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Elbenschswert

Titel: Elbenschswert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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irgendeinen Sinn
ergab.
»Es tut mir Leid«, murmelte er. »Ich hätte ihn gern kennen gelernt, so, wie Ihr ihn beschreibt, Mylady.«
»Mylady?« Gwinneth sah zu ihm hoch. Die Trauer in ihrem Blick wurde tiefer. »Mylady?«, wiederholte sie. »Bin
ich nicht mehr für dich, Lancelot?«
»Ihr seid die Braut meines Königs«, antwortete Lancelot,
wobei er das Gefühl hatte, an jedem einzelnen Wort, jeder
einzelnen Silbe ersticken zu müssen. Trotzdem fuhr er
fort: »Ich würde mein Leben für Euch geben, ebenso wie
für Artus.«
Gwinneth nickte. »Aber darüber hinaus«, meinte sie,
»bin ich einfach nur Eure Königin, habe ich Recht?« Ihre
Stimme wurde bitter.
»Haben wir denn eine andere Wahl?«, fragte Lancelot.
Diesmal antwortete Gwinneth nicht mehr. Sie sah ihn
noch einen Moment lang auf diese unendlich traurige Art
an, dann hob sie langsam die Hände, ließ den Schleier
wieder vor ihrem Gesicht heruntergleiten und drehte sich
um, um zu gehen. Lancelot folgte ihr nicht.
Er sah auch Parzifal an diesem Tag nicht wieder, ebenso
wenig wie Mandrake, Hardland, Leodegranz oder irgendeinen anderen der Tafelritter und auch Artus nicht.
Er verbrachte den Rest des Tages und die Nacht allein in
seinem Zimmer und es war das erste Mal seit langer Zeit
wieder, dass er sich in den Schlaf weinte.
    Die Posaunen waren so laut, dass er das Gefühl hatte, seine Trommelfelle müssten platzen. Lancelot verzog das
Gesicht. Nun also war der große Tag gekommen. Er war
früh aufgewacht, mit den verschwommenen Erinnerungen
an irgendeinen Albtraum hinter der Stirn, trotz der Morgenkühle, die sich in seinem Zimmer eingenistet hatte,
schweißgebadet und mit einem schlechten Geschmack im
Mund, der nicht auf das Essen vom vergangenen Abend
zurückzuführen war, sondern seinen Gemütszustand widerspiegelte. Heute also – in weniger als einer halben
Stunde! – würde er jenen Menschen, den er über alles auf
der Welt liebte und für den er ohne zu zögern sein Leben
hingegeben hätte, eigenhändig zum Altar fuhren, damit er
den Menschen heiratete, dem all seine Treue und Freundschaft gehörte. Für jeden Einzelnen hier in Camelot war
dies ein Feiertag, ein Tag großer Freude und neuer Hoffnung, mit der er in die Zukunft blicken konnte, aber für
ihn war er das genaue Gegenteil.
    Der schlimmste Tag in seinem Leben.
Lancelot trat mit gemessenen Schritten durch das weit
offen stehende Stadttor und wandte sich nach links. Die
kleine Kapelle und der Friedhofwaren hinter der Menschenmenge, die gekommen war, um Artus und seiner
Braut zuzujubeln, nicht mehr zu sehen. Wohin er auch
blickte, sah er in fröhliche und lachende Gesichter, schallten ihm Jubelrufe und die Glückwünsche der Bewohner
Camelots entgegen, winkten ihm bunte Tücher zu oder
wurde ein Weinbecher übermütig in seine Richtung geschwenkt. Es schien, als wären sämtliche Bewohner der
Stadt gekommen, um Artus’ und Lady Gwinneths Hochzeit mitzuerleben, ganz gleich ob Alt oder Jung, gesund
oder krank.
    »Was habt Ihr, mein Freund? Ihr seht nicht sehr fröhlich
drein.«
Lancelot fuhr aus seinen Gedanken hoch und drehte mit
einem Ruck den Kopf. Im ersten Moment verstand er nicht
genau, was der Mann neben ihm gesagt hatte; er erkannte
ihn nicht einmal, obwohl er kaum einen Schritt neben ihm
ging. Dann fand er in die Wirklichkeit zurück und beeilte
sich, hastig den Kopf zu schütteln und Braidens Frage mit
einem Lächeln die Schärfe zu nehmen: »Ich habe nicht
besonders gut geschlafen«, antwortete er. »Das ist alles.«
Der alte Tafelritter lächelte verständnisvoll. »Damit befindet Ihr Euch in guter Gesellschaft«, sagte er mit einem
gutmütigen Grinsen. »Ich glaube, keiner von uns hat in
dieser Nacht mehr als eine Stunde Schlaf gefunden und
die meisten vermutlich nicht einmal die.« Sein Grinsen
wurde breiter. »Ihr wisst doch, wie das mit Junggesellen
ist. An ihrem letzten Abend als unverheiratete Männer
müssen sie all ihren Freunden beweisen, dass sie immer
noch trinkfest sind wie eh und je.«
»Hat Artus es Euch bewiesen?«, fragte Lancelot.
Sir Braiden nickte. »Und ob! Manchmal hatte ich das
Gefühl, er hätte sich vorgenommen den Weinkeller ganz
allein leer zu trinken.« Er schüttelte den Kopf. »Er hat es
nicht geschafft, aber er war auf dem besten Wege.«
Lancelot lächelte pflichtschuldig zurück und sah dann
wieder nach vorne. Braiden war diplomatisch genug gewesen, ihn nicht zu fragen, wo er eigentlich am vergangenen

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