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Elbenschswert

Titel: Elbenschswert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Rechenschaft
gezogen zu werden. Trotzdem verhieß Artus’ Blick nichts
Gutes, als er Mandrake anstarrte.
»Das führt jetzt wirklich ein wenig zu weit, mein
Freund«, sagte er.
»Immerhin«, gab Mandrake ärgerlich zurück, »scheint er
tatsächlich sein Herz für die Pikten entdeckt zu haben.
Oder warum sonst hat er sie auch während des Kampfes
verschont?«
Lancelot erschrak und er konnte nur hoffen, dass sein
Zusammenzucken sowohl Artus als auch den anderen entgangen war. Er hätte nicht geglaubt, dass irgendeinem der
Männer in dem Kampfgetümmel aufgefallen war, was er
getan hatte.
»Wie soll ich das verstehen?«, erkundigte sich Artus.
Die Frage galt Lancelot, nicht Mandrake.
»Er hat Recht«, sagte Lancelot. »Ich habe eine Anzahl
der Pikten niedergeschlagen. Aber ich habe keinen von
ihnen getötet. Ich hielt es nicht für nötig.«
Diesmal wirkte selbst Artus erstaunt. »Ihr … hieltet es
nicht für nötig?«, vergewisserte er sich, als könne er nicht
glauben, was er da gerade gehört hatte.
Lancelot zuckte mit den Schultern. »Das war vielleicht
falsch ausgedrückt«, gestand er. »Sagen wir: Ich habe immer noch die Hoffnung, das Blutvergießen beenden zu
können.«
Artus seufzte. »Ich fürchte, mein Freund, dass ich Euch
diese Hoffnung nehmen muss. Eure Absicht mag durchaus
ehrenhaft sein, aber in diesem einen Punkt stimme ich mit
Sir Mandrake überein.«
»Verwundete und Kinder zu töten, damit sie später nicht
gefährlich werden können?«, fragte Lancelot. Die Worte
waren ihm einfach herausgerutscht und sie taten ihm
schon Leid, noch bevor er sie ganz zu Ende ausgesprochen
hatte, aber zu seiner Überraschung schien Artus sie ihm
nicht übel zu nehmen. Er schüttelte nur den Kopf.
»Ihr wart eine Weile fort und wisst vermutlich nichts
über die neuesten Entwicklungen«, sagte er. »Es steht
nicht zum Besten. Es ist uns zwar gelungen, Mordred gefangen zu nehmen –«
»Mordred?«, fragte Lancelot mit gespielter Überraschung.
Artus nickte und fuhr fort: »Aber leider scheint das die
Kampfeswut der Pikten eher noch angestachelt zu haben.
Wir haben drei Boten zu ihnen geschickt, um über einen
Waffenstillstand zu verhandeln. Sie haben sie alle drei
erschlagen und uns ihre Köpfe zurückgeschickt. So gern
ich es uns und den Menschen Camelots ersparen würde,
ich fürchte doch, dass uns ein Krieg mit den Pikten unmittelbar bevorsteht.«
»Habt Ihr keine gesehen, während Ihr allein durch die
Wälder gezogen seid?«, fragte Mandrake.
»Wie Ihr selbst gesagt habt, Sir«, antwortete Lancelot
kühl, »war ich allein. Und ich habe Wert darauf gelegt, es
zu bleiben.«
»Warum?«, schnappte Mandrake.
Lancelot schüttelte den Kopf. »Ich hatte über vieles
nachzudenken«, sagte er.
»Ich hoffe, Ihr seid zu einem Ergebnis gekommen«, erwiderte Mandrake.
»Meine Herren!«, rief Artus tadelnd. »Das ist wirklich
nicht der richtige Moment, um persönliche Feindschaften
auszutragen. Uns stehen schlimme Zeiten bevor. Ich zweifle nicht daran, dass wir der Gefahr Herr werden, aber wir
brauchen all unsere Kräfte dafür.«
Mandrake wäre nicht Mandrake gewesen, hätte er Artus
und vor allem Lancelot nicht mit einem feindseligen Blick
bedacht, er war aber dennoch klug genug, nicht weiter auf
das Thema einzugehen. Auch Artus hütete sich, auch nur
eine entsprechende Bemerkung zu machen, und während
der nächsten halben Stunde drehte sich das allgemeine
Gespräch nur um Fragen der Strategie und Taktik, um die
unterschiedlichen Einschätzungen der Größe der Gefahr,
die Camelot und seinen Menschen drohte, und die verschiedenen Ideen, wie ihr am besten zu begegnen sei.
Lancelot hielt sich aus dem Gespräch zum größten Teil
heraus, schon weil ihm bereits nach den ersten Sätzen klar
war, wie erbärmlich wenig er dazu hätte beitragen können.
Die magische Rüstung und das Schwert mochten ihn auf
dem Schlachtfeld oder dem Turnierplatz zu einem ebenbürtigen Gegner für jeden einzelnen dieser Ritter hier machen, Artus vielleicht eingeschlossen, aber sie machten
nicht die dreißig oder vierzig Jahre Lebenserfahrung wett,
die ihm die meisten voraushatten. Er verstand nichts von
Kriegsführung und noch weniger von Strategie und Taktik
und er verstand selbst vieles von dem, was Artus und seine
Ritter vorschlugen, nicht wirklich, auch wenn er dann und
wann zustimmend nickte oder ein nachdenkliches Gesicht
machte, weil er glaubte, es wäre der richtige Moment dazu.
Dennoch war

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