Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition)
klingelte. „Marie, du hast Pierre verlassen. Bleibt es dabei?“
Verschlafen murmelte sie:
„Das mit Karo und dem Skiurlaub war ‘ne saublöde Idee.“
„Willst du Pierre
wiederhaben?“
„Glaub nich‘, dass der mich
noch anguckt.“
„Bleib dran, schlaf nicht
ein!“
Gut fünfzehn Minuten später dirigierten mich
die Sternelben mitsamt dem Jungen vom Dach. Sie schmuggelten uns tatsächlich
unbemerkt aus dem vielstöckigen Irrgarten des Bahnhofs. Unterwegs flötete
Pierre unablässig Geschmuse in sein Handy als wäre nichts gewesen.
„John, hier Lilia. Fall
erledigt.“
„Wie, was? Wo steckt der
Kerl?“
„Hattest du noch nie
Liebeskummer?“ Damit legte ich auf, schwer hoffend, er würde bis zur Morgenrunde
innerlich abkühlen.
„L ilia, du bist ein Aas!“
Mein kandiertes Lächeln zielte
so eindeutig an John vorbei, dass er sich umdrehte – und Amor tat seinen Job.
Im Türrahmen stand nämlich Rachel.
„Hi, das hier ist mein
wortgewaltiger Kollege John.“
Nordisch kühl, streckte sie
ihm gnädig die Hand entgegen. Ausgerechnet unseren coolen Obermacho ereilte mit
grandiosem Aufschlag die Liebeskrankheit. Selbst das Schicksal besaß eine humoristische
Seite.
Katja eröffnete die Runde: „Guten Morgen an
alle, wir haben heute einen Gast von der Kripo Hamburg. Unsere Kollegin möchte
wissen, wie bei uns der Laden läuft. Die Tagesordnung sieht bislang ruhig aus.
Eventuell weitere vorweihnachtliche Selbstmordkandidaten, die Lilia und Amelie
hoffentlich zur Vernunft bringen. Dann der nächste Überfall auf eine
Postbankfiliale in drei Stunden. Bleibt es dabei, Lil?“
Ich stimmte zu, weshalb Rachel
fast die Augen aus dem Kopf kullerten. Katja ratterte weiter runter: „Und ein
Einbruch beim Autohändler. Der tangiert uns insofern, als der Täter bewaffnet
ist und wegen schwerer Körperverletzung auf der Fahndungsliste der Potsdamer
Kollegen steht.“
Rachel konnte nicht mehr an
sich halten. „Ihr wisst das alles im Voraus?“
Mit dieser schlichten Frage
wurde noch dem Letzten im Raum schlagartig bewusst, wie weit sich unsere Arbeit
von der Normalität entfernt hatte.
Ein gutes Fundament für
morgen.
Kaum strebten wir auseinander, flüsterte
Katja mir zu: „Willst du Rachel mitnehmen?“
„Auf gar keinen Fall, sie
dreht mir glatt durch.“
Ihr Blick glitt über das
Team. „Okay, Jan und John, ihr kümmert euch um unseren Gast.“
John grinste Rachel erwartungsvoll
entgegen. Doch leider, leider steuerte die geradewegs Jan an und bestürmte sie mit
Fragen. Sein Grinsen erschlaffte.
Zur ausgleichenden Gerechtigkeit bekamen wir
einen erträglichen Arbeitstag, von dem ich mich am späten Nachmittag getrost
verabschiedete. Auf dem Flur stand Katja, mit unserem Gast in ein Gespräch
vertieft.
„Na, genug Berliner Luft
geschnuppert?“ erkundigte ich mich.
Mit leicht unsicherem Lächeln
meinte Rachel: „Ziemlich starker Tobak bei euch, aber unwiderstehlich.“
Na, wer sagt’s denn.
D em Inneren von Santa
Christiana entströmte eine schwatzende Besuchergruppe, angeführt von Raimund.
Gegen das Auto gelehnt wartete ich, bis sich der Pulk auflöste.
„Ich hoffe, du rührst
ordentlich die Spendentrommel bei deinen kostenlosen Orgelvorträgen.“
„Wenn die Anfragen weiter
steigen, benötigen wir jemanden, der die Führungen übernimmt und nebenbei ein
bisschen aufpasst. Aber dafür fehlt mal wieder das nötige Kleingeld.“
„Habt ihr in der Gemeinde
keine pensionierten Lehrer oder etwas in der Art, die sich nach solch einer
Beschäftigung die Finger lecken würden?“
„Das ist eine erstklassige Idee!
Kommst du nachher auf einen Tee vorbei?“
„Müsste hinhauen.“
A ber zuvorderst wollte ich
von den Sternelben weitere Antworten.
Also, da ich mich nicht
zweiteilen kann, stellt sich die drängende Frage: Wie soll das Ganze weitergehen?
Meine Kapazitätsgrenze ist erreicht. Spätestens, wenn der Unterricht mit Elin
starten soll, muss ich mir das Schlafen komplett abgewöhnen. Ich will mich
nicht beklagen, nur ist der Gedanke, Elin könnte nachts auch noch Unterstützung
anfordern, ziemlich belastend.
Elin benötigt bereits jetzt
Hilfe, die Leya bereitwillig leisten wird, beschwichtigten sie.
Ach? Kann Leya denn
überhaupt kämpfen?
Selbstverständlich, sie ist
eine Elbe!
Uh, ein Fettnäpfchen.
Erst wenn deine Ausbildung
abgeschlossen ist, müssen wir deine Aufgaben neu überdenken.
Mir fielen das kürzlich
erwähnte Dämonenheer und meine aufgeschobenen Fragen dazu
Weitere Kostenlose Bücher