Elbenschswert
möglich weiter! Es ist noch ein langer Weg bis Camelot!«
Aus der Nähe betrachtet wirkte Camelot noch fröhlicher,
und wenn er die Ereignisse der zurückliegenden Tage und
Wochen bedachte, erschienen Lancelot die ausgelassene
Musik, die lachenden und tanzenden Menschen auf der
Straße geradezu unangemessen.
Schon von weitem waren ihnen heitere Melodien entgegengeschallt, und als sie sich dem Nordtor der Stadt näherten, gewahrte Lancelot ein munteres Treiben bereits außerhalb der Mauern. Rechts und links des Weges waren
bunt geschmückte Stände aufgebaut, an denen fahrende
Händler ihre Waren feilboten, Gaukler ihre Kunststücke
aufführten und Feuerspucker und Schwertschlucker ihr
Können zum Besten gaben, an denen Wein und Gebratenes angeboten wurde und er entdeckte sogar ein kleines
Zelt, in dem eine Zigeunerin gegen ein paar Münzen die
Zukunft aus der Hand las – etwas, das Artus normalerweise nicht zugelassen hätte.
Er war ein großzügiger Herrscher und achtete stets darauf, dass seine Untertanen nicht nur reichlich mit Arbeit
und Steuern eingedeckt wurden, sondern dann und wann
auch eine kleine Ablenkung erhielten.
Manchmal ordnete er sogar einfach ein Fest an und öffnete die Weinkeller Camelots, um die Bevölkerung der
Stadt bei Laune zu halten. Heidnisches Treiben und Hexenwerk aber hätte er früher niemals zugelassen. Es musste wohl die morgige Hochzeit sein, die ihn darüber hinwegsehen ließ.
Wie immer stand auch heute am Tor zur Stadt eine Wache, die den Befehl hatte, jeden, der heraus- und hineinwollte, sorgsam zu kontrollieren, diese Aufgabe aber heute
nicht allzu ernst zu nehmen schien. Der Mann winkte Sir
Hardland, der an der Spitze der kleinen Gruppe ritt, nur
lässig zu, fuhr dann aber erschrocken zusammen und
straffte sich, als er ein zweites Mal hinsah und erkannte, in
welchem Zustand sich der kleine Tross befand. Sie hatten
die gesamten Lebensmittel und fast das ganze Gepäck des
Bischofs zurückgelassen, um es später zu holen, und die
beiden Wagen mit den Verletzten und Toten beladen. Nur
noch ein gutes Drittel der ursprünglichen Anzahl von
Männern saß in den Sätteln und auch diese nicht alle aufrecht.
Ein weiteres Drittel war verwundet, die übrigen tot.
Statt des Triumphzuges, in dem Mandrake und Hardland
den Bischof in die Stadt hätten führen sollen, sahen sie
eher aus wie die letzten Überlebenden einer gewaltigen
Katastrophe, was der Wahrheit ja auch ziemlich nahe kam.
Auch viele Bürger Camelots, die ihnen fröhlich winkend
und zum Teil schon angetrunken entgegenkamen, verloren
schlagartig ihre ausgelassene Stimmung und wichen erschrocken beiseite und auf mehr als einem Gesicht erschien plötzlich Angst. Lancelot konnte das sehr gut verstehen. Die übertrieben wirkende ausgelassene Stimmung
in der Stadt war kein Zufall. Jedermann hier wusste um
die drohende Gefahr aus dem Norden, die über der Stadt
schwebte, und die meisten hatten sich wohl ganz bewusst
in dieses Fest gestürzt, um sich für einige kurze Stunden in
der Illusion der Sicherheit zu wiegen. Der Anblick der
zerschlagenen, verdreckten und blutbesudelten Truppe
jedoch zerstörte diese Illusion. Lancelot bekam beinahe
selbst ein schlechtes Gewissen, während sich die Kolonne
langsam über die überfüllte Hauptstraße in Richtung der
Burg quälte; als hätte er persönlich diesen Menschen etwas weggenommen, was sie doch so dringend brauchten.
Auf halbem Wege kamen sie an Tanders Gasthaus vorbei. Obwohl Lancelot nicht einmal zwei Wochen weg gewesen war, hatte diese Zeit dem Schankwirt gereicht, die
Schäden an seinem Haus fast vollkommen zu reparieren.
Das Gebäude wirkte sogar irgendwie größer und prachtvoller, als er es in Erinnerung hatte, und das war nicht nur
ein Streich, den ihm sein Gedächtnis spielte.
Während sie langsam an dem Gebäude vorüberzogen,
sah Lancelot noch einmal hin und achtete diesmal auf alle
Einzelheiten. Das Gasthaus hatte ein neues Dach und größere Fenster, dazu eine neue, mit kostbaren Schnitzereien
versehene Eingangstür, über der ein protziges Schild aus
gehämmertem Kupfer hing. Nun ja, dachte er düster,
schließlich ist Tander vor nicht allzu langer Zeit überraschend zu Reichtum gelangt.
Als sie schon fast an dem Gebäude vorbei waren, ertönte
ein helles Kläffen und ein winziges schwarzes Fellbündel
schoss aus der Tür und raste auf wirbelnden Beinen direkt
auf ihn zu. Wolf! Der kleine Hund kläffte und bellte, was
das
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