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Elbenschswert

Titel: Elbenschswert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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treten. »Als ich gerade herauskam und … unter dem schlechten Licht hier, da … da
dachte ich im allerersten Moment, dass … es wäre Dulac.
Ihr seht ihm wirklich ein bisschen ähnlich.«
»Ein Küchenjunge, der sich eine Rüstung anlegt und sich
als Ritter ausgibt?« Lancelot runzelte die Stirn. »Das wäre
tollkühn. Eine gewaltige Tracht Prügel wäre wohl das
Mindeste, was ihn erwartet, wenn nichts Schlimmeres.«
»Es war dumm von mir, Herr«, sagte Evan hastig. »Bitte
verzeiht mir. Ich hätte natürlich wissen müssen, dass es
gar nicht Dulac sein kann.«
»Weil er nicht so dumm ist?«
»Weil er tot ist, Herr«, antwortete Evan. »Mordred hat
ihn umgebracht.«
»Mordred? Einen Küchenjungen?«
Evan hob die Schultern. »Ich war nicht dabei«, sagte er.
»Es heißt, er hätte sich dazwischengeworfen, als Mordred
den Dolch nach Artus geschleudert hat. Er wurde getroffen und starb wohl noch am selben Abend.«
»Dann war er sehr tapfer«, meinte Lancelot.
Er konnte in Evans Augen lesen, dass er eine solche Tat
eher für sehr dumm hielt, aber natürlich nickte er nur und
sagte: »Sicher, Herr.«
Lancelot ging weiter und er konnte hören, wie Evan hinter ihm erleichtert aufatmete. Kurz bevor er sein Zimmer
erreichte und ohne sich nach Evan umzudrehen, sagte er:
»Sei so gut und bring mir einen Krug Wein, Junge.« Er
schwieg einen Moment und fügte dann hinzu: »Von dem
roten aus Franken, den Artus so sehr schätzt. Der König
hat einen guten Geschmack.«
Evan hütete sich zu antworten, aber Lancelot konnte ein
Grinsen nicht ganz unterdrücken. Er wusste, dass Artus
nur noch ein einziges Fass des schweren roten Weines
besaß, den ihm ein Fürst aus dem Land jenseits des Meeres geschenkt hatte. Es stand ganz hinten im Weinkeller in
einer Ecke, die man nur nach einer mühsamen Kletterei
erreichen und mit einem vollen Krug Wein mit einer noch
viel mühsameren Kletterei wieder verlassen konnte. Er
selbst hatte sich oft genug darüber geärgert, wenn Artus
ihn danach geschickt hatte.
Sein Lächeln erlosch, nachdem er das Zimmer betreten
und die Tür hinter sich geschlossen hatte. Müde ging Lancelot zum Bett, warf Helm und Schild darauf und wollte
sich setzen, überlegte es sich dann aber anders und ging
mit langsamen Schritten zum Fenster. Kalter Wind fegte
herein und auch der Stein schien im ersten Moment eisig
zu sein, als er sich mit den Unterarmen auf die Brüstung
stützte und hinaussah, dabei war es ein strahlend schöner
Sommertag. Keine einzige Wolke stand am Himmel und
es sollte eigentlich warm sein, wenn nicht heiß. Burghof,
Stadt und Land breiteten sich wie eine winzige Spielzeuglandschaft unter ihm aus, die Luft war ungewöhnlich klar,
selbst für einen so hellen Sommertag, und der Blick reichte ungehindert bis zum fernen Horizont. Es war ein wunderschöner Anblick, denn die Stadt war bunt geschmückt
und die Musik und das Lachen der Feiernden drangen
selbst bis hier herauf. Lancelot aber spürte eine dumpfe
Beklemmung, die ihm fast den Atem nahm. Etwas wie
eine unsichtbare, dräuende Wolke schien über dem Land
zu liegen; die Ahnung eines kommenden Unheils, das sich
langsam, aber unaufhaltsam näherte.
Es klopfte. Lancelot fuhr leicht zusammen und drehte
sich herum, ehe er laut und hörbar »Herein!« rief.
Die Tür wurde geöffnet und Ritter Parzifal betrat den
Raum, dicht gefolgt von einem Mann, den Lancelot zwar
erst vor kurzer Zeit gesehen hatte, den er aber erst auf den
zweiten Blick erkannte. Es war der Bischof von York.
Jetzt trug er nicht mehr das prachtvolle Kirchengewand,
sondern ein einfaches braunes Kleid, das ein wenig an eine
Mönchskutte erinnerte, und keine Kopfbedeckung.
»Parzifal!«
»Lancelot!« Auf Parzifals Gesicht erschien ein offenes,
sehr ehrliches Lächeln, als er Lancelot entgegeneilte und
ihn kurz, aber heftig in die Arme schloss. Parzifal war der
jüngste der Tafelritter und nur ein paar Jahre älter als Lancelot selbst. Schon als Lancelot noch Dulac gewesen war,
war er ihm von allen Tafelrittern der sympathischste, denn
er war einer der wenigen, die zumindest dann und wann
einmal ein Lächeln oder ein gutes Wort für ihn übrig gehabt hatten, statt ihn zu beschimpfen oder einen Weinbecher nach ihm zu schleudern, wenn sie betrunken waren.
Etwas von dieser Sympathie hatte sich auch auf Lancelots
neue Identität übertragen, dessen war er sich ganz sicher.
Abgesehen von Artus selbst war Parzifal vielleicht der
Einzige

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