Elbengift: Die Zwerge Von Elan-Dhor 1
Wahrscheinlich sogar gerade Larisal und Lotharon.«
Er ballte zornig die Fäuste. Erst seine Worte riefen Thalinuel wieder ins Gedächtnis, dass der Anführer der Tzuul ausgesagt hatte, sie hätten die gesamte Gesandtschaft töten sollen. Dass dies auch das Königspaar sowie den Hüter der Türme einschloss, war ihr noch gar nicht richtig zu Bewusstsein gekommen.
»Dazu kommen noch die Geschehnisse in Riell sowie Vorfälle in verschiedenen anderen Gegenden, vermutlich viel mehr als nur jene, von denen wir bislang Kunde erhalten haben. Wie willst du diejenigen, die das zu verantworten haben, anders nennen als Feinde? So wenig uns allen das wohl gefällt, aber das sind Tatsachen, die wir akzeptieren müssen. Wir …« Er unterbrach sich, denn in diesem Moment endete die Treppe auf einer umrandeten und von einem dichten Blätterdach gekrönten Plattform. Sie hatten die Spitze des Turms erreicht. »Verderben wir den Moment nicht durch solch zornige Worte und deprimierende Gedanken. Sieh!«
Ein kühler, frischer Wind wehte Thalinuel entgegen und spielte mit ihrem Haar, kaum dass sie die Plattform betreten hatten. Molakan ergriff sie an den Schultern und drehte sie so, dass ihr Blick nach Westen gerichtet war. Da der Turm am östlichen Rand Saltinans stand, hatte sie von hier aus einen unvergleichlichen Blick über die gesamte Stadt, die sich vor ihr ausbreitete, wo ihre Sicht nicht durch die Blätterkronen anderer, niedrigerer Bäume eingeschränkt wurde. Dahinter erstreckten sich im Westen und Süden scheinbar endlos die Wälder. Das Licht der tief stehenden Sonne blendete Thalinuel, und sie hob eine Hand, um die Augen zu beschatten.
Langsam wandte sie nach einer Weile den Kopf nach Norden. Dort endete der Wald in wenigen hundert Metern Entfernung. Große Felder mit Getreide, Früchten und Gemüse lagen dahinter, ebenso wie im Osten. Sie ging um den hier nur noch dünnen Stamm des Baumes herum, um eine freie Aussicht zu haben. Das bewirtschaftete Land fiel sanft bis fast zur Küste ab, und dahinter – das Meer. Eine gewaltige blaue Fläche, die irgendwo am Horizont mit dem noch intensiveren Blau des Himmels verschmolz. Wellen brachen sich schäumend an den der Küste vorgelagerten Felsen und schleuderten Gischt meterhoch in die Luft. Ein Teil der Felsen war durch Mauern miteinander verbunden und bildete so das geschützte Hafenbecken, in dem mehrere Schiffe vor Anker lagen. Möwen kreisten darüber.
»Das ist … wunderschön«, entfuhr es Thalinuel, nachdem sie minutenlang nur dagestanden und sich in alle Richtungen umgeschaut hatte.
»Ja«, bestätigte Molakan. »Das ist es. Und ich bin stolz auf mein Amt als Hüter der Türme, denn mir obliegt es, diese Schönheit zu bewahren und noch zu steigern, falls das überhaupt möglich ist. Ich würde alles dafür tun, sie vor jeder nur denkbaren Bedrohung zu schützen.«
»Aus dem gleichen Grund bin ich Kriegerin geworden. Ich möchte mithelfen, unser Volk vor allen Gefahren zu schützen.«
»Immer wieder kommen wir auf dieses Thema zurück«, sagte Molakan und seufzte. »Gefahren entstehen durch Feinde, und wir sprachen zuletzt darüber, wie wichtig es in meinen Augen ist, Bedrohungen frühzeitig zu erkennen und möglichst viel über unsere Feinde zu wissen. Aus diesem Grund habe ich begonnen, regelmäßige Patrouillen auszuschicken, die die Umgebung überwachen und mir alles berichten, was irgendwie verdächtig erscheint. Mein Amt gibt mir die Befugnis dazu, wenn ich dies für die Sicherheit Saltinans als nötig erachte, und das tue ich. Dafür suche ich noch vertrauenswürdige Krieger. Wie steht es mit dir? Ich bin überzeugt, dass ich mich auf dich verlassen kann, und hätte dich gerne bei diesen Patrouillen dabei.«
»Ich fühle mich durch Euer Vertrauen geehrt und würde Euer Angebot gerne annehmen«, erwiderte Thalinuel. »Aber die Heiler haben mir noch Schonung verordnet. Das war Bedingung für meine Entlassung aus dem Haus der Genesung. Ich fürchte, zumindest in den nächsten Wochen werde ich Euch nicht zur Verfügung stehen, und danach werde ich erst langsam das Waffentraining wieder aufnehmen können.«
»Ich spreche nicht von einer kurzzeitigen Aktion. Im Gegenteil, ich fürchte, je mehr Zeit verstreicht, desto dringender werden diese Erkundungsritte werden. Teile mir einfach mit, wenn du wieder ganz gesund bist und dich bereit dazu fühlst.«
»Es wird mir eine Ehre sein«, erklärte Thalinuel.
»Kriegerin Thalinuel vom fließenden
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