Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
und Riesenmammuts gehören. Keine fünfhundert Jahre, und es wird wieder Teil des Wilderlandes werden und die Stadt Norgua untergehen. In einem hat Mirgamir recht: Wir Elben sind zu wenige dort, und daher werden wir dieses Land nicht halten können. Zudem ist die Magie der meisten Elben zu schwach geworden, sodass wir die Hilfe menschlicher Handwerker brauchen, damit nicht überall unsere Gebäude zusammenbrechen.“
„Ich denke, dass sich Mirgamir an deine Anweisungen halten wird und weiteren Menschen gestatten wird, nach Noram zu ziehen“, sagte Daron.
„Bist du dir sicher?“
Daron lächelte. „Ich habe seine Gedanken gelesen.“
„Gegen seinen Willen und ohne dass er davon weiß?“
„Ich weiß, dass das nicht fein ist, Großvater. Aber ich wusste auch, wie wichtig die Frage für dich ist, ob du dich auf den Herzog von Noram verlassen kannst.“
„Über all das können wir doch später reden“, mischte sich die Heilerin Nathranwen ein. „Mein König, bedenkt, dass wir Gäste haben.“
„Aber gewiss doch.“ Keandir nickte ihr zu und sah dann wieder Daron an. „Wie gut, dass Sarwen und du von der magischen Schwäche der meisten Elben nicht betroffen seid.“
Ja, weil wir die Kraft der Finsternis von dir geerbt haben, Großvater, dachte Daron. Denn du hast sie an unseren Vater Magolas weitergegeben.
Für einen kurzen Moment wurden die Augen des Königs so schwarz, wie es sonst bei Daron und Sarwen geschah, wenn sie ihre Kräfte ganz besonders stark konzentrierten. Aber dieser Moment war so kurz, dass außer Daron niemand etwas davon bemerkte.
Keandir hatte Daron und Sarwen am Hof von Elbenhaven großgezogen, nachdem die Eltern der Zwillinge während des Großen Krieges gegen den Dunklen Herrscher Xaror umgekommen waren. Obwohl – großgezogen war nicht ganz das richtige Wort. Daron und Sarwen waren zwar bereits weit über hundert Jahre alt, aber sie wirkten noch immer wie etwa zehnjährige Menschenkinder, da sie es vorgezogen hatten, mit dem Erwachsenwerden noch zu warten. Elbenkinder bestimmten selbst, wie schnell sie körperlich wuchsen.
„Schön, dass ihr wieder da seid“, sagte die Heilerin Nathranwen mit sanfter Stimme zu ihnen. Sie trug ein langes Kleid aus fließender Elbenseide. Sie kannte die beiden Zwillinge von Geburt an und hatte ihnen später oft die Mutter ersetzt. Sie deutete auf Rarax. „Was soll mit eurem Flugungeheuer geschehen?“
„Kann man es nicht einfach hier schlafen lassen, bis es sich erholt hat?“
„Ja, vielleicht wäre es das Beste.“ Nathranwen sah Daron und Sarwen an, und die beiden Elbenkinder empfingen plötzlich einen sehr intensiven und beinahe schon strengen Gedanken von ihr. „ Was ist passiert?“
Aber sowohl Daron als auch Sarwen taten so, als hätten sie Nathranwens Gedanken nicht bemerkt.
„Riesenfledertiere gehören nicht in den Burghof“, knurrte der einäugige Prinz Sandrilas. „Wahrscheinlich wird allein sein Atmen uns allen den Schlaf rauben. Aber ich werde hier ja nicht gefragt.“
Bevor König Keandir die Erlaubnis dazu gab, dass Rarax auf dem Pflaster des inneren Burghofs ausschlafen konnte, wurde zunächst noch der königliche Hofmarschall Rhenadir gerufen, auch bekannt als Rhenadir der Gewissenhafte. Er hatte sich um die Stallungen der Elbenpferde auf Burg Elbenhaven zu kümmern, und da Rarax für gewöhnlich in einem der Pferche untergebracht war, hatte auch der Hofmarschall in dieser Sache mitzureden.
„Im Prinzip habe ich keine Einwände“, erklärte er. „Allerdings sollten Daron und Sarwen dem Tier klarmachen, dass es sich nicht nach Belieben in der Burg und der Stadt herumtreiben kann, wenn es erwacht.“
„In dieser Hinsicht gab es noch nie Probleme“, erinnerte Daron.
Allerdings sandte ihm Sarwen einen Gedanken, der ihre Zweifel zum Ausdruck brachte. „Bist du dir sicher, dass Rarax noch auf uns hört?“
„Das wird er schon wieder“ , war Daron überzeugt.
„Na, hoffentlich“, dachte Sarwen.
Man führte die beiden Elbenkinder in den Palas, wo gerade ein Festbankett zu Ehren einiger seltener Gäste stattfand. Das traf sich gut, denn Daron und Sarwen hatten während ihrer Reise nichts gegessen. Elben kamen zwar auch über einen längeren Zeitraum ohne Nahrung aus, aber beide verspürten dennoch Appetit.
Eine Schar von Gästen saß an der langen Tafel, vor allem Herzöge des Reiches und getreue Gefolgsleute von König Keandir. Daron und Sarwen kannten sie von klein auf. Da waren zum Beispiel Herzog
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