Elbengift: Die Zwerge Von Elan-Dhor 1
Kostprobe erhalten hatte.
Anstelle von Armen besaß die Kreatur schwarze, gezackte Flügel, die aussahen, als wären sie aus Leder. Sie spannten sich über einem dünnen Knochengerüst und besaßen ausgebreitet eine Länge von sicherlich vier bis fünf Metern. Wie Widerhaken saßen lange, gebogene Spitzen als weitere natürliche Waffen daran.
Offenbar waren es diese Kreaturen, die das bunte Fellwesen als Sarn bezeichnet hatte, und Lhiuvan war sicher, dass sie mehr als nur Tiere waren. In den kleinen Augen des Ungeheuers funkelte eine boshafte Intelligenz, die sicherlich ähnlich ausgeprägt wie bei Ghoulen war.
Diesmal war Lhiuvan vorbereitet, als der Sarn erneut auf ihn zuraste. Er duckte sich und sprang gleichzeitig zur Seite. Dicht neben seinem Kopf zischten die Krallen durch die Luft. Lhiuvan schlug mit dem Schwert zu. Die Klinge zeichnete einen flirrenden silbernen Halbkreis in die Luft, doch im gleichen Moment ließ der Sarn sich im Flug zur Seite kippen. Statt den Flügel abzuhacken, streifte das Schwert ihn nur mit der Spitze, durchtrennte einen der dünnen Knochen und riss ein Loch in die lederartige Haut.
Dennoch stürzte die Kreatur nicht ab, sondern schraubte sich mit einem schrillen Schrei wieder in die Luft. Obwohl ihr Flug unsicherer als zuvor war und die getroffene Schwinge etwas herunterhing, erreichte sie einen Baum und ließ sich auf einem Ast nieder.
Aber damit war die Gefahr noch nicht gebannt.
Ein widerwärtiges Schmatzen ließ Lhiuvan herumfahren. In einem der Trichter meinte er aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrzunehmen, gleich darauf tauchte aus einem anderen ein entfernt menschlicher Schädel mit leichenblasser, fast transparenter Haut auf. Der größte Teil des Gesichts bestand aus einem Maul mit fast fingerlangen, spitzen Reißzähnen, die Knochen sicherlich mühelos zermalmen konnten.
Langsam, zögernd noch angesichts eines bewaffneten Gegners, kroch der Ghoul an die Oberfläche, und er war nicht der einzige. Auch aus anderen Erdlöchern glotzten die widerwärtigen Kreaturen Lhiuvan an und begannen, ins Freie zu klettern.
Gehetzt blickte er sich um. Die Ghoule kamen von allen Seiten, und es wurden immer mehr. Selbst den Fluchtweg zurück ins Unterholz schnitten sie ihm bereits ab. Als wäre das noch nicht genug, lösten sich weitere Sarn aus den Baumwipfeln und rasten mit angelegten Schwingen pfeilschnell auf ihn herab.
Lhiuvan begriff, dass er verloren war, aber diese Erkenntnis weckte keinen Schrecken, sondern eher ein Gefühl der Erleichterung in ihm. Der Tod würde eine Erlösung aus dem Albtraum sein, in den sein Leben sich verwandelt hatte. Er wusste nicht, ob auch der Schattenmahr umkommen würde, wenn er starb, aber auf jeden Fall wären die Pläne des Ungeheuers aus den Abgründen jenseits von Zeit und Raum vereitelt, was neue Hoffnung für diese Welt bedeutete, die nicht einmal ahnte, in welcher Gefahr sie schwebte.
NEIN!
Brodelnder, kochender Zorn schwang in der geistigen Stimme mit. Bislang hatte Lhiuvan geglaubt, das Ungeheuer besäße nur durch ihn Kraft, könnte nur durch seinen Körper wirken und auf seine eigenen Kräfte zurückgreifen, doch nun zeigte sich, dass dem nicht so war. Mit einem Schlag entfesselte es seine verborgene wahre Macht.
Ohne Zutun hob Lhiuvan seine freie Hand in Richtung der heranschießenden Sarn. Winzige Fünkchen sprangen knisternd zwischen seinen Fingern hin und her, dann löste sich ein bläulicher Blitz aus seinen Fingerspitzen, raste auf den vordersten Sarn zu und ließ ihn wie eine Fackel auflodern.
Er verging in einer grellen Stichflamme, nur etwas herabrieselnde Asche blieb von ihm übrig. Gleich darauf teilte ein weiterer Sarn sein Schicksal. Die übrigen drehten mit schrillen Schreien ab, allerdings löste sich noch ein ganzer Schwarm davon aus den Baumwipfeln. Ziellos flatterten die Ungeheuer durcheinander, doch zumindest im Moment wagte es keines von ihnen, sich Lhiuvan zu nähern.
Er wandte sich den Ghoulen zu. Erneut flammten Tod und Verderben aus seinen Fingerspitzen, und einer der Aasfresser verwandelte sich in eine lebende Fackel. Allerdings bemerkte Lhiuvan, dass der Blitz diesmal schon nicht mehr so grell und kräftig wie die vorigen gewesen war. Auch der nächste war wieder schwächer.
Solange sich nur sein Geist in Lhiuvans Körper eingenistet hatte, schienen die Kräfte des Schattenmahrs stark begrenzt zu sein. Selbst die jetzt entfesselten Gewalten würden auf keinen Fall ausreichen, die Ungeheuer alle zu
Weitere Kostenlose Bücher