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Elbengift: Die Zwerge Von Elan-Dhor 1

Elbengift: Die Zwerge Von Elan-Dhor 1

Titel: Elbengift: Die Zwerge Von Elan-Dhor 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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erheblicher Teil der Verwaltung Saltinans war darin untergebracht, denn Molakans Amt, das schon seit zahlreichen Generationen vom Vater auf den Sohn vererbt wurde, umfasste alle organisatorischen Belange der Stadt. Insofern war er am ehesten mit einer Art Bürgermeister zu vergleichen, doch gingen seine Aufgaben weit über eine reine Verwaltungstätigkeit hinaus. Schließlich war Saltinan nicht nur irgendeine Stadt, sondern die größte und bedeutendste des Elbenreiches, und ihr Einfluss erstreckte sich auch weit jenseits ihrer Stadthecken.
    Thalinuel wurde bereits erwartet und unverzüglich zu Molakan gebracht. Es war ihr erster Besuch im Haus der Türme, und während sie durch die Hallen und über zahlreiche Treppen geführt wurde, bedauerte sie, dass sie es nicht längst schon einmal besucht hatte, auch ohne dass konkrete Angelegenheiten sie hergeführt hätten, sondern einfach, um es sich anzusehen. Ein paarmal hatte sie es bereits vorgehabt, weil sie von seiner Schönheit gehört hatte, doch stets war etwas dazwischengekommen, und sie hatte diesen Vorsatz bis zum heutigen Tag nie in die Tat umgesetzt. Ein großes Versäumnis, wie sie sich nun eingestand.
    Denn es gab eine ganze Menge anzusehen und zu bewundern.
    Es begann mit der unvergleichlichen Konstruktion des Gebäudes, der Kombination von toten und zahlreichen lebenden Elementen wie Zweigen und Hecken, die sich im Inneren sogar bis in höhere Etagen hinaufzogen. Die einzelnen Stockwerke waren durch zum Teil so kühn geschwungene Treppen zu erreichen, dass diese der Schwerkraft zu trotzen und frei in der Luft zu hängen schienen. Durch die teils aus Zweigen und Blättern bestehenden Außenwände fiel Licht herein und schuf beeindruckende Farb- und Schattenreflexe.
    Darüber hinaus war das Haus auch fast ein Museum. Es gab zahlreiche Ausstellungsstücke, darunter einige, die bis in das Zeitalter der Finsternis zurückreichten. Elbische Waffen und Ausrüstung, aber auch Kriegswerkzeug des Feindes, das selbst jetzt noch einen eisigen Hauch des Bösen verbreitete.
    Auf großen, prachtvollen Gemälden waren Szenen aus Schlachten jener Zeit abgebildet, andere stellten Errungenschaften aus der Zeit danach und erste Begegnungen mit den jüngeren Völkern dar. Wieder andere zeigten, wie sich Saltinan im Laufe der Jahrtausende verändert hatte. Es war keine statische Stadt, sondern eine, die einem langsamen, aber stetigen Wandel unterworfen war. Trotz aller Pflege durch Magie und Gärtnerskunst währte das Leben auch der ältesten Bäume nicht ewig, und wenn sie abstarben, waren auch die in ihrem Astwerk errichteten Häuser verloren.
    Gerne hätte sich Thalinuel alles ausgiebig angesehen, aber dazu war jetzt keine Gelegenheit. Sie würde es aber so bald wie möglich nachholen – allzu beeindruckend war das, was sie flüchtig gesehen hatte.
    Gerade angesichts dieser Pracht war sie im ersten Moment ein wenig enttäuscht, als sie schließlich in das Arbeitszimmer von Molakan geführt wurde. Im Gegensatz zu dem bisherigen Prunk war es klein und geradezu ärmlich eingerichtet. Bis auf ein einziges Bild, das den Fall und die Vertreibung von Khraátan darstellte, dem Höchsten der Schattenmahre und der schrecklichsten Geißel des finsteren Zeitalters, war es kahl, und selbst den wenigen Möbeln mangelte es an Verzierungen.
    »Enttäuscht?«, fragte Molakan lächelnd, als hätte er ihre Gedanken gelesen, erhob sich von seinem Stuhl und kam um den Tisch herum, an dem er gesessen hatte, auf sie zu. »Gib es ruhig zu, so ergeht es jedem, der zum ersten Mal herkommt.«
    »Warum …«
    »Du fragst dich, warum ausgerechnet der Hüter der Türme in einem solchen Verschlag haust? Auch diese Frage stellt mir jeder, wenn auch mit etwas anderen Worten.« Er machte eine weit ausholende Geste, die den ganzen Raum umfasste. »Ich brauche diese Schlichtheit, um mich völlig auf das konzentrieren zu können, was wirklich wichtig ist. Hier ist das in diesem Fall meine Arbeit. Alles andere würde mich davon nur ablenken. Ich weiß, das entspricht nicht gerade elbischer Denkweise, weil wir uns gern mit schönen Dingen umgeben und versuchen, uns unsere Umgebung stets so angenehm wie nur möglich zu machen. Aber je karger und trostloser meine Umgebung ist, desto intensiver widme ich mich meiner Arbeit.«
    »Und das Bild?« Thalinuel deutete auf das Gemälde an der Wand. Es schauderte sie beim bloßen Anblick der titanischen, geflügelten Scheußlichkeit, obwohl es den Sieg über den Dämon aus

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