Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
Wesen, sondern würde aus Fleisch und Blut bestehen.
Dann erreichte es den Hafen und galoppierte einfach weiter über das Wasser. Blitze zuckten, wenn die durchscheinenden Hufe die Wellen berührten.
Das Eldran-Pferd lief auf Rarax zu, der zunächst etwas höher stieg. Ein durchdringendes Wiehern ertönte, und Malagonds Pferd hielt an.
Das leuchtende Geisterpferd stand auf dem Wasser wie auf festem Grund. Seine Leuchtkraft ließ nach, und es wirkte etwas blasser. Rarax umkreiste es neugierig.
Gleichzeitig konzentrierten Daron und Sarwen ihre beruhigenden Gedanken auf das Riesenfledertier.
Schließlich wagte es Rarax, dicht über das Eldran-Pferd hinwegzufliegen. Allerdings schnellte er anschließend sofort wieder so hoch empor, dass man von ihm selbst mit Elbenaugen kaum mehr als einen schwarzen Fleck am blauen Himmel erkennen konnte.
„Das war's dann wohl“, wandte sich Sarwen mit einem düsteren Gedanken an Daron.
„Abwarten“, antwortete statt ihres Bruders jedoch Caladir.
Sarwen warf dem Sohn von Fürst Bolandor einen verwunderten Blick zu.
Dieser grinste. „Keine Sorge, ich kann eure Gedanken nicht gelesen. Jedenfalls nicht auf magische Weise.“
„Aber wie …?“
„Gedanken kann man manchmal auch am Gesicht ablesen. Dazu braucht man noch nicht einmal Elbenmagie.“
Rarax kehrte wieder zurück. Im Sturzflug sauste er herab und verlangsamte dann die Geschwindigkeit, um über dem Eldran-Pferd zu kreisen.
„Sag mal, tauschen die beiden Gedanken aus?“, fragte Sarwen ihren Bruder diesmal laut.
„Keine Ahnung. Aber ich könnte es mir gut vorstellen“, antwortete Daron.
„Ich weiß nicht, ob Gedanken wirklich der richtige Begriff dafür ist“, mischte sich Malagond ein. „In Worte fassen kann man sie mit Sicherheit nicht.“
Plötzlich wandte sich das Eldran-Pferd um und machte sich auf den Rückweg zur Burg. Rarax folgte ihm zunächst, blieb dann aber wieder zurück, nachdem das Geisterpferd ein Lagerhaus am Hafen einfach durchlaufen hatte.
Daron und Sarwen sandten Rarax ein paar Gedanken zu, die ihn ermutigen sollten.
Und tatsächlich folgte er daraufhin dem Eldran-Pferd bis zur Burg.
Dreimal kreiste Rarax über dem inneren Burghof, dann zog er zunächst wieder einen weiteren Kreis, ehe er schließlich zur Ladung ansetzte und sich auf dem Pflaster niederließ.
„Na also, Rarax!“, dachte Daron. „ Es geht doch!“
Am nächsten Tag verabschiedete sich Malagond von den Elben auf Burg Elbenhaven. Nathranwen hatte Rarax noch einmal mit dem Zauber der Furchtlosigkeit belegt.
König Keandir war natürlich damit einverstanden, dass Daron und Sarwen Caladir zurück nach Estorien brachten und den Eldran mit ihrer Magie zur Seite stehen wollten.
„Wir werden uns bald in Estorien wiedersehen“, sagte Malagond, schwang sich auf sein Geisterpferd und preschte davon, geradewegs durch die Mauern der Burg Elbenhaven.
Kurze Zeit später brachen auch Daron, Sarwen und Caladir auf. Rarax erhob sich mit den dreien in die Höhe und drehte noch eine Runde über Elbenhaven, während König Keandir und Nathranwen auf dem höchsten Turm der Burg standen.
Sie sahen ihnen nach, bis sie hinter den Bergen von Hoch-Elbiana verschwunden waren und selbst das schärfste Elbenauge sie nicht mehr auszumachen vermochte.
Kapitel 7
Nach Estorien
Der Flug bis zur estorischen Grenze verlief problemlos. Daron ließ Rarax diesmal eine weiter südlich verlaufende Strecke fliegen, die über das Waldreich und von dort aus ins Wilderland führte.
Caladir war ganz begeistert von diesem Flugerlebnis. Er hielt sich gut an dem dichten Fell des Riesenfledertiers fest und sah vollkommen furchtlos in die Tiefe.
„Welch ein fantastischer Anblick!“, meinte er, als sie das Wilderland überflogen. Zuvor hatte sich eine dichte Wolkendecke unter ihnen befunden, sodass sie außer einem weißen, watteartigen Teppich nichts hatten sehen können. Ein Blick auf den Erdboden war immer nur dort möglich gewesen, wo sich ein Loch in der Wolkendecke befand.
Nun aber hatte Daron dafür gesorgt, dass Rarax tiefer flog und unterhalb der Wolken blieb. Schließlich wollten die drei Elbenkinder genau sehen, wo sie hinflogen, und vor allem auch mitbekommen, wenn sie die Grenze nach Estorien überquerten.
„Dass du so viel Begeisterung zeigst, wundert mich ehrlich gesagt“, meinte Sarwen. „Schließlich dürfte es doch kein großer Unterschied sein, ob man mit einem Himmelsschiff fliegt oder auf dem Rücken eines
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