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Elbenschswert

Titel: Elbenschswert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Gefahr brachte.
Braiden stand auf, klaubte den Handschuh vom Tisch
und stopfte ihn nachlässig unter seinen Gürtel. »Das waren
genug bedeutungsvolle Worte für einen Abend, finde ich«,
sagte er in plötzlich verändertem Ton und mit einem breiten Grinsen. »Ruht Euch aus. Ich werde versuchen irgendwo ein wenig trockenes Holz zu finden, um das Feuer
wieder in Gang zu bringen. Die Nächte hier können sehr
kalt werden.«
Nach den Ereignissen der vorangegangenen Nacht waren
sie stillschweigend übereingekommen, eine Wache aufzustellen, so abgelegen und sicher ihr Quartier auch schien,
und Lancelot hatte nicht widersprochen, als Sir Braiden
ihm angeboten hatte gleich die erste Wache zu übernehmen. Es kostete ihn zwar fast mehr Überwindung und
Kraft, als er aufzubringen imstande zu sein glaubte, sich
zweieinhalb endlose Stunden lang wach zu halten, während Braiden und Parzifal unter ihren Decken lagen und
sich den wohlverdienten Schlaf gönnten, aber dafür würde
er im Gegensatz zu den anderen den Rest der Nacht durchschlafen können.
Jedenfalls glaubte er das.
Es war noch dunkel, als Lärm und eine aufgeregte
Stimme ihn weckten. Lancelot setzte sich auf, rieb sich
den Schlaf aus den Augen und versuchte in der Dunkelheit
etwas zu erkennen. Das Feuer, das sie angezündet hatten,
war längst erloschen und selbst die Glut strahlte nur noch
einen schwachen rötlichen Schimmer aus, der nicht ausreichte um Einzelheiten zu erkennen.
Jemand näherte sich mit schnellen Schritten dem Eingang und offensichtlich war dieser nicht allein, denn nun
hörte Lancelot auch die stolpernden Schritte eines zweiten
Menschen.
Braiden war mit einem Satz auf den Beinen und griff
nach dem Schwert, das er neben sich gelegt hatte, noch
bevor Parzifal gebückt durch den Eingang trat. Er schleifte
jemanden mit sich und Lancelot erkannte jetzt immerhin
einen wild um sich schlagenden Umriss.
»Was ist los?«, fragte Sir Braiden mit scharfer Stimme.
Parzifal polterte mit seiner heftig zappelnden Last in
Richtung des Kamins und stieß mit dem Fuß die trockenen
Zweige in die Glut, die sie schon für den nächsten Morgen
bereitgelegt hatten. Das Holz flammte auf und gelber Feuerschein vertrieb die Schatten der Nacht.
Lancelot blinzelte in das plötzliche ungewohnte Licht
und erkannte mit einiger Überraschung, dass Parzifal den
vermutlich schmutzigsten und zerlumptesten Jungen gepackt hielt, der in diesem Teil Britanniens umherlief. Und
wahrscheinlich auch den am übelsten riechenden, denn
Parzifal hielt ihn zwar eisern fest, aber mit ausgestreckten
Armen so weit von sich weg, wie er nur konnte.
»Wer zum Teufel ist das?«, murrte Braiden. Er legte das
Schwert wieder zu Boden und ging mit langsamen Schritten auf Parzifal und dessen Beute zu.
»Ich habe nicht die geringste Ahnung«, antwortete Parzifal. »Der Bursche ist draußen herumgeschlichen und hat
uns ausspioniert.«
»Das habe ich nicht!«, protestierte der Junge.
»Immerhin kann er reden«, sagte Parzifal grinsend.
»Kennt Ihr ihn, Sir Braiden? Gehört er vielleicht zu den
Leuten, die hier leben?«
Braiden ging noch näher heran, legte den Kopf schräg
und musterte das sich noch immer heftig wehrende Bündel
einen Moment lang eindringlich. »Wenn ich unter all dem
Schmutz ein Gesicht erkennen könnte …«, meinte er, doch
dann schüttelte er den Kopf: »Nein, ich habe ihn noch nie
gesehen.«
»Dann sprich endlich!« Parzifal schüttelte den Jungen.
»Wieso schleichst du dich an uns ran? Für wen spionierst
du?«
»Ich habe nicht spioniert«, protestierte der Junge. »Ich
habe nur Euer Feuer gesehen und wollte wissen, wer Ihr
seid.«
»Unser Feuer?« Braiden warf einen schrägen Blick auf
den brennenden Holzstapel. »Das ist vor nahezu drei
Stunden ausgegangen. Du musst dich eine ganze Weile nicht angeschlichen haben.«
»Ich wollte nur wissen, wer Ihr seid«, wiederholte der
Junge. Er hörte endlich auf zu zappeln und nach Parzifals
Beinen zu treten und Parzifal hörte auf ihn zu schütteln
wie einen jungen Hund.
Auch Lancelot hatte sich mittlerweile erhoben und ging
mit langsamen Schritten zu den beiden Rittern und dem
schmutzigen Jungen hin. Als er in den Feuerschein trat,
riss der Junge erstaunt die Augen auf und erstarrte für einen kurzen Moment regelrecht. Dann hauchte er:
»Seid … seid Ihr … Sir Lancelot?«
Lancelot runzelte die Stirn. »Ist das auf meine Stirn tätowiert?«, fragte er.
»Ihr seid der Silberne Ritter, nicht wahr?«,

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