Elbenschswert
halbwegs glaubhafte
Ausrede nach, um diesen Moment so lange wie möglich
hinauszuzögern. Erneut wurde ihm klar, was für ein Fehler
es gewesen war, hierher zu kommen. Dieses Treffen konnte nur in einer Katastrophe enden! Artus gab sich einen
sichtbaren Ruck und wandte sich an Sir Mandrake: »So
gern ich über den morgigen Tag und meine Vermählung
reden würde, Ihr Herren, haben wir im Moment doch
Wichtigeres zu besprechen.
Viele von Euch werden es schon gehört haben, doch für
die, die es noch nicht wissen: Die Kolonne mit Sir Mandrake und Hardland und dem Bischof von York wurde in
einen Hinterhalt gelockt. Die Pikten haben sie überfallen.
Wäre Sir Lancelot nicht im letzten Moment aufgetaucht,
so hätte keiner von ihnen überlebt.«
Der allgemeinen Reaktion nach zu schließen schienen
noch nicht allzu viele Ritter von dem Vorfall erfahren zu
haben, denn für einen Moment brach im Thronsaal eine
Unruhe aus, die fast an einen Tumult grenzte. Schließlich
verschaffte sich Artus wieder Gehör, indem er kräftig mit
der flachen Hand auf den Tisch vor sich schlug.
»Meine Herren!«, sagte er mit leicht erhobener Stimme.
»Ich kann Eure Erregung verstehen, aber Zornesausbrüche
bringen uns jetzt nicht weiter. Die Situation ist ernst. Ernster, als wir selbst bis vor wenigen Augenblicken geglaubt
haben.«
»Was soll uns jetzt noch passieren?«, fragte Mandrake
mit bösem Spott und einem weit böseren Blick in Lancelots Richtung. »Jetzt, wo der unbesiegbare Lancelot du
Lac wieder bei uns ist?«
Artus runzelte die Stirn. Er blickte von Lancelot zu
Mandrake und wieder zurück., »Was habt Ihr, Sir Mandrake?«, wollte er wissen. »Ihr solltet Lancelot dankbar
sein.«
Mandrake antwortete nur mit einem finsteren Blick und
Hardland antwortete an seiner Stelle: »Es gab eine kleine
… Meinungsverschiedenheit zwischen Lancelot und Mandrake.«
»Worüber?«
Einige Augenblicke reagierte niemand. Artus’ Gesicht
verfinsterte sich und schließlich fuhr Hardland fort: »Es
ging um die gefangenen Pikten.«
Artus sah Lancelot fragend an, aber dieser tat beharrlich
so, als hätte er seinen Blick gar nicht bemerkt.
Schließlich knurrte Mandrake:
»Euer Freund Lancelot hat darauf bestanden, die Gefangenen freizulassen.«
Artus riss ungläubig die. Augen auf. »Ist das wahr?«, erkundigte er sich.
»Nicht so«, erwiderte Lancelot. »Es ging vor allem um
die Verwundeten. Sir Mandrake wollte sie hinrichten lassen. Zusammen mit denen, die sich ergeben hatten.«
Artus sah ihn eine Sekunde lang auf eine Art an, als verstünde er nicht so genau, was an dieser Idee so schlimm
war. Dann drehte er sich zu Mandrake um und fragte:
»Stimmt das?«
Der Ton, in dem Mandrake antwortete, bewies Lancelot,
dass ein solches Vorgehen für Artus und seine Ritter zumindest nicht so außergewöhnlich war. »Was sollte ich
tun? Wir hatten selbst an die zwanzig Verwundete und wir
mussten jeden Moment damit rechnen, dass die Pikten
zurückkommen würden. Wahrscheinlich mit Verstärkung.
Wir konnten uns nicht mit Verletzten abschleppen und
noch weniger mit unverletzten Gefangenen, die bei der
ersten Gelegenheit einen Fluchtversuch unternehmen würden.«
»Also habt Ihr sie –«
»Gefesselt und dort zurückgelassen, wo sie waren«, fiel
ihm Mandrake ins Wort. Mit einem giftigen Blick in Lancelots Richtung fügte er hinzu: »Damit ihre Kameraden sie
möglichst schnell finden und befreien können.«
»Es wäre Mord gewesen!«, protestierte Lancelot.
»Möglich«, sagte Mandrake kalt. »Ich hoffe, die Männer, die vielleicht bei der Verteidigung Camelots gegen
genau die Pikten sterben werden, die Euretwegen heute
überlebt haben, sehen das auch so.«
»Genug!«, sagte Artus. »Lancelot hatte völlig Recht, Sir
Mandrake. Dächten wir alle so wie Ihr, dann müssten wir
auch gleich ins Land der Pikten reiten und dort alle Kinder
und Neugeborenen erschlagen. Schließlich könnten sie
eines Tages zu unseren Feinden werden.«
»Ja, beschützt ihn nur, Euren Freund«, knurrte Mandrake
abfällig – ein Ton, den sich wohl nur er und selbst er nur
hier, an der Tafel der Gleichen, erlauben konnte.
Artus’ Tafel war dafür bekannt, dass es zwischen denen,
die an ihr Platz nahmen, keinen Unterschied von Stand
oder Geburt gab. Hier war jeder gleich, egal ob er nun
Artus hieß oder ein Ritter aus einem befreundeten kleinen
Königreich war. Jeder konnte sagen, wonach ihm war, und
niemand musste befürchten, später dafür zur
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