Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
dass sie im Augenblick trotz aller Gegensätze, die in der Vergangenheit zwischen ihren Völkern gestanden hatten, ein gemeinsames Problem hatten - die wütenden Waldgeister.
Der Baum neigte sich etwas zur Seite, und beinahe alle wurden aus dem Gleichgewicht gebracht. Rarax breitete instinktiv die Flügel aus, und selbst Daron und Sarwen hatten Mühe, auf den Beinen zu bleiben. Der König der Faune taumelte zur Seite und musste von einem seiner Diener gestützt werden, sonst wäre er umgefallen.
Von überall her waren erschreckte Schreie von Faune zu hören, und Scharen von Faltern schwirrten völlig konfus durcheinander. Sie waren von ihren Ruheplätzen an den dünneren Ästen des Nebelbaums aufgescheucht worden, die nicht stark genug waren, um Faune oder gar Trork-Ritter und ihre Riesenmammuts zu tragen.
Mit einem furchtbaren Knarren neigte sich der Baum noch ein weiteres Stück zur Seite.
„Wenn ihr Faune unter eurer magischen Schutzkuppel Wind gewohnt währt, würdet ihr jetzt nicht zittern wie Espenlaub!“, tönte Sorabos. „Bei Sturm würde euer Baum noch viel stärker schwanken als jetzt!“
„Wilslt du unsere Gastfreundschaft dazu nutzen, dich über uns lustig zu machen, Zentaur?“, beschwerte sich der Faunkönig. „Vielleicht hast du stattdessen eine Lösung vorzuschlagen, wie dem Feind, der uns alle bedroht, begegnet werden kann.“ König Sembros war wirklich verärgert. „Hätten die Blätter nicht berichtet, dass ihr gegenüber unseren Kundschaftern herumgetönt hättet, es gäbe eine Möglichkeit der Rettung, von der nur die Zentauren etwas wüssten …“
„Was auch der Wahrheit entspricht!“, beteuerte Sorabos.
„… hätte ich mir vielleicht noch einmal überlegt, ob es nicht vielleicht doch besser wäre, euch übel riechendes Zentaurenpack außerhalb der Schutzkuppel zu lassen“, vollendete der König der Faune seine alles andere als freundliche Ansprache an die Gäste.
„Sei froh, dass wir euch einst gestatteten, wenigstens in diesem Teil des Waldes zu siedeln!“, giftete Sorabos zurück.
Daron und Sarwen wechselten einen kurzen Blick. Es war nicht nötig, dass sie sich gegenseitig ihre Gedanken sandten. Jeder wusste in diesem Augenblick auch so, was der jeweils andere von dem unwürdigen Theater hielt, das sich der Anführer der südlichen Zentaurenstämme und der König der Faune leisteten.
Bevor einer der beiden Streithähne noch ein Wort zu sagen vermochte, mischte sich Daron ein. Er wandte sich an Sorabos und fragte: „Worin könnte denn Eurer Meinung nach die Rettung bestehen?“
Sorabos deutete zu ihren Füßen. „Wir stehen darauf. Ich zitiere ungern eine Redewendung, die unter Faune und Dryaden üblich ist, aber in diesem Fall trifft sie vielleicht zu: Nur der Nebelmann kann uns noch helfen!“
„Wenn Ihr ihn zu rufen vermögt, werter Sorabos, wäre hier sicher so manch einer sehr glücklich“, sagte Thamandor.
„Leider ist das in den vergangenen Zeitaltern niemandem mehr gelungen, und ich wäre überrascht, wenn ausgerechnet ein Zentaur schaffen sollte, was selbst die weisesten Dryaden bisher vergeblich versuchten“, äußerte Brysantis ihre Zweifel. „Ehrlich gesagt ist mir schleierhaft, wie ein dahergelaufener Zentaur mehr über den Nebelmann wissen sollte als jeder hier im Geheimen Wald, wo uns das Rätsel des Nebelmanns und seines Verschwindens schon so lange beschäftigt.“
Sorabos atmete tief durch und schnaubte dann wie ein Pferd. „Ganz einfach“, sagte er schließlich. „Der Nebelmann war einst ein guter Freund eines Zentaurenanführers, der über Stämme gebot, die man damals natürlich noch nicht die südlichen Stämme nannte, weil sie ganz woanders siedelten. Und so …“
Er verstummte, denn auf einmal waren Schreie aus dem nahen Dickicht des Geheimen Waldes zu hören. Im Dorf der Waldkatzenkrieger herrschte offenbar große Aufregung.
Cabrejus wandte sich an Daron. „Die Blätter berichten von einem schwarzen Staub, der aus der Erde dringt und in die Luft aufsteigt wie ein Mückenschwarm im Hochsommer!“, sagte er, aufs Höchste besorgt.
„Jetzt wird es wohl ernst“, lautete Thamandors Kommentar. Er überprüfte die letzten Armbrustbolzen, die er in der Tasche an seinem Gürtel aufbewahrte. Nur würde er damit die Waldgeister nicht verjagen können.
„Untersteh dich, diese Waffe hier in unserem Wald einzusetzen“, warnte Cabrejus. „Die Pflanzen und …“
Weiter kam er nicht, denn ein Schwarm Vögel erschien aus dem Nebel und
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