Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
wenn es damit getan ist, den Waldgeistern ein paar Flammenspeere zu übergeben, dann wäre ich eventuell in der Lage, welche zu bauen. Da ich ja schon zwei geschaffen habe, wäre ich vermutlich schneller fertig als beim letzten Mal.“
„Meint Ihr damit ein paar Jahre anstatt ein Jahrhundert?“, fragte Daron.
„Na ja, das lässt sich schwer sagen. Wir haben hier wohl nicht die geeigneten Hilfsmittel. Aber wenn Rarax wieder fit ist, könnten wir nach Elbiana zurückfliegen und dort ein paar Flammenspeere in meiner Werkstatt produzieren.“
„Ich fürchte, bis wir dann zurückkehren, wird es zu spät sein“, entgegnete Sarwen.
In diesem Moment ertönte ein Surren und Brummen, und es wurde immer lauter.
Daron erkannte das Geräusch sofort wieder. „Das sind die Falter!“, sagte er zu Sarwen.
„Dann wird jemand hinaufgebracht“, meinte sie.
Und der Trork Tharoch, der mithilfe seiner besonderen Sinne offenbar mehr zu erfassen vermochte, verkündete seinem König: „Ihr bekommt Besuch, Majestät!“
Dann tauchten mehrere Falterschwärme auf. Es schwirrten so viele von ihnen durch die Luft, dass man zunächst gar nicht erkennen konnte, wen oder was sie emportrugen. Aber der etwas strenge Geruch verriet den drei Elben, dass es sich um Zentauren handeln musste.
Gut ein Dutzend von ihnen wurden von den Faltern zur großen Astgabelung gebracht und abgesetzt, unter ihnen auch Sorabos, der Anführer der südlichen Zentaurenstämme.
Er schüttelte sich und schnaufte wie ein Ackergaul, nachdem die Falter ihn abgesetzt hatten. Dann rückte er sich seinen leicht zerbeulten Helm und den Köcher seines Bogens zurecht und sagte zu Daron, Sarwen und Thamandor: „Oh, wen sehe ich in dieser trüben Stunde! Alte Bekannte und Zentaurenfreunde! Wenn das in dieser schlimmen Zeit kein gutes Omen ist, dass wir euch hier treffen!“
Danach wandte er sich an König Sembros, der Sorabos mit besonders tief gerunzelter Stirn betrachtete. Das grundlegende Misstrauen, das der Faunkönig offenbar jedem Zentauren entgegenbrachte, war ihm deutlich anzusehen.
„Habt Dank, König der Faune und des Geheimen Waldes, dass ihr uns aufgenommen und damit gerettet habt“, sagte Sorabos. „Vielleicht sind wir die letzten Zentauren der südlichen Stämme, die dem furchtbaren Einfluss der Waldgeister bisher entkommen konnten. Und das auch nur mit großem Glück. Die meisten wurden in baumartige Gewächse verwandelt.“
„Euch sei Zuflucht gewährt“, sage der Faunkönig. „Und dankt meinen Kundschaftern, dass sie euch gefunden und ins Geheime Waldreich geführt haben. Ich hoffe, du weißt, dass dies auch für uns ein Risiko bedeutet, denn als wir diese Elbenkinder in unseren Wald ließen, wäre es den Waldgeistern um ein Haar gelungen, ihnen zu folgen.“
„Ich weiß deine Großzügigkeit zu schätzen“, sagte Sorabos, den Sarwen und Daron noch nie so untertänig erlebt hatten. Es war wohl die pure Verzweiflung, die den Ältesten der südlichen Zentaurenstämme so kleinlaut hatte werden lassen.
„Damals, nach dem Großen Krieg, als wir Katzenkrieger durch das Land irrten, wart ihr Zentauren nicht so gastfreundlich“, meldete sich Elbenschreck zu Wort. „Ihr habt uns nicht in eurem Wald geduldet. Nur hier, im Geheimen Wald, gewährte man unseren Vorvätern Zuflucht.“
„Wundert es dich wirklich, dass man deinesgleichen nirgendwo habe wollte?“, fragte Sorabos und verschränkte die Arme vor der Brust. „Die Katzenkrieger kämpften immerhin auf der Seite des dunklen Herrschers Xaror!“
„Die Vergangenheit sollte uns jetzt nicht interessieren“, mischte sich Brysantis ein. „Dass die Zentauren die Katzenkrieger nicht mögen, hat gewiss seine Gründe. Aber auch die Zentauren haben in der Vergangenheit nicht nur ruhmreich gehandelt. Muss ich dich daran erinnern, Sorabos, dass deine Vorfahren uns Dryaden und die Faune aus dem Großteil des Waldreich vertrieben haben? Dass sie in einen Wald eingedrungen sind, der längst besiedelt war, um sich dort breitzumachen?“
„Unsere Vorfahren waren selbst Vertriebene“, sagte Sorabos und scharrte verlegen mit den Vorderhufen. „Als die Menschen ins Zwischenland kamen, machten sie Jagd auf uns, und es blieb uns nichts anderes übrig, als uns ins Waldreich zurückzuziehen, wo hinterhältige Faune uns überfielen!“
„Die sich nur verteidigt haben!“, entgegnete der Faunkönig.
Ein durchdringendes Ächzen des Nebelbaums beendete die aufkeimende Streiterei und gemahnte alle daran,
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