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Elbenschswert

Titel: Elbenschswert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gezweifelt?«
»Natürlich nicht«, antwortete Artus. »Dennoch freut es
mich, Euch zu sehen. Ich hoffe, Ihr habt wenigstens ein
paar Stunden Ruhe gefunden.«
Lancelot antwortete nicht darauf, er hatte den König
nicht gesucht, um mit ihm zu plaudern. Statt also zu antworten, sah er sich rasch nach beiden Seiten um und sagte
dann mit gesenkter Stimme: »Ich muss mit Euch reden.
Allein.«
»Ich auch«, sagte Artus. Ohne ein weiteres Wort ergriff
er ihn am Arm, drehte ihn mit sanfter Gewalt herum und
führte ihn aus dem Turm zurück zur Treppe. Artus ging
voraus und sah sich nach einem Ort um, an dem sie in
Ruhe reden konnten. Auf den ersten Blick schien es keinen zu geben. Vor dem weit offen stehenden Stadttor
drängten sich die Menschen, die in Panik versuchten die
Stadt zu verlassen und sich dabei gegenseitig behinderten,
und auch hier herrschte ein heilloses Durcheinander.
Schließlich deutete Artus auf eines der beiden großen Katapulte, die in schrägem Winkel hinter dem Turm aufgebaut waren. Eine doppelte Reihe von Soldaten schirmte
die schwere Steinschleuder ab.
Dahinter gab es zumindest genug Platz, um sich nicht
gegenseitig auf die Zehen zu treten.
»Ich habe noch einmal über alles nachgedacht, Artus«,
begann Lancelot und Artus nickte und unterbrach ihn:
»Ich auch. Wegen vergangener Nacht, Lancelot – ich
bitte Euch, Sir Mandrakes Ausbruch nicht zu persönlich
zu nehmen. Er ist nervös wie wir alle und er hat genauso
viel Angst wie wir. Aber er ist viel zu stolz, um es zuzugeben.«
»Deshalb wollte ich nicht –«
Erneut unterbrach ihn Artus: »Ich versichere Euch, Lancelot, dass Ihr mein vollstes Vertrauen genießt. Und gerade deshalb möchte ich Euch bitten, für Gwinneths Sicherheit zu sorgen.«
Lancelot starrte ihn an. »Mylord?«
»Ich weiß, was ich von Euch verlange«, sagte Artus
ernst. »Gwinneth und eine Hand voll ausgesuchter Männer
meiner Leibgarde werden noch in dieser Stunde Camelot
verlassen. Und ich möchte, dass Ihr sie begleitet.«
»Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist«, wehrte
Lancelot hilflos ab. Artus hatte es schon wieder geschafft,
ihn nicht nur zu überraschen, sondern ihn aus dem Konzept zu bringen. Manchmal war es, als lese Artus seine
Gedanken.
»Es ist vermutlich die beste, die ich je hatte«, behauptete
Artus. »Ihr wisst, dass die Stadt fallen wird. Nicht heute,
nicht morgen, vielleicht nicht einmal in drei oder vier Tagen. Aber sie wird fallen. Und mit einiger Wahrscheinlichkeit ich auch. Jemand muss da sein, um Gwinneth zu
beschützen. Ich wüsste keinen, der besser dazu geeignet
wäre als Ihr.«
»Ich glaube nicht, dass Camelot auf mein Schwert verzichten kann«, meinte Lancelot, fast verzweifelt um eine
Ausrede bemüht.
Artus nickte. »Ich weiß, wie bitter es uns fehlen wird«,
sagte er. »Aber noch wichtiger als in Camelot ist es, an
Gwinneths Seite zu sein. Macht Euch nichts vor – Mordred wird es nicht dabei bewenden lassen, Camelot zu
erobern. Er wird Euch jagen und er wird vor allem Gwinneth jagen.« Er sah, dass Lancelot erneut dazu ansetzte, zu
widersprechen, und schüttelte energisch den Kopf. »Das
ist mein letzter Befehl an Euch, Sir Lancelot«, sagte er.
»Ich will, dass Ihr die Königin aus der Stadt und an einen
sicheren Ort bringt. Verbergt Euch, so lange Ihr könnt,
und wartet auf Nachricht aus Camelot. Sollte ein Wunder
geschehen und wir überleben, dann kommt Ihr zurück.
Wenn ich falle, liegt es bei Euch, Gwinneth zu beschützen.«
Lancelot konnte diesen Befehl nicht verweigern. Und im
Grunde wollte er es ja auch nicht. Er wollte nichts mehr
als fortgehen und Gwinneth mitnehmen und Camelot, die
Stadt und die Burg und Artus und all seine Ritter hinter
sich lassen und niemals wieder sehen.
Wäre es nur ein bisschen anders gewesen, er hätte nicht
gezögert zusammen mit ihr zu fliehen und sie wohl auch
nicht ihn zu begleiten. Aber der Umstand, dass Artus
Gwinneth in seinen Schutz entließ, machte es ihm völlig
unmöglich, ihn zu hintergehen. Vielleicht, dachte er, war
es an der Zeit, Artus die Wahrheit zu sagen. Vermutlich
würde Artus ihn töten, und wenn nicht das, dann würde er
ihn zumindest mit Schimpf und Schande aus der Stadt
jagen, aber all das erschien ihm plötzlich besser, als weiter
mit dieser Lüge und dem Schmerz leben zu müssen, die
beide mit jedem Tag größer und unerträglicher wurden.
Gerade als er fast so weit war, seine Gedanken in die Tat
umzusetzen, sah Artus auf

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