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Elbenschswert

Titel: Elbenschswert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zuzuwenden.
»Zurück zum morgigen Tag«, fuhr Artus fort. »Ich habe
den Hauptmann der Stadtwache bereits zu mir gebeten,
um alles Notwendige mit ihm zu besprechen. Und auch
wenn ich weiß, dass es viel verlangt ist, so möchte ich
doch, dass Ihr alle Euch jetzt in Eure Gemächer zurückzieht und versucht noch einige Stunden zu schlafen. Es
wird vielleicht für viele Tage das letzte Mal sein, dass wir
Ruhe haben und Ihr werdet jede Minute bitter brauchen.«
    Morgaine und Mordred hielten tatsächlich Wort und griffen am nächsten Morgen nicht an und es geschah sogar ein
beinahe noch größeres Wunder: Lancelot fand noch einige
Stunden Schlaf und wachte erst spät am Vormittag auf.
Die Sonne stand schon hoch und durch das offene Fenster
seines Zimmers drang ein dumpfes Raunen und Brausen
herein, fast wie das Geräusch ferner Meeresbrandung. Er
erwachte schlagartig und mit einem schlechten Gewissen
und er sprang so schnell vom Bett hoch, dass ihm für einen kurzen Moment schwindelig wurde und er sich wieder
zurücksinken lassen musste. Mit geschlossenen Augen
zählte er bis zehn, erhob sich dann abermals und ging zum
Fenster.
    Der Burghof unter ihm hatte sich in einen wimmelnden
Ameisenhaufen verwandelt. Zahllose Menschen liefen
durcheinander, trugen Lasten, zäumten Pferde auf und
waren mit tausend anderen Dingen beschäftigt und auf den
Burgmauern herrschte ein solches Gedränge, dass es Lancelot wie ein Wunder vorkam, dass noch niemand von
dem schmalen Wehrgang heruntergestürzt war. Er sah
etliche Ritter zwischen den Männern unten, konnte über
die große Höhe hinweg jedoch keine Gesichter erkennen.
Dann glitt sein Blick nach Norden und sein Herz zog sich
schmerzhaft zusammen.
    Die Stadt bot ein ebenso hektisches Bild wie die Burg.
Die Straßen schienen mit Menschen voll gestopft zu sein.
Wohin er auch blickte, sah er Karren und Wagen, Männer,
Frauen und Kinder, die unter schweren Lasten gebeugt
gingen, aber auch viele, die wild durcheinander rannten,
und weiter vorne am Tor schien ein regelrechter Tumult
losgebrochen zu sein. Ganz offensichtlich hatte Artus den
Befehl zur Evakuierung der Stadt bereits gegeben, und wie
nicht anders zu erwarten, war daraufhin Panik ausgebrochen.
    Lancelot blieb eine geraume Weile am Fenster stehen
und sah auf das erschreckende Bild hinab, dann drehte er
sich mit einem Ruck herum, nahm Helm, Schild und Waffengurt an sich und begann sie im Gehen anzulegen.
    Sobald er die Tür öffnete und auf den Gang hinaustrat,
schlug ihm aufgeregtes Stimmengewirr entgegen. Allein
auf dem Weg nach unten begegneten ihm mindestens ein
Dutzend Männer in heller Aufregung, die ihm allerdings
respektvoll Platz machten, als sie seine Rüstung und den
weißen Umhang erkannten, und draußen auf dem Hof
blieb Lancelot beinahe in der Menschenmenge stecken,
ehe es ihm gelang, sich bis zum Stall vorzuarbeiten.
    Er brauchte nahezu eine halbe Stunde, bis er das nördliche Tor erreichte. Er hatte nur kurz mit dem Gedanken
gespielt, dorthin zu reiten, den Stall aber praktisch sofort
wieder verlassen und sich zu Fuß auf den Weg gemacht.
Mit dem Einhorn wäre er vermutlich hoffnungslos in der
Menschenmenge stecken geblieben, die die Straßen füllte,
und selbst so war er mehr als einmal gezwungen, deutlich
mehr als nur sanfte Gewalt anzuwenden, um sich seinen
Weg zu bahnen. Obwohl der Morgen kühl war, war er in
Schweiß gebadet, als er endlich die äußere Verteidigungsmauer erreichte und die schmale Treppe zum Wehrgang hinaufstieg.
    Auch hier herrschte ein reges Kommen und Gehen. Artus’ Soldaten waren während der Nacht nicht untätig gewesen. Überall auf dem teilweise überdachten Wehrgang
standen jetzt Fässer für Öl oder Wasser und es wurden
unentwegt Steine und andere Wurfgeschosse herbeigeschleppt, die man auf die Angreifer werfen konnte. Dazwischen war Sägen und Hämmern und Klopfen zu hören,
was bedeutete, dass hastig zusätzliche Hürden errichtet
oder Schießscharten in massive Bretter zwischen den Zinnen gesägt wurden. Unten an der Mauer war Lancelot an
zwei schweren Katapulten vorbeigekommen, die sich noch
im Aufbau befanden, sicherlich aber nicht die einzigen in
ihrer Art waren, und wohin er auch blickte, stapelten sich
buchstäblich Tausende von Pfeilen und Wurfspeeren. Artus rechnete vielleicht nicht damit, diesen Kampf gewinnen zu können, aber er würde es den Angreifern ganz gewiss nicht leicht machen.
    Dieser Gedanke tröstete

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