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Elbenschswert

Titel: Elbenschswert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Küchenmeister eine kräftige Mahlzeit und einen guten Becher Wein reichen. Ihr seht aus, als könntet Ihr beides gut vertragen. Ich freue mich so sehr, Euch zu sehen.
Ich hatte kaum noch damit gerechnet.«
»Ich habe Euch versprochen zurückzukommen«, sagte
Lancelot.
»Und Ihr habt dieses Versprechen gehalten«, bestätigte
Artus. Er lächelte. »Bitte verzeiht, dass ich auch nur einen
Moment daran gezweifelt habe. Aber nun kommt, mein
Freund. Es gibt viel zu berichten.«
    Zumindest der Thronsaal Camelots hatte sich nicht verändert. Alles war ganz genau so, wie er es in Erinnerung
hatte: Der große, mit schweren Schnitzerein verzierte
Thronsessel vor dem Kamin, die großzügigen Fenster, die
einen Blick in gleich zwei Richtungen über die gesamte
Stadt und das Land dahinter gestatteten, und die lange,
rechteckige Tafel, die ebenso gut ein einfacher Bauerntisch hätte sein können, wäre ihre enorme Größe nicht
gewesen, denn immerhin bot sie Platz für sechzig Gäste.
Obwohl die Stadt und auch der Burghof vom Lärm ausgelassen feiernder Menschen und den hektischen Vorbereitungen für das kommende Fest widerhallten, herrschte hier
drinnen dieselbe fast vornehme Stille, an die sich Lancelot
erinnern konnte, solange er lebte, selbst die Luft schien
irgendwie noch dieselbe zu sein; eine Mischung aus dem
Geruch nach kalt gewordenem Essen, abgestandenem
Wein und zu vielen Männern, die zu lange hier gezecht
hatten. Fast als wäre die Zeit in diesem Raum stehen geblieben.
    Und noch etwas war gleich geblieben: Als Artus hinter
Lancelot hereinkam und zu seinem Platz gehen wollte, da
rannte er so wuchtig mit dem Knie gegen die Tischkante,
dass das gesamte Möbelstück zitterte und er für einen
Moment blass wurde. Er gab keinen Laut von sich, aber
den Rest des Weges legte er mit einem deutlichen Humpeln zurück.
    Lancelot unterdrückte ein Kopfschütteln und ging in der
anderen Richtung um den Tisch herum und ließ sich auf
den Platz zu Artus’ Rechter sinken, den Platz, den ihm der
König angewiesen hatte. Artus’ Ungeschick, mal mit dem
einen, mal mit dem anderen Knie so wuchtig gegen die
Tischkante zu stoßen, dass er dort eigentlich schon hätte
Hornhäute haben müssen, hatte schon zu so manchem
derben Scherz unter den Tafelrittern Anlass gegeben. Aber
heute amüsierte der Anblick Lancelot nicht. Ihm war nicht
nach Lachen zumute, so wenig wie irgendeinem sonst hier
drinnen.
    Sie waren nicht allein. Außer Lancelot und Artus, Sir
Mandrake und Hardland waren noch gut zwanzig weitere
Tafelritter anwesend und draußen auf dem Flur hörte er
die Schritte von mindestens noch zwei, drei anderen; gut
die Hälfte der gesamten Tafelritter und wahrscheinlich
alle, die im Moment auf Camelot weilten.
    Als er sich gesetzt hatte, fiel ihm Mandrakes ärgerlicher
Blick auf. An diese Blicke hätte er sich mittlerweile eigentlich gewöhnen müssen, aber dann bemerkte er auch
Artus’ Reaktion und ihm wurde klar, dass es nicht nur die
übliche Feindseligkeit zwischen ihnen war.
    »Habe ich etwas falsch gemacht?«, fragte er.
»Nein.« Artus schüttelte rasch den Kopf, warf einen
schnellen besänftigenden Blick in Mandrakes Richtung
und wandte sich dann mit einer um Verzeihung bittenden
Geste wieder an Lancelot. »Ihr müsst entschuldigen, Sir
Lancelot, Ihr könnt es nicht wissen, aber dieser Platz ist
für meine Gemahlin reserviert.«
Lancelot sah verwirrt von einem zum anderen. Auf den
wenigsten Gesichtern zeigte sich Begeisterung, aber irgendwie spürte er auch, dass der Ärger, den er in vielen
Augenpaaren las, nicht ihm galt, weil ihm dieser Fehler
unterlaufen war. Eine Frau an der Tafel König Artus’? Das
war ungewöhnlich.
»Aber noch sind wir nicht vermählt und für heute ist es
mein Wunsch, dass Ihr zu meiner Rechten sitzen bleibt«,
fuhr Artus fort, als Lancelot Anstalten machte, sich in die
Höhe zu stemmen.
Lancelot ließ sich wieder zurücksinken. »Wie geht es der
edlen Lady Gwinneth?«, erkundigte er sich höflich.
»Gut«, antwortete Artus. »Sie ist natürlich ein wenig
aufgeregt wegen der bevorstehenden Hochzeit. Deshalb
werdet Ihr Verständnis dafür haben, dass sie nicht sofort
gekommen ist, um Euch zu begrüßen.« Er lächelte flüchtig, aber sehr warm. »Ich bin jedoch sicher, dass sie das
bald nachholen wird.«
Gerade davor hatte Lancelot Angst. Er wünschte sich
nichts so sehr, als Gwinneth wieder zu sehen, trotzdem
dachte er verzweifelt über jede nur

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