Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
Lederschwingen auf- und niedergehen lassen und dafür gesorgt, dass die Geschwindigkeit immer größer wurde. Eigentlich hätte es gereicht, sich einfach nur durch die Luft gleiten zu lassen, aber das genügte Rarax offenbar nicht.
„Es muss eine furchtbare Angst sein, die Rarax dermaßen antreibt“, dachte Sarwen. „Ich frage mich nur, woran das liegen mag?“
„Vielleicht will er einfach nichts mit Toten zu tun haben oder spürt, dass die Zeit in Estorien langsamer verläuft, und das hat ihn erschreckt. Du hast es doch gesehen: Kein Riesenmammut verirrt sich nach Estorien, und auch kein Trork hat die Grenze dorthin überschritten.“
„Aber vor den Eldran braucht doch niemand Angst zu haben!“, meinte Sarwen. „ Das sind schließlich die guten Totengeister. Während des Großen Krieges gegen den Dunklen Herrscher Xaror wurden sie gerufen und haben geholfen, das Elbenreich zu verteidigen!“
„Vergiss nicht, dass Rarax eigentlich ein Geschöpf der Finsternis ist“, gab Daron zu bedenken.
„Glaubst du, dass es damit zusammenhängt?“
„Wäre doch möglich.“
Sie überflogen die Berge von Hoch-Elbiana und sahen am Horizont das blaue Meer. An der Küste lag Elbenhaven, die Hauptstadt von Elbiana, die die Burg des Elbenkönigs umgab und in dessen Hafen Schiffe aus aller Herren Länder anlegten.
Nun erst wurde Rarax etwas langsamer und sank etwas tiefer. Er stieß einen Laut aus, der weniger schrill war als die Töne, die er während dieses überstürzten Rückflugs immer wieder von sich gegeben hatte. Es hörte sich beinahe an, als wäre das Flugungeheuer sehr erleichtert, endlich Elbenhaven erreicht zu haben.
Rarax flog geradewegs auf den inneren Burghof zu und landete dort. Er wirkte völlig erschöpft.
Daron und Sarwen kletterten sogleich vom Rücken des gewaltigen Flugungeheuers, das schwer atmend auf dem Pflaster lag und erst einmal die Flügel und Beine von sich streckte. Es hechelte wie einer der Hunde, die bei den menschlichen Handwerkern so beliebt waren. Elben hingegen mochten im Allgemeinen keine Hunde, auch wenn Daron und Sarwen, deren Mutter eine Menschenfrau gewesen war, nicht richtig verstanden, wieso das so war.
Sarwen legte eine Hand auf Rarax’ Schnauze und murmelte eine magische Formel, die dem Riesenfledertier helfen sollte, seine Kräfte schneller zu regenerieren. Allerdings schien die Wirkung dieser Magie nicht im Mindesten auszureichen, um Rarax wieder auf die Beine zu bringen. Daron versuchte ihn dazu zu bewegen, sich wenigstens noch in seinen Pferch zu schleppen, denn der lag nicht weit entfernt. Aber selbst das schien im Moment einfach nicht möglich zu sein, zu groß war Rarax’ Erschöpfung.
Aus dem nahen Palas der Burg schritten König Keandir, der einäugige Prinz Sandrilas und die Heilerin Nathranwen auf die Ankömmlinge zu.
„Habt Ihr Herzog Mirgamir meine Botschaften übergeben können?“, begrüßte der Elbenkönig seine beiden Enkel. Auch wenn Daron und Sarwen eine lange Reise hinter sich hatten, so empfand es der König nicht als angemessen, sie allzu überschwänglich zu begrüßen, denn für Elbenverhältnisse waren sie nur kurz weg gewesen.
„Ja, aber er schien nicht begeistert von dem, was du ihm geschrieben habt“, erklärte Daron.
Keandir lächelte. Er hatte eine erhabene, kraftvolle Gestalt, trug ein kostbares Wams aus Elbenseide, und an seinem Gürtel hing das berühmte Schwert Schicksalsbezwinger, mit dem er einst ein Monster namens Furchtbringer besiegt hatte. „Das habe ich mir schon gedacht, und damit Mirgamir dennoch befolgt, was ich ihm befahl, schickte ich dich, Daron, meinen Nachfolger!“
Der Elbenjunge seufzte. Dass sein Großvater von ihm erwartete, einst König von Elbiana zu werden, war ein Streitpunkt zwischen ihnen. Daron war sich nämlich noch keineswegs sicher, ob das wirklich der Weg war, den er beschreiten wollte. Aber solange er noch nicht erwachsen war, brauchte er sich noch nicht zu entscheiden.
„Mirgamir will nicht noch mehr Menschen gestatten, in Noram zu siedeln“, fasste der Elbenjunge die Bedenken des Herzogs zusammen. „Er sagt, dass es dort zu wenige Elben gibt, und befürchtet daher, dass die Menschen bald auch in Noram die Bevölkerungsmehrheit stellen.“
„Ja, das sagt er schon, seit ich ihn zum Herzog ernannte“, erwiderte Keandir. „Aber wenn sich nicht weitere Menschen in Noram ansiedeln, werden wir dieses Herzogtum verlieren. Die Wildnis wird sich ausbreiten, und das Land wird erneut den Trorks
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