist?! Kannst du nicht mal vorher Bescheid sagen?“ Und
die vorerst letzte Frage, flehentlich: „Kommst du morgen wieder?“
    „Ja und nein.“
    „Was jetzt?“
    „Ich konnte nicht Bescheid
sagen und morgen bin ich wieder dabei.“
    „Na, wenigstens etwas.“
    „Sei fair, letzte Nacht habe
ich für dich Fleißarbeit geleistet.“
    „Ja-a, aber das Team.“
    Deren Wut und Frust
summierten sich mittlerweile zu einem veritablen Tornado.
    „Katja, behalte zwischen
Weihnachten und Neujahr eine dünne Notbesetzung aus zwei Freiwilligen. Für alle
anderen kündigst du morgen früh Urlaub an.“
    „Ich weiß nicht recht, die
ganze Stadt kocht.“
    „Tu es!“
    Z ur Friedensinitiative am
Montagmorgen steuerte ich Leyas Spezialkuchen plus eine ehrliche
Entschuldigung, das Team im Stich gelassen zu haben, bei. Keine Begründung,
stattdessen die Vorwarnung, dies könne jederzeit erneut passieren. Kaum dadurch
besänftigt, aber mit zaghaft aufkeimender Urlaubsstimmung schritten wir zur Tagesordnung.
Das Stimmungsbarometer wurde ausgerechnet durch die Sternelben zurück in den
Sturzflug katapultiert. Ich angelte ergeben Block und Kuli aus meiner
Handtasche, schob sie Amelie nebenan zu und meldete mich energisch zu Wort.
    Katja unterbrach sich, alle
schauten stirnrunzelnd auf.
    „Vor fünfundzwanzig Minuten
stieg eine 13-jährige Ausreißerin in Richtung Berlin in ein Fahrzeug. Ihr
niedlicher Anblick hat dem Fahrer seinen Verstand verklebt.“
    Hintendran diktierte ich sämtliche
für die Fahndung notwendigen Daten. Katja donnerte Befehle, zwei Leute sprangen
auf. Mich an den Ort des Geschehens versetzend, schilderte ich monoton:
    „Er biegt auf den leeren
Parkplatz ‚Am See‘ ein. Er überwältigt sie. Er schließt sie im Kofferraum ein.
Er fährt weiter. Er steuert die Ausfahrt ‚Langer Graben‘ an. Er biegt in den
Stadtwald ein, sucht nach einem menschenleeren Weg. Er hält an. Er wird sich
verschwommen seines Tuns bewusst, glaubt, er kann nicht zurück. Er steigt aus,
öffnet den Kofferraum. Das Mädchen springt ihn verzweifelt an, entreißt sich
seinen Armen, läuft los.“
    Von einer Sekunde auf die
andere schlug das Schicksal derart unerbittlich zu, dass mir die Tränen kamen.
Wie in Zeitlupe sah ich das rennende Mädchen sich an ihr kränkliches Herz
fassen. Mit panisch aufgerissenen Augen fiel sie nieder.
    „Zu spät, sie ist tot“,
flüsterte ich tränenüberströmt.
    Grabesstille im Raum.
    Von weitem vernahm ich
Katjas belegte Stimme: „Schnappt ihn euch.“
    Nichts, sämtliche Augen
ruhten auf mir, einige verstanden endlich, andere kämpften mit ihren Gefühlen.
    Katja brüllte: „Holt mir den
Scheißkerl! Sofort!“
    Der Konferenzraum füllte
sich unerträglich mit Ausdünstungen ihrer Emotionen, die die ganze Palette von
Mitleid bis zu blankem Grauen abdeckten. Mühsam schaffte ich es, meinen Geist
davor zu verschließen.
    Ausgerechnet der stille Björn legte mir im Hinausgehen
eine Hand behutsam auf die Schulter und meinte: „Damit würde ich nicht leben
wollen.“
    Vielleicht vermochte der Tod
des Teenagers jenes Bündnis zwischen uns allen zu schmieden, das ich mir so
sehr wünschte.
    Kurz danach kam Katja, nahe
an der Schwelle zum Ausrasten, ratlos mit dem nächsten drängenden Problem an.
„Wir brauchen Ersatz für Kai, und zwar eine Frau.“
    „Soll ich mich darum
kümmern?“
    „Wenn du kannst, wäre das
eine echte Entlastung.“ Sie blickte mir beinahe schüchtern in die Augen und
krächzte schließlich: „Verdammt, Lil, wie hältst du das bloß aus.“
    N achdem sich der Raum geleert
hatte, wandte ich mich mit hängendem Kopf den Pflanzen zu. Die Sternelben sangen
tröstend, solch eine Geste von ihnen lag lange zurück.
    Doch meine Aufgabe drängte. Wo
finde ich eine Ersatzfrau für Kai?
    In Hamburg. Reise selbst
dorthin, um sie zu überzeugen.
    Wann?
    Heute Nachmittag.
    Ich informierte die
überraschte Katja. „Ach, und noch etwas. Ich habe nicht nur dich, sondern Konny
ebenfalls zum Fest am 1. Weihnachtstag eingeladen. Der Haken ist Konny.“
    „Du willst einen Tipp, um
ihn gnädig zu stimmen?“
    „Kluges Mädchen.“
    „Sein frustriertes Team
beißt sich an einem miesen Fall die Zähne aus. Nach den super Erfolgen bei uns
sieht

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