Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
zum Glück am Boden festgewachsen war und ihm nicht folgen konnte. Aber die Wut, die dieses Wesen empfand, war deutlich zu spüren. Seine Gedanken waren voller Hass.
Daron wich ein paar Schritte zurück. Überall raschelte, knackte und schabte es zwischen den riesigen Schachtelhalmen und den anderen Pflanzen, die überall im Wilderland zu finden waren.
Im Wilderland hatten sich sowohl Pflanzen als auch Geschöpfe erhalten, die in anderen Gebieten des Zwischenlandes längst ausgestorben waren.
Das Fressmoos hatte sich noch immer nicht beruhigt. Die rußschwarz gewordene Stelle, wo Daron sich befunden hatte, war noch deutlich zu sehen.
Das hast du nun davon, dachte Daron. Hättest eben nicht versuchen dürfen, mich zu verspeisen!
Daron achtete genau auf seine geistigen Sinne. Vielleicht konnte er noch einmal einen Gedanken von Sarwen auffangen!
„Wo bist du, Sarwen?“
Vorsichtig setzte Daron einen Fuß vor den anderen und schaute dabei immer wieder zu Boden. Waffenmeister Thamandor hatte in seinen Erzählungen mehrmals die Flügelschlangen erwähnt, vor denen man sich in Acht nehmen musste. Aber auch die Riesenvögel und viele andere Geschöpfe, die im Wilderland beheimatet waren, konnten gefährlich werden.
„Sarwen!“
Er sandte seine Gedanken mit der größtmöglichen Kraft. Dabei fühlte er sich schwach und elend. Er lehnte sich gegen einen der wenigen Bäume, der so dick war, dass wahrscheinlich zwanzig ausgewachsene Männer nötig gewesen wären, um seinen Stamm zu umfassen.
„Daron?“
Knacken und Rascheln ließen ihn aufschrecken. Er schaute zur Seite, sah wie hohes Gras und ein Busch in Bewegung gerieten, dann trat Sarwen aus dem Gestrüpp hervor. Ihre Arme und ihr Gesicht waren über und über mit Striemen und anderen kleinen Wunden bedeckt.
„Daron, da bist du ja!“, rief sie.
„Was ist mit dir passiert?“
„Ich bin in einem Dornengebüsch gelandet“, berichtete Sarwen. „Du siehst es ja, ich bin ganz zerkratzt. Zum Glück ist mein Kleid aus guter Elbenseide, sonst wäre es zerrissen. Und du?“
Daron deutete in Richtung des Fressmooses. „Da solltest du nicht hingehen. Die Pflanze dort hatte großen Hunger auf mich.“
Sarwen atmete tief durch. Dann murmelte sie eine magische Formel und strich sich dabei mit einer Hand übers Gesicht, und schon bluteten die Kratzer, die sie sich zugezogen hatte, nicht mehr, und sie Wunden schlossen sich und verhielten.
„Soll ich dir helfen?“, fragte Daron.
„Nein danke, es geht schon“, entgegnete Sarwen. „So schlimm ist es nicht.“
„Siehst aber ziemlich ramponiert aus.“
„Das wird sich gleich ändern.“
Keine der Wunden, die sie davongetragen hatte, war wirklich tief, und so konnte Sarwen sie allesamt mit ihrer eigenen Magie heilen. Die Heilkunst der Elben war überall berühmt. Jeder Elb verstand zumindest etwas davon und konnte leichtere Wunden selbst behandeln. Bei schweren Verletzungen musste man allerdings einen ausgebildeten Heiler aufsuchen.
Ein paar Augenblicke später waren die Wunden auf den Armen und im Gesicht des Elbenmädchens völlig verschwunden.
Daron hatte in der Zwischenzeit wieder etwas Kraft sammeln können. Das Schwindelgefühl, das ihn zunächst befallen hatte, machte sich nicht mehr bemerkbar.
„Was meinst du, können wir vielleicht doch noch eine geistige Verbindung zu Großvater aufbauen?“, fragte Sarwen.
Schlimmer konnte die Lage eigentlich nicht mehr werden. Sie waren beide in einem fremden Land voller gefährlicher Kreaturen gestrandet. Es lag so weit von Elbenhaven entfernt, dass eine Rettungsexpedition in jedem Fall Wochen oder gar Monate brauchen würde, um auch nur in ihre Nähe zu gelangen.
Daron seufzte. „Also gut“, stimmte er zu.
Sarwen nahm seine Hände. Ihre Augen wurden schwarz, und gleiches geschah auch mit Darons Augen. Die beiden Elbenkinder sammelten ihre Kräfte für eine Reihe gemeinsamer, sehr intensiver Gedanken.
Ob König Keandir sie empfangen konnte, wusste sie nicht. Aber zur Unterstützung murmelten sie eine magische Formel, die ihnen half, ihre Kräfte zu konzentrieren. Immer wieder sprachen sie diese Formel gemeinsam vor sich hin.
Schließlich gaben sie den Versuch auf. Sehr wahrscheinlich würden sie ihre Kräfte noch brauchen, um sich gegen die mannigfaltigen Gefahren des Wilderlands zu behaupten.
Davon abgesehen hatte Daron das Gefühl, dass sich magische Kräfte in diesem Land irgendwie schneller verbrauchten.
„Du hat recht“ , stimmte ihm Sarwen in
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