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Elbenschswert

Titel: Elbenschswert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wenig Wert darauf, mich vor all
diesen erlauchten Gästen zu blamieren, wie Sir Lancelot
es tut. Ich habe auch noch nicht allzu viel Übung darin,
verheiratet zu werden.«
»Trotzdem«, sagte der Bischof unschlüssig. »Immerhin
seid Ihr die Braut des Königs.«
»Ach, das.« Gwinneth wiederholte ihre wegwerfende
Handbewegung. »Macht Euch keine Sorgen, Bischof. Sir
Lancelot und ich sind gute alte Freunde. Und er ist der
treueste Gefolgsmann, den sich Artus nur wünschen kann.
Wenn der König jemandem seine zukünftige Gemahlin
anvertraut, dann ihm.« Sie drehte den Kopf und sah Lancelot auf eine Weise an, die ihm einen eisigen Schauer
über den Rücken laufen ließ. »Nicht wahr?«
Lancelot nickte nur knapp. Warum quälte sie ihn so?
Wusste sie denn nicht, was er in diesem Moment empfand?
»Na also«, sagte Gwinneth. Sie deutete mit einer Kopfbewegung zur Tür zurück. »Kommt.«
Lancelot folgte ihr widerstrebend. Gehorsam verließ er
hinter Gwinneth die Kirche, drehte sich einen Schritt vor
der Tür herum und hob wieder den Arm. Gwinneth nahm
den Platz ein, den Parzifal vorhin innegehabt hatte, und sie
legte ihre schmale Hand auf seinen Unterarm. Die Berührung war wie Feuer. Lancelot musste die Zähne zusammenbeißen, um nicht aufzustöhnen, und er spürte, wie
auch Gwinneth für einen kurzen Moment erschauerte.
»Warum tut Ihr das?«, flüsterte er, ohne die Lippen zu
bewegen und so leise, dass nur Gwinneth die Worte hören
konnte.
»Warum seid Ihr zurückgekommen?«, gab Gwinneth
ebenso leise zurück. »Ihr hättet es nicht tun dürfen. Wisst
Ihr überhaupt, was Ihr mir damit antut?«
Er wusste, was er sich selbst damit antat, und wenn sie
auch nur einen Bruchteil dessen empfand, was er spürte,
dann musste sie innerlich tausend Tode sterben.
Aber er hatte Artus sein Wort gegeben. Und er hatte vor
allem sich selbst sein Wort gegeben, zumindest lange genug am Leben und hier zu bleiben, bis der Krieg gegen die
Pikten vorbei und Morgaine Le Faye unschädlich gemacht
worden war, damit Artus und die neue Königin auf Camelot ihr Leben in Frieden genießen konnten. Was danach
war … er wusste es nicht. Es spielte auch keine Rolle.
Langsam näherten sie sich dem Altar. Entgegen ihrer
Behauptung stellte sich Gwinneth äußerst geschickt an,
sodass der Bischof sie nur zwei- oder dreimal zurückscheuchen musste, um ihre Geschwindigkeit oder ihre
Richtung ein wenig zu korrigieren, und schließlich hatten
sie den Punkt erreicht, an dem er die Braut an ihren Bräutigam übergab und sich rückwärts gehend zurückzog; Artus, dessen Rolle in diesem Moment Parzifal übernahm.
»Wunderbar!«, lobte der Bischof. »Wenn es morgen so
gut funktioniert wie heute, dann wird Artus sicher stolz
auf Euch sein, Sir Lancelot. Und selbstverständlich auf
Euch, Lady Gwinneth«, fügte er hastig und mit einem entschuldigenden Kopfnicken in ihre Richtung hinzu. »Vielleicht sollten wir noch ein abschließendes Mal –«
»Nein«, sagte Lancelot.
Der Bischof und auch Parzifal sahen ihn mit leicht verwirrtem Ausdruck an und auch Gwinneth drehte den Kopf.
»Es ist schon spät«, fügte er hastig und etwas leiser hinzu.
»Ich muss auch noch gewisse Vorbereitungen für den
morgigen Tag treffen. Und es gibt noch eine Menge mit
Artus zu besprechen. Ihr entschuldigt mich also.«
Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte er sich auf dem
Absatz herum und verließ die Kapelle. Er stürmte ein Dutzend Schritte davon, blieb aber dann stehen, bevor er
durch das Tor in der niedrigen Mauer treten konnte, die
die Kapelle und den Friedhof umgab, und sah nach links.
Seine Hände zitterten. Sein Herz klopfte immer noch wie
wild und er wusste, dass er nicht mehr lange die Beherrschung hätte wahren können. Aber er konnte jetzt auch
nicht zurück nach Camelot. Wenn er Artus begegnete – er
wusste nicht, was geschehen würde.
Aber er kam zu einem Entschluss, während er so dastand
und mit geöffneten Augen ins Leere starrte. Er würde sein
Wort halten und Artus als Brautführer und Trauzeuge dienen, aber danach, noch bevor die eigentlichen Hochzeitsfeierlichkeiten begännen, würde er Camelot verlassen,
entweder unter einem Vorwand oder in aller Stille, und er
würde weiter das tun, was er in den vergangenen Wochen
getan hatte: in der Nähe bleiben und aus dem Verborgenen
heraus über die Sicherheit der Stadt wachen.
»Es ist dort hinten«, sagte eine Stimme hinter ihm.
Lancelot drehte sich herum und sah, dass Gwinneth

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