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Elbenschswert

Titel: Elbenschswert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gewesen, aber nun dem Mann gegenüberzustehen, dem
Gwinneth gehören würde, war furchtbar.
Und der Umstand, dass dieser Mann trotz allem sein
König und wohl auch noch ein wenig sein Freund war,
machte es auch nicht gerade leichter.
Sie gingen zur Tafel. Die Ritter warteten, bis Artus auf
seinem Stuhl Platz genommen hatte, und wollten sich
dann ebenfalls setzen, aber Artus hob noch einmal die
Hand und sagte mit lauter Stimme und einer Geste auf den
freien Stuhl zu seiner Rechten: »Hört, was ich beschlossen
habe. Unabhängig davon, was sich Sir Lancelot als Belohnung für seinen Mut und seine Tapferkeit noch erbitten
mag, ist dies das Geschenk, das ich ihm mache: Von heute
an und für alle Zeiten soll der Platz zu meiner Rechten
niemand anderem als Sir Lancelot du Lac gehören.«
Lancelot hätte am liebsten laut aufgestöhnt. Er hatte
schon einmal eine Auseinandersetzung miterlebt, als es
um die Sitzordnung an der Tafel ging, an der es angeblich
keine Sitzordnung gab, und ihm war klar, dass Artus’ sicherlich gut gemeinter Entschluss nur für weiteres böses
Blut sorgen musste.
Was auch augenblicklich geschah. Lancelot selbst blieb
stehen und auch einige der anderen Ritter zögerten sich
niederzulassen. Auf dem einen oder anderen Gesicht erschien ein Stirnrunzeln oder ein Ausdruck von leichtem
Unmut, aber es gab einen unter ihnen, der laut widersprach.
»Verzeiht, Artus«, sagte Mandrake. »Aber habt Ihr nicht
selbst einmal bestimmt, dass es an diesem Tisch keine
festen Plätze gibt und keinen Stuhl, der mehr gilt als der
andere?«
»Habt Ihr mich nicht verstanden, mein Freund?«, fragte
Artus lächelnd. »Es ist mein Wunsch, dass Lancelot in
Zukunft den Ehrenplatz zu meiner Rechten innehat.«
Mandrakes Gesicht verfinsterte sich weiter. Er schoss
einen wütenden Blick in Lancelots Richtung ab und wandte sich dann wieder an den König. »Es sind Eure eigenen
Regeln«, beharrte er.
Artus nickte. Sein Lächeln wurde um mehr als nur eine
Spur kühler. »Ich weiß«, sagte er. »Ich habe sie aufgestellt
und ich kann sie ändern.«
Plötzlich wurde es sehr still. Für einen unendlich langen
Atemzug sagte niemand ein Wort und die Spannung, die
plötzlich zwischen Artus und Mandrake in der Luft lag,
war fast greifbar. »Das könnt Ihr nicht, Artus«, sagte
Mandrake. »Camelots Macht beruht auf dem, was dieser
Tisch bedeutet.« Er schlug mit der flachen Hand auf die
Eichentafel und er tat es auf eine Art, die wohl nicht nur
Lancelot spüren ließ, dass er die Hand lieber in Artus’
Gesicht geschlagen hätte. »Bringt das eherne Prinzip der
Gleichheit zu Fall und Ihr stürzt die Krone von Camelot!«
»Was fällt Euch ein, so mit mir zu reden?!«, fragte Artus. »Habt Ihr vergessen, wer ich bin?«
»In diesem Raum und an dieser Tafel seid Ihr nicht mehr
als jeder von uns«, antwortete Mandrake. »Es gibt hier
niemanden, der befiehlt, und niemanden, der gehorcht.«
»Das mag stimmen«, erwiderte Artus. »Aber vergesst
nicht, Sir Mandrake, sobald wir diesen Saal verlassen, bin
ich wieder Euer König.«
Das war deutlich. Nicht nur Lancelot starrte Artus betroffen an. Viele der anwesenden Ritter wirkten regelrecht
entsetzt und selbst Artus schien zu spüren, dass er nun
einen Schritt zu weit gegangen war, denn Mandrake hatte
mit jedem Wort Recht, das er gesagt hatte.
Das Prinzip der Gleichheit an diesem Tisch war Camelot; der Garant dafür, dass das Reich seit zwanzig Jahren
bestand und seinen Bewohnern und Artus’ Untertanen
einen bis dahin nie gekannten Frieden und Wohlstand beschert hatte. Wenn er es zerstörte, zerstörte er Camelot.
Ein weiterer Augenblick in unbehaglichem Schweigen
verging, dann schüttelte Artus den Kopf und zwang sich
zu einem nicht ganz geglückten Lachen. »Aber lasst uns
nicht streiten, meine Freunde«, sagte er. »Heute ist wirklich nicht der richtige Tag dazu. Wenn überhaupt, dann ist
es ein Tag um zu feiern.«
Im ersten Moment schien es, als würden die Worte ihre
Wirkung verfehlen, aber dann stimmte einer der Ritter
vorsichtig in Artus’ Lachen ein und man konnte deutlich
spüren, wie die Spannung von den Männern abfiel.
Nur Sir Mandrake starrte Artus weiter fast hasserfüllt an,
drehte sich dann mit einem Ruck um und stürmte aus dem
Saal.
Artus schüttelte den Kopf, als die Tür mit einem dumpfen Knall hinter ihm zufiel. Er sah zu Lancelot hoch und
wartete, bis dieser sich endlich neben ihn gesetzt hatte.
»Nehmt es ihm nicht übel, Sir

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