Elbengift: Die Zwerge Von Elan-Dhor 1
der alten Welt darstellte.
»Das ist die einzige Ausnahme, eine kleine Schwäche von mir, da ich es oft betrachte.« Molakan lächelte entschuldigend. »Aber auch das hat eine positive Wirkung. Es erinnert mich daran, welche gewaltigen Leistungen unser Volk zu vollbringen vermag, aber auch daran, welch ein schrecklicher Ort diese Welt einst war und jederzeit wieder werden kann. Insofern ist es für mich zugleich Ansporn für meine eigene Arbeit, wie auch eine ständige Mahnung, niemals in meinen Bemühungen nachzulassen, einen solchen Rückfall zu verhindern. Wie geht es dir? Was macht dein Arm?«
Einen kurzen Moment lang war Thalinuel verwirrt von dem abrupten Themenwechsel und musste sich erst darauf einstellen.
»Gut«, antwortete sie dann. »Es wird etwas dauern, bis ich den Arm wieder wie gewohnt benutzen kann, aber das ist nur eine Frage von Wochen. Ich wurde vorhin als geheilt aus dem Haus der Genesung entlassen, doch das wisst Ihr sicherlich bereits.« Sie zögerte verlegen. »Verilon hat mir berichtet, was im Lager der Tzuul geschah, und dass ich wohl nur durch Euer schnelles Handeln und Euer Können noch am Leben bin. Dafür möchte ich Euch danken. Ich weiß nicht, wie ich diese Schuld jemals begleichen soll.«
»Sprechen wir nicht mehr davon.« Er machte eine gleichgültige Geste. »Jeder hätte an meiner Stelle so gehandelt.«
»Aber nicht jeder hätte auch die entsprechenden Fähigkeiten besessen, mir wirklich helfen zu können. Ich wäre tot, wenn Ihr nicht bei dem Vorstoß dabei gewesen wärt.«
»Man kann es auch anders herum betrachten. Es hätte diesen Vorstoß erst gar nicht gegeben, wenn du und die anderen meinen Vorschlag nicht aufgegriffen und Euch mir angeschlossen hättet. Dafür habe ich dir zu danken, auch für deine Tapferkeit im Kampf. Das ist einer der Gründe, weshalb ich dich sprechen möchte. Du fragst dich sicherlich schon die ganze Zeit, warum ich dich herbestellt habe.«
Thalinuel nickte.
»Aber wir brauchen nicht hier zu stehen, um das zu besprechen. Würdest du gerne mit mir auf den Turm hinaufsteigen?«
»Natürlich, gern.« Nur mit Mühe gelang es ihr, ihre Vorfreude nicht allzu deutlich zu zeigen. Erst zweimal war sie so weit hinaufgestiegen, davon einmal als Kind, und noch nie auf den höchsten Turm.
»Dann komm.« Sie verließen sein Zimmer, durchquerten eine große Halle und näherten sich einer Treppe, die gerade breit genug war, dass man zu zweit nebeneinander darauf gehen konnte.
»Gibt es schon irgendwelche Neuigkeiten aus Riell?«, fragte sie, während sie die Stufen hinaufzusteigen begannen.
Molakans Gesicht verdüsterte sich.
»Ja, und leider keine guten. Das heißt, es kommt ganz darauf an, von welchem Standpunkt aus man es betrachtet. Die Berichte über den Angriff auf die Siedlung klangen dramatischer, als es tatsächlich war. Wie du bestimmt weißt, gab es eine Art Belagerung, um uns von den umliegenden Ortschaften der Menschen fernzuhalten und uns vielleicht ganz aus dieser Gegend zu vertreiben. Schon da hätten wir reagieren und Krieger hinschicken sollen, das denke nicht nur ich, sondern auch viele andere. Aber wir haben es nicht getan, und so haben unsere Brüder und Schwestern in Riell versucht, die Blockade aus eigener Kraft zu durchbrechen. Die Menschen waren jedoch zu zahlreich und haben sie zurückgeschlagen. Es gab einige Kämpfe, allerdings keinen direkten Angriff auf die Stadt, und deshalb hat König Lotharon auch diesmal auf berechtigte Vergeltung verzichtet und sich damit begnügt, nur die Handelswege nach Riell wieder zu öffnen. Vor seinem Heer flohen die Menschen und wagten keinerlei Widerstand mehr zu leisten. Das scheint ihm bereits zu reichen. Alles, was er für die Verräter übrig hatte, waren ein paar ermahnende Worte, mit denen er sie in ihre Dörfer zurückgeschickt hat.«
»Und sobald unsere Krieger abziehen, geht alles vermutlich wieder von vorne los«, stieß Thalinuel hervor. »Ich begreife es nicht. Wir können uns doch nicht alles bieten lassen, ohne uns zu wehren!«
»Du nimmst mir die Worte aus dem Mund. Ich habe mir gedacht, dass du so denkst. Genau deshalb habe ich dich eingeladen.«
Thalinuel blieb abrupt stehen. »Darf ich ganz offen sprechen?«
»Sicher, deshalb sind wir hier.«
Sie atmete tief durch, hoffte, dass es ihr gelingen würde, die richtigen Worte zu finden, um ihren Standpunkt darzulegen, Molakan aber gleichzeitig nicht zu verärgern.
»Ich teile Eure Ansichten, dass wir der Feindseligkeit, die
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