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Elbenschswert

Titel: Elbenschswert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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»Es war ein Ungeheuer. Es hat unser Dorf verwüstet und auch das Nachbardorf und die Köhlerhütte. Und ich weiß nicht, was sonst
noch, aber viele sind gestorben und alle anderen sind geflohen.«
»Wo genau war das?«, erkundigte sich Braiden.
Landon hob die Schultern. »Im Norden«, antwortete er.
»Ich bin zwei Tage lang gelaufen. Ich habe gewusst,
dass Artus Euch schicken wird. Keiner hat mir geglaubt,
aber ich habe es immer gesagt, dass –«
»Artus hat uns nicht wegen dieses Ungeheuers geschickt«, unterbrach ihn Braiden sanft. Auf Landons Gesicht breitete sich Enttäuschung aus und Lancelot fügte
rasch hinzu: »Aber selbstverständlich werden wir mit dir
kommen und nachsehen, was es mit diesem Ungeheuer
auf sich hat.«
Braiden wirkte ein bisschen irritiert, hatte sich aber gut
genug in der Gewalt, den Jungen seine wirklichen Gefühle
nicht merken zu lassen, sondern pflichtete Lancelot bei.
»Selbstverständlich. Aber dazu müssen wir wissen, was
wirklich passiert ist.«
»Mehr kann ich Euch nicht sagen, Herr«, beteuerte Landon. »Es war ein Ungeheuer! Ein schreckliches Biest, wie
ich es nie zuvor gesehen habe. Es muss direkt aus der Hölle gekommen sein.«
Lancelot lief bei diesen Worten ein eisiger Schauer über
den Rücken. Er wusste, wie abergläubisch und leicht zu
erschrecken gerade die einfachen Menschen auf dem Land
waren – aber das, was er in den Augen des Jungen las und
in seiner Stimme hörte, war blankes Entsetzen.
»Jetzt beruhige dich erst einmal«, sagte er. »Für heute
bist du in Sicherheit. Hier bei uns kann dir nichts geschehen. Und morgen früh reiten wir zu dir nach Hause. Wenn
es dort wirklich ein Ungeheuer gibt, dann werden wir es
finden und erschlagen.«
Landon strahlte, aber Parzifal sah ihn stirnrunzelnd an
und auch Sir Braiden wirkte überrascht. Lancelot schwieg
einen Moment, dann griff er über den Tisch und schob
Landon den Beutel mit Essen zu.
»Und jetzt iss, so viel du willst. Aber schling nicht zu
gierig, sonst bekommst du noch Bauchschmerzen. Und
danach leg dich ans Feuer und schlaf ein wenig. Wir passen auf dich auf.«
Er stand auf und verließ den Raum und ganz, wie er erwartet hatte, folgten ihm Braiden und auch Parzifal fast
unmittelbar und Parzifal verschwendete keine Zeit, sondern wartete gerade, bis sie halbwegs außer Hörweite des
Jungen waren, ehe er in scharfem Ton fragte:
»Haltet Ihr das für besonders klug?«
»Was? Einem armen Jungen zu helfen, der fast verhungert und verrückt vor Angst ist?«
Braiden wollte etwas sagen, aber Parzifal schüttelte ärgerlich den Kopf und fuhr mit noch schärferer Stimme
fort: »Ihr wisst genau, wovon ich rede, Lancelot! Vor ein
paar Stunden waren wir uns noch einig, so rasch wie möglich nach Camelot zurückzukehren. Es steht mehr auf dem
Spiel als –«
»Das Leben von ein paar einfachen Bauern und Köhlern,
die unter Camelots Schutz stehen?«, fiel ihm Lancelot ins
Wort. Er sah, wie Parzifal unter diesen Worten zusammenfuhr, und fragte sich fast erschrocken selbst, warum er
einen so scharfen Ton anschlug.
»Das habe ich nicht gemeint«, sagte Parzifal verärgert.
»Und Ihr wisst das ganz genau. Ihr habt es selbst erwähnt
– der Junge ist halb verrückt vor Angst. Ich bestreite ja
nicht, dass in seinem Dorf irgendetwas Furchtbares passiert ist, aber auch in Camelot geschehen vielleicht gerade
jetzt schreckliche Dinge.«
»Interessiert es Euch gar nicht, worum es sich bei diesem Ungeheuer handelt?«, fragte Lancelot.
Parzifal ließ einen ärgerlichen Laut hören. »Was soll es
schon sein?«, murrte er. »Ein Wolf oder ein Bär, vielleicht
auch nur eine Bande streunender Hunde, die der Hunger
aus den Wäldern getrieben hat. Ich sage ja nicht, dass wir
die armen Leute im Stich lassen sollen. Reiten wir zurück
nach Camelot und schicken ihnen eine Abteilung Soldaten, die mit dem Spuk aufräumt.«
»Die Leute hier wissen, wie Wölfe und Bären aussehen«, widersprach Lancelot. Verzweifelt zerbrach er sich
den Kopf, wie er Parzifal überzeugen konnte, ohne zu viel
preiszugeben. Er hatte eine schreckliche Ahnung, worum
es sich bei dem Ungeheuer handeln konnte, das den Jungen so erschreckt hatte.
»In diesem Punkt stimme ich Lancelot zu«, sagte Braiden zu Lancelots Überraschung. »Die Leute hier wissen,
wie Bären und Wölfe aussehen. Besser als wir, denke ich.
Und sie wissen auch, wie man mit ihnen fertig wird.«
Parzifal blickte stirnrunzelnd von einem zum anderen.
»Dann seid Ihr

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