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Elbenschswert

Titel: Elbenschswert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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die grobe Behandlung mit einem so
heftigen Schmerz, dass er zusammenfuhr und einen raschen Schritt zur Seite machen musste, um nicht zu stürzen.
»Um Gottes willen!«, rief Artus. »Was habt Ihr? Seid Ihr
verletzt?«
»Nur eine Kleinigkeit«, antwortete Lancelot und zwang
sich zu einem Lächeln. »Ich war unaufmerksam. Ihr wisst
doch, wie man sagt: Kleine Sünden straft Gott der Herr
sofort.«
»Es ist wirklich nichts Schlimmes?«, vergewisserte sich
Artus besorgt.
Lancelot schüttelte den Kopf, straffte sich und machte
eine Verbeugung. »König Artus.«
»Ich bitte Euch«, sagte Artus lächelnd. »Solche Förmlichkeiten sind doch unter uns nicht mehr nötig, oder? Ihr
ahnt nicht, wie froh ich bin, Euch zu sehen.«
Er trat einen halben Schritt zurück und maß zuerst die
beiden Tafelritter, dann den Rest der kleinen zerschlagenen Truppe mit ernsten Blicken. Sein Gesicht verdüsterte
sich, als er die beiden Wagen sah, die den Schluss des
Trosses bildeten. »Aber nun erzählt – was ist passiert?«
»Ein Hinterhalt der Pikten«, antwortete Mandrake. »Sie
haben eine Stunde von hier auf uns gewartet.«
»Die Pikten?«, entfuhr es Artus erschrocken. »Sie wagen
es, so offen die Hand gegen uns zu erheben?«
»Ohne Sir Lancelot wären wir vermutlich alle tot«, sagte
Hardland. »Der Hinterhalt war perfekt geplant. Wäre er
nicht aufgetaucht, hätten sie uns wohl alle niedergemacht.«
Artus warf Lancelot einen kurzen Blick zu, der voller
Dankbarkeit war, dann drehte er sich herum und wandte
sich direkt an Mandrake: »Dem Bischof ist doch nichts
passiert?«
Mandrake verneinte. »Ich glaube, sie wollten ihn lebend.«
»Wer weiß schon, was in den Köpfen dieser Barbaren
vor sich geht«, murmelte Artus. Mit raschen Schritten ging
er an der Kolonne vorbei zu dem silberbeschlagenen Wagen und wechselte einige Worte mit dem Bischof. Lancelot sah ihm nachdenklich nach. Irgendetwas an Artus …
war seltsam. Nichts von alledem, was er gerade gesehen
hatte, war falsch oder gespielt, aber Artus benahm sich
trotzdem anders, als er es erwartet hatte.
Rings um ihn herum stiegen auch die anderen Männer
aus den Sätteln. Diener und Stalljungen eilten herbei, um
ihre Pferde zu nehmen, und ein junger Stallbursche streckte auch die Hand nach den Zügeln des Einhorns aus, ließ
es sich aber dann nicht zweimal sagen, als Lancelot den
Kopf schüttelte und ihm beschied, dass er sich selbst um
sein Tier kümmern würde. Nach dem, was die Stallburschen mit dem Einhorn erlebt hatten, konnte Lancelot die
Reaktion des Jungen gut verstehen.
Artus wandte sich wieder vom Bischof ab und begann
mit lauter Stimme Anweisungen zu geben, woraufhin noch
mehr Diener herbeieilten und damit begannen, die verwundeten Krieger vom ersten der beiden Wagen zu holen.
Der zweite Wagen, der die Leichen der Erschlagenen enthielt, wurde rasch abgeschirrt und in einen Winkel neben
dem Tor geschoben, wo man ihn nicht sofort sehen konnte, wenn man den Hof betrat.
Während sich der Burghof allmählich wieder in ein quirliges Durcheinander verwandelte, dem allerdings von der
bisherigen Fröhlichkeit nicht mehr viel anzumerken war,
kam sich Lancelot immer überflüssiger vor.
Jedermann hier schien genau zu wissen, was er zu tun
hatte, abgesehen von ihm selbst. Schließlich legte er den
Kopf in den Nacken und sah an der gewaltigen Mauer des
Turmes hinauf. Auf halber Höhe gab es ein schmales,
nach Westen führendes Fenster, hinter dem er für einen
Moment eine Bewegung zu gewahren glaubte.
Hinter diesem Fenster, das wusste er, lagen Gwinneths
Gemächer, die beiden prachtvoll eingerichteten Gästezimmer, die sie mit ihren Zofen teilte, bis sie morgen mit
Artus vermählt war und offiziell in die Kemenate im Palas
übersiedeln würde.
Bei der Vorstellung überkam ihn eine tiefe Traurigkeit.
Er hätte nicht zurückkommen sollen. Er hatte geglaubt,
stark genug für den Moment zu sein, in dem er Gwinneth
wieder gegenüberstehen und in ihre wunderschönen, traurigen Augen blicken würde, aber mit einem Male wusste
er, dass es nicht stimmte. Der bloße Gedanke daran, sie
wieder zu sehen, ihr so nah und doch so unendlich fern zu
sein, war beinahe mehr, als er ertragen konnte. Wie würde
er sich erst fühlen, wenn er ihr gegenüberstand? Artus kam
zurück.
»Es ist viel geschehen, seit Ihr das letzte Mal hier wart,
mein Freund«, sagte er ernst. »Wir haben einiges zu besprechen. Aber jetzt kommt erst mal herein und lasst Euch
vom

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