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Elbenschswert

Titel: Elbenschswert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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starrte das Bild, das sich ihm bot,
mit immer größer werdendem Entsetzen an.
Artus hatte sich nicht getäuscht. Ganz plötzlich wurde
Lancelot klar, dass Artus genau gewusst hatte, dass dieser
dritte Ansturm erfolgen würde. Er hatte ihn belogen, damit
er zurückging.
Aber warum nur?
Diesen gewaltigen Ansturm zurückzuschlagen würde
schon mit seinem unbesiegbaren Schwert schwer genug
sein, doch ohne das Elbenschwert und die unzerstörbare
Rüstung, die ihn nahezu unverwundbar machte, sanken die
Chancen der Verteidiger noch einmal drastisch. Und Artus
wusste genau, dass ihm nichts geschehen konnte. Es hatte
nichts mit Angeberei zu tun oder damit, dass er sich überschätzte – Lancelot kalkulierte ganz ruhig und realistisch,
dass er allein dort oben auf den Mauern mindestens fünfzig Männer aufwog, wenn nicht mehr – und das war ein
Drittel der Verteidiger, die Artus zur Verfügung standen.
Warum also hatte Artus ihn zurückgeschickt? Er fand
keine Antwort auf diese Frage, aber er hörte plötzlich
Schritte. Er drehte sich langsam herum, weil er dachte, die
beiden Wächter wären zurückgekommen, doch statt ihnen
trat eine schlanke, in ein weißes Gewand gehüllte Gestalt
aus der Tür, sah sich rasch und fast schuldbewusst um und
eilte dann mit schnellen Schritten auf ihn. zu. Noch bevor
sie die halbe Distanz zurückgelegt hatte, erkannte er sie.
Er wusste ihren Namen nicht, aber es war eine von Gwinneths Zofen.
»Sir Lancelot?« Obwohl sie allein waren, flüsterte die
junge Frau und sah sich dabei erneut hastig nach allen
Seiten um. »Ich bin froh, dass ich Euch hier treffe. Ich
habe überall nach Euch gesucht. Einer der Wächter sagte,
Ihr wärt hier oben.«
»Nun habt Ihr mich ja gefunden«, antwortete Lancelot.
Dann erschrak er. »Ist etwas mit Gwinneth?«
Die junge Frau schüttelte den Kopf. »Sie ist nicht verletzt oder in Gefahr, wenn Ihr das meint«, sagte sie rasch.
»Aber sie hat mich geschickt, um Euch eine Nachricht
zukommen zu lassen.«
»Welche Nachricht?«
»Sie möchte Euch sehen, Herr«, antwortete die Zofe.
»Jetzt?«
Die junge Frau nickte. »Sie wartet unten bei der Kapelle
auf Euch. Ihr sollt gleich kommen.«
Im ersten Moment verstand Lancelot nicht wirklich, was
er da hörte. Dann keuchte er: »Bei der Kapelle?«
War Gwinneth vollkommen verrückt geworden? Die Kapelle lag außerhalb der Stadtmauern!
»Sie sagte, Ihr wüsstet, wo«, bestätigte die Zofe. »An einem Grab. Sie hat nicht gesagt, an welchem, aber sie
meinte, Ihr würdet schon wissen, wovon ich rede.«
Und ob Lancelot das wusste!
»Ich gehe zu ihr«, sagte er. »Und Ihr werdet niemandem
etwas von diesem Gespräch erzählen. Kann ich mich darauf verlassen?«
»Ja, Herr«, antwortete die Zofe. Sie hatte viel zu viel
Angst, um irgendetwas anderes zu sagen, aber Lancelot
spürte dennoch, dass sie die Wahrheit sprach. Trotzdem
fügte er eindringlich hinzu:
»Auch dem König nicht. Absolut niemandem , ist das
klar?«
Sie nickte und nach einem letzten prüfenden Blicken in
ihr Gesicht fuhr Lancelot auf dem Absatz herum und
stürmte von der Plattform und die Treppe hinunter, so
schnell er nur konnte.
Obwohl die Stadt abgeriegelt war und nicht nur auf der
dem feindlichen Heer zugewandten Seite zahlreiche Wachen hinter den Zinnen patrouillierten, gab es Wege, die
hinaus- und auch wieder hereinführten. Aus seiner Zeit als
Küchenjunge kannte Lancelot alle Schlupfwinkel und geheimen Pfade aus der Stadt viel besser als vermutlich sogar Artus. Nachdem er die Burg verlassen hatte, tauchte er
in das Gewirr aus dunkel daliegenden Straßen und Gassen
ein und wechselte ein paar Mal willkürlich die Richtung,
bis er ganz sicher war, dass niemand ihn verfolgte. Eine
halbe Stunde später – obwohl er sehr schnell gelaufen war,
aber Camelot war gewaltig – bückte er sich unter den dornigen Zweigen eines wild wuchernden Busches hindurch,
der den getarnten Ausgang verbarg, sah sich rasch nach
allen Seiten um und huschte dann in Richtung der kleinen
Kapelle. Es war vollkommen still. Der Schlagschatten der
Mauer war so dunkel, dass er nur wenige Schritte weit
sehen konnte. Hinter den Fenstern des Gotteshauses
brannte kein Licht und er hörte auch nicht den mindesten
Laut, als er sich der kaum kniehohen Einfriedungsmauer
näherte, die die Kapelle und den kleinen Friedhof umgab.
Wenn Gwinneth tatsächlich hier war, verhielt sie sich völ
lig ruhig.
Lancelot huschte zu dem namenlosen Grab, an dem er
damals mit Gwinneth gestanden hatte, und sah

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