Elbenschswert
verfluchen und oft genug mit Recht, denn ich verlange
mehr von ihnen, als mir eigentlich zusteht.
Aber wenn ich den Menschen auch nicht das Paradies
schenken konnte, das ich ihnen einmal versprochen habe,
so habe ich ihnen doch wenigstens Hoffnung auf eine bessere Zukunft gegeben. Vielleicht nicht für sie, aber für ihre
Kinder oder deren Kinder. Wenn Morgaine gewinnt, wird
vielleicht nicht nur Britannien in einer tausendjährigen
Nacht versinken. Und deshalb ist es wichtig, dass Gwinneth und ich heiraten.«
»Ich dachte, das einzig Wichtige, wenn zwei Menschen
heiraten, ist, dass sie sich lieben?«, hörte sich Lancelot fast
zu seinem eigenen Entsetzen fragen.
Und zu seiner noch größeren Verwunderung nahm ihm
Artus auch diese Frage nicht übel, sondern sah ihn weiter
mit einer Trauer an, die ihn erneut schaudern ließ.
»Ich habe nicht gesagt, dass ich sie nicht liebe«, meinte
er ernst. »Ich bin kein Dummkopf. Und ich bin auch nicht
blind. Ich weiß sehr wohl, dass Gwinneth meine Tochter
sein könnte, wenn nicht meine Enkelin, und dass ihr Herz
einem anderen zugetan ist. Ich dachte, ich wüsste, wer es
ist, aber nun bin ich nicht mehr sicher.
Doch das spielt keine Rolle. Ganz egal ob ich von Mordreds Hand falle oder als Greis auf dem Sterbebett ende,
irgendwann werde ich nicht mehr da sein und Camelot
braucht einen Erben. Und er muss von unserem Blut sein.
Dem Blut meines Volkes.«
Lancelot stand auf. Er fühlte sich plötzlich von einer Unruhe ergriffen, die er sich nicht erklären konnte, die es ihm
aber unmöglich machte, weiter still sitzen zu bleiben. Nervös begann er im Zimmer auf und ab zu gehen. Er sah
dabei nicht in Artus’ Richtung, aber er spürte seine Blicke
wie die Berührung einer warmen, unangenehm trockenen
Hand im Rücken. Schließlich blieb er stehen und drehte
sich mit einem Ruck zu Artus herum. »Dem Blut eines
Elben?«
Artus schwieg und Lancelot fuhr leiser und mit zitternder Stimme fort: »Ich frage mich, was die Bewohner Eures
Landes sagen würden, wenn sie erführen, dass ihr König
nicht einmal ein Mensch ist.«
Artus zog eine Grimasse. »Die meisten halten mich sowieso für eine Art Gott und nicht wenige wahrscheinlich
für den Teufel persönlich. Und was Eure Frage angeht,
mein Freund – so groß ist der Unterschied nicht, wie Ihr
glaubt. Ihr wart in der Festung meiner Schwester, aber
glaubt mir, nicht unser ganzes Volk ist so wie sie. Die
Menschen der Tir Nan Og sind –«
»Ich weiß, wie sie sind«, unterbrach ihn Lancelot. »Ich
war nicht nur in Malagon.«
Nun wirkte Artus ehrlich überrascht. Doch er sagte
nichts, sondern griff nun doch wieder nach seinem Weinbecher und nippte daran. Ohne direkt in Lancelots Richtung zu sehen; begann er mit leiser Stimme:
»Unser Volk ist uralt, Lancelot. Älter, als Ihr Euch auch
nur vorstellen könnt. Es gab uns schon, als auf dieser Insel
nicht einmal Bäume wuchsen, und es wird uns wahrscheinlich auch noch geben, wenn der Mensch längst vergessen ist. Wir sind keine Götter. Wir sind nur … anders.
Wir vermögen vieles zu tun, was Menschen wie Zauberei
vorkommen mag, aber glaubt mir, vieles, was für den
Menschen selbstverständlich ist, ist uns verwehrt.«
»Warum zeigt Ihr Euch ihnen dann nicht?«, fragte Lancelot.
»Weil es unmöglich ist«, sagte Artus. »Wir haben es
versucht und es hätte fast im Untergang unserer beider
Völker geendet. Vielleicht wird irgendwann die Zeit
kommen, in der Menschen und Elben nebeneinander und
in Freundschaft leben können, aber ich fürchte, das wird
keiner von uns noch erleben.«
»Und Ihr?«, fragte Lancelot. »Warum seid Ihr dann
hier?«
Artus überlegte einen Moment, bevor er antwortete:
»Weil ich die Menschen liebe«, sagte er schließlich. »Ich
halte sie für ein großartiges Volk. Ein starkes Volk und
sehr stolz. Ich bin hierher gekommen, um ihnen zu helfen,
aus keinem anderen Grund. Nicht um König zu werden
oder zu herrschen. Das hätte ich da, wo ich geboren bin,
bequemer haben können. Aber ich glaube, dass es die
Menschen verdienen, in eine bessere Zukunft geführt zu
werden.«
»Warum erzählt Ihr mir das?«, fragte Lancelot.
»Weil Gwinneth mich darum gebeten hat«, antwortete
Artus ehrlich. »Und weil ich es Euch schuldig bin. Ich
weiß, was Ihr für sie empfindet, und ich weiß auch, dass
Gwinneth diese Gefühle erwidert. Ich hasse Euch deswegen nicht.« Er nahm einen weiteren Schluck Wein.
»Ich spreche jetzt nicht als Euer
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