Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
begegnet ist“, erklärte Keandir. „Seit wir die Insel damals verließen, hat nie ein geflügelter Affe die Insel verlassen. Ein magischer Bann mag sie früher daran gehindert haben, und ich selbst verhängte auch einen Bann über diese Insel. Den Bann des Königs von Elbiana. Niemandem ist es seitdem gestattet, Naranduin zu betreten oder sich der Insel auch nur mit einem Schiff zu nähern.“
„Weil dort die Kräfte der Dunkelheit zu Hause sind?“, fragte Daron.
„Ja“, murmelte König Keandir düster. „Meines Wissens hat auch tatsächlich nie wieder jemand die Insel betreten, und ich hatte eigentlich gehofft, dass dies auch in alle Zukunft so bleiben würde.“
„Wieso nimmst du an, dass jemand dein Verbot missachtet hat?“, fragte Daron.
„Ich glaube nicht, dass die geflügelten Affen aus eigenem Antrieb die Insel verlassen haben, um bis Elbenhaven zu fliegen. Sie haben es nie getan. Ich gebe zu, dass ich nicht weiß, was hinter dieser Sache steckt, aber ich werde es herausbekommen.“
„Wir können dir dabei helfen, dieses Rätsel zu lösen, Großvater“, schlug Sarwen vor.
„Ihr könntet mir dadurch helfen, dass ihr auf euch Acht gebt und sehr vorsichtig seid“, sagte er. „Wann immer euch etwas Ungewöhnliches auffällt oder ihr eine Art von Magie spürt, die mit den geflügelten Affen zusammenhängen könnte, solltet ihr mir sofort Bescheid geben.“
Daron und Sarwen wechselten einen kurzen Blick. „Das haben wir beide nicht damit gemeint, oder?“ , wandte sich Daron in Gedanken an seine Schwester.
„Aber mit dem, was dir jetzt gerade im Kopf herumspukt, wird Großvater auf keinen Fall einverstanden sein.“
„Versuchen kann man es ja trotzdem.“ Daron wandte den Blick auf König Keandir und sagte laut: „Wie wär's, wenn wir einfach mit Rarax eine kleinen Abstecher auf die Insel machen? Du könntest mitfliegen, und ich schätze, zwei bis drei Elbenkrieger könnte Rarax außerdem auch noch schaffen.“
„Übertreib nicht, Daron“, mahnte ihn Sarwen gedanklich. „Und vergiss vor allem nicht, dass unser Riesenfledertier noch verletzt ist und sich erst erholen muss.“
„Das ist ein sehr freundliches Angebot“, sagte Keandir.
„Aber du willst es nicht annehmen“, erriet Sarwen.
„Nein. Es wäre zu gefährlich.“
„Aber …“
„Kein Aber. Ihr habt ja keine Ahnung, was euch auf Naranduin erwarten würde.“
„Vergiss nicht, dass wir beide schon über hundert Jahre alt sind“, sagte Sarwen. „Wir sind keine Kinder mehr!“
„O doch“, erwiderte König Keandir. „Wer nicht bereit ist zu wachsen, der ist noch ein Kind. Aber es steht euch frei, daran etwa zu ändern, sofern ihr das wollt.“
Später kehrte Daron in sein Gemach zurück. Aber an Schlaf war nicht mehr zu denken. Zu viele Gedanken spukten ihm im Kopf herum.
Er tat ans Fenster und blickte hinaus in die Dunkelheit. Er sah die immer dichter werdende Nebelbank, die sich draußen auf dem Meer gebildet hatte.
Was hatten diese Äfflinge von ihnen gewollt?
Sandrilas der Einäugige, Lirandil der Fährtensucher und Waffenmeister Thamandor waren damals zusammen mit König Keandir auf der Insel gewesen, und Daron hatte die Geschichten aus jener Zeit oft genug erzählt bekommen.
Vielleicht hatten sich diese Kreaturen dafür rächen wollen, dass ihr Großvater einst gegen sie gekämpft hatte, überlegte Daron. Aber dann dachte er noch einmal darüber nach und kam zu dem Schluss, dass dies ziemlich unwahrscheinlich war. Die Elben lebten länger als alle anderen bekannten Geschöpfe, von deren Existenz Daron wusste. Wenn diese geflügelten Affen nicht wesentlich älter als Menschen, Halblinge und viele andere Wesen des Zwischenlandes wurden, dann erinnerte sich doch niemand von ihnen mehr daran, dass der Elbenkönig und seine Krieger einst auf der Insel gewesen waren. Immerhin waren seitdem ganze Zeitalter vergangen.
Die Tür zu seinem Gemach wurde geöffnet, und Sarwen schritt lautlos über den Marmorboden. Sie war barfuß und der Boden eiskalt. Aber Elben waren nicht sehr empfindlich, was Kälte betraf.
„Du kannst auch nicht schlafen?“, fragte Daron, der sich nicht hatte umdrehen müssen, um seine Schwester zu erkennen.
„Nein.“
„Großvater wusste bislang immer einen Rat, und ich hatte stets das Gefühl, dass er alles weiß“, sagte Daron. „Bis heute.“
„Ja, du hast recht, er scheint genauso ratlos wie wir.“
„Was hältst du davon, wenn wir morgen einfach nach Naranduin
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